Würthle, (Karl) Friedrich (1820–1902), Photograph, Graphiker und Maler

Würthle (Karl) Friedrich, Photograph, Graphiker und Maler. Geb. Konstanz, Großhg.tum Baden (D), 18. 9. 1820; gest. Salzburg (Sbg.), 8. 10. 1902; evang. Sohn des Rgt.-Chirurgen Georg Friedrich W. und der Caroline W., geb. Seif, Vater von Thekla W., verheiratete Layritz (1862–1931), die ab 1908 als Geschäftsführerin der Fa. Würthle & Sohn Nachf. in Salzburg fungierte, und des Photographen Friedrich W. (1866–1919); ab 1858 verheiratet mit der Advokatentochter Maria W., geb. Spinnhirn. – Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs W. bei Verwandten in Durlach auf und erhielt eine Ausbildung in den modernsten Reproduktionstechniken im Stahlstichatelier von Carl Ludwig Frommel in Karlsruhe. 1840 begann er in München seine Karriere als Radierer, Stecher und Lithograph nach eigenen und fremden Vorlagen (z. B. von →Rudolf v. Alt) und arbeitete an diversen Vedutenwerken mit („Das Königreich Bayern …“, 1843ff.; „König Ludwig Album“, 1850). Im Revolutionsjahr 1848 war er vorübergehend beim Österr. Lloyd in Triest angestellt, 1850 hielt er sich erneut in München auf. In den Sommermonaten erfolgten vorbereitende Stud. für seine Stich-Ser. „Malerische Ansichten von Süd- und Nordtirol“ (1852–55), die ebenso wie „Dreizehn Ansichten des pittoresken Gasteiner Thales“ (nach →Johann Fischbach) bei seinem späteren Partner, dem Kunsthändler Gregor Baldi in Salzburg, erschien. 1861 übersiedelte er nach Salzburg und widmete sich fortan ausschließl. der Photographie. 1862 gründete er mit Baldi eine photograph. Anstalt (Baldi & Würthle), die sich v. a. mit Stadt- und Landschaftsaufnahmen bald einen Namen machte und auf den Weltausst. 1867 in Paris und 1873 in Wien prämiert wurde. Pionierarbeit leistete W. als Hochgebirgsphotograph mit modernster Weitwinkeltechnik, insbes. geschätzt wurden seine feinsinnigen Wolkenretouchen. 1873 erfolgte eine vorübergehende Trennung von Baldi und der Eintritt seines Schwagers Hermann Spinnhirn in die Fa., der 1881 sein Kompagnon (Würthle & Spinnhirn) wurde. I. d. F. bauten sie einen Ansichtskarten- und Photoverlag auf, der mit seinem reichhaltigen Angebot einer der führenden seiner Zeit wurde (Filialbetriebe in München, Wien und London). Ca. 1882–95 arbeitete auch der Hochgebirgsphotograph Gustav Jägermayer für die Fa. Nach dem Tod Spinnhirns 1892 wurde W.s Sohn Friedrich Mitbesitzer (Würthle & Sohn), der das Atelier 1904 an die Photographen Eduard Bertel und Carl Pietzner verkaufte. Der Verlag blieb in Familienbesitz (Würthle & Sohn Nachf.) und verlegte seinen Hauptsitz 1915 nach Wien, wurde jedoch bald danach eingestellt. Das Glasplattenarchiv wurde 1912 an die Fa. Kilophot verkauft, 1926 von Ernst Koschier in Salzburg erworben und befindet sich seit 1998 im Archiv der Stadt Salzburg. Der Firmenname wurde von der später in der Kunstszene legendären Galerie Würthle übernommen und lebte bis zu deren Einstellung 1995 fort. W. war ab 1872 Mitgl. der Photograph. Ges. und ab 1888 Mitgl. der Ges. für Sbg. Landeskde.

L.: Tages-Post (Linz), 10. 10. 1902; Thieme–Becker; Wurzbach; L. Schrank, in: Photograph. Correspondenz 39, 1902, S. 655ff. (m. B.); F. Seidl, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 43, 1903, S. 394f.; H. Frank, ebd. 105, 1965, S. 194ff., 106, 1966, S. 355ff. (m. B.); M. Buchsbaum, in: Das Fenster 4, 1970, S. 614ff.; Geschichte der Fotografie in Österr. 1–2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, s. Reg. (Kat.); I. Nebehay – R. Wagner, Bibliographie altösterr. Ansichtenwerke … 3, 1983; E. Werl, K. F. W., geisteswiss. DA Salzburg, 1988; S. Bichler, in: Galerie Würthle, Wien 1995 (Kat.); Kronland Sbg. Hist. Fotografien von 1850 bis 1918, ed. W. Morath, Salzburg 2000, passim (Kat.); T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; H. F. Schweers, Gemälde in dt. Museen 1/3, 2005, S. 1434; F. Kaiser, in: Berge im Kasten, München 2006, S. 50f. (Kat.); E. Koppensteiner, in: Das Kunstwerk des Monats / Salzburg Mus., Februar 2008; M. Gröning, in: Die Weite des Eises, ed. M. Faber, Wien 2008, S. 34f. (Kat.); Sbg. Fotografien 1880–1918 aus dem Fotoatelier Würthle. Smlg. Kraus, ed. Th. Weidenholzer, 3. Aufl. 2011; Sbg. Kulturlex., ed. P. Mittermayr – H. Spängler, 2019.
(N. Schaffer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 361f.
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