Wunder Franz, Unternehmer und Kunsthandwerker. Geb. Eisenstadt, Ungarn (Bgld.), 1842 oder 1843; gest. Wien, 12. 2. 1876; röm.-kath. Sohn eines Magistratsbeamten. – W. besuchte das Obergymn. in Ödenburg, stud. anschließend 1863–64 Jus an der Univ. Wien (nicht abgeschlossen) und befasste sich bereits währenddessen mit Fächermalerei. Nach 1864 zunächst als Hauslehrer tätig, wandte er sich der Lederverarbeitung zu und arbeitete in →August Klein v. Ehrenwaltens Wr. Fa. für Ledergalanteriewaren und danach in der Lederkunstarbeiten-Fabrik des Hof-Ledergalanteriefabrikanten Josef Weidmann. 1872 eröffnete W. gem. mit Ignaz Urban Kölbl das kunstindustrielle Atelier Wunder & Kölbl. Kölbl sowie seine Brüder Anton Kölbl und Josef Kölbl waren bereits ab den 1840er-Jahren als Ges. der im Wr. Fasanviertel angesiedelten Lederfabrik Gebr. Kölbl, die auch eine Filiale in Pest hatte, tätig. Das Unternehmen Wunder & Kölbl spezialisierte sich auf die Herstellung von Lederluxuswaren: Aus handgeschnittenem, skulptiertem Leder sowie Ledermosaik wurden Alben, Mappen, Notiz-, Tage- und Memoirenbücher sowie Buch-Prachteinbde. in Handvergoldung produziert, wobei sowohl die Einlegetechnik als auch die Technik der aufgelegten Mosaikarbeit zur Anwendung kam. W. orientierte sich dabei an Renaissancemustern u. a. aus der Hofbibl. und galt als ein Erneuerer der alten Lederintarsia-Technik. Die künstler. Bucheinbde. der Fa. erregten anlässl. der Wr. Weltausst. 1873 großes Aufsehen und wurden von der Kritik – u. a. von →Camillo Sitte und →Jakob v. Falke – gelobt. Nach seinem frühen Tod führte W.s Ges. das Unternehmen als Kölbl Ignaz Urban’sche Fabrik von Leder-Luxus-Waren allein weiter.