Wurm von Arnkreuz, Alois Maria (1843–1920), Architekt, Fachschriftsteller und Politiker

Wurm von Arnkreuz Alois Maria, Architekt, Fachschriftsteller und Politiker. Geb. Wien, 26. 1. 1843; gest. ebd., 3. 2. 1920; röm.-kath. Sohn des Hofbeamten Johann Wurm und der Aloisia Wurm, geb. Sattler, Vater des Baurats Ludwig W. v. A. (1878–1966); ab 1865 verheiratet mit Emilie Megerle v. Mühlfeld (1839–1874), ab 1876 in 2. Ehe mit Josefa Cordier v. Löwenhaupt (1855–1918). – Nach dem Besuch der Oberrealschule stud. W. an den polytechn. Inst. in Wien (1859–61) und München (1861–63) sowie 1863–67 an der Wr. ABK bei →August Sicard v. Sicardsburg und →Eduard van der Nüll (1864/65 Haggenmüller-Preis, 1865/66 Pein-Preis, 1866/67 Füger-Preis). Nachdem er 1867 kurzfristig für Sicard v. Sicardsburg als Supplent an der ABK tätig gewesen war, machte er sich um 1868 selbstständig und reüssierte insbes. mit dem aufwendigen Bau des Palais Wasserburger (1869, Kantgasse, Wien 1). Dieser Erfolg führte ihn 1871 nach Moskau, wo er mehrere Palais (Makaroff, Fulda) und das Gebäude der Gartenbauges. errichtete. In Wien schuf er neben einigen Palais (Nassau, 1872, Reisnerstraße, Wien 3) v. a. repräsentative Mietshäuser (Mietshausgruppen: Prinz-Eugen-Straße, Wien 4, 1883, Neuer Markt/Kärntnerstraße, Wien 1, um 1893). Bis zum 1. Weltkrieg aktiv, plante er auf dem Gebiet der Donaumonarchie neben diversen adeligen Residenzen (Schloss Larisch-Mönnich, Karwin, 1874; erzbischöfl. Palais, Karlowitz, um 1880) als Gründungsmitgl. und Vizepräs. (1896–1920) der Österr. Ges. vom Weißen Kreuz eine Reihe von Off.kurhäusern (Marienbad, 1880; Arco, 1886; Karlsbad, 1898; Weikersdorf, 1903; Portorose, 1906). Zahlreiche seiner Wettbewerbsentwürfe wurden allerdings nicht realisiert (u. a. Wr. Rathaus, 1869; Reichstagsgebäude Berlin, um 1870; Haus des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1871; Kom.haus Kronstadt, 1878; Rathaus Hamburg, 1876; Neuottakringer Pfarrkirche, 1884; HK Wien, 1905; Kriegsmin. Wien, 1907). Formal war W. als typ. Vertreter des Späthistorismus überwiegend der dt. Neorenaissance verpflichtet und scheute nicht den Einsatz von üppigem Dekor (Geschäftsportal Lobmeyer, 1899, Kärntnerstraße, Wien 1). Daneben war er umfassend publizist. tätig, Mitgl. zahlreicher Fachvereinigungen, so etwa ab 1862 der Wr. Bauhütte, ab 1869 des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., ab 1873 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1907–15 der Zentralvereinigung der Architekten Österr., im Verw.R. diverser Institutionen und 1890–1904 Abg. für die Liberalen im Wr. Gmd.rat. Aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten gehörte W. um 1900 zu den maßgebl. Persönlichkeiten der Wr. Architektenschaft, was auch seine zahlreichen Ausz. (1873 Medaille der Sektion Kunst auf der Wr. Weltausst.) belegen. 1881 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1897 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., wurde er 1891 Baurat, 1910 Oberbaurat, 1908 erfolgte die Erhebung in den Adelsstand, 1909 die Verleihung des Prädikats „von Arnkreuz“.

Weitere W. (s. Architektenlex.): Theater, um 1885 (Bad Hall); Villa Mannlicher, 1890 (Hinterbrühl); Gustav Pretsch-Hof, 1912 (Wien 8).
L.: Der neue Tag, NFP, NWT (Abendausg.), WZ (Abendausg.), 4. 2. 1920; Die Wr. Ringstraße 1; Eisenberg 1; Thieme–Becker; Wer ist’s?, 1909; Wurzbach; A. Prokop, in: Der Bautechniker 19, 1899, S. 176ff.; Wien am Anfang des 20. Jh. 2, ed. P. Kortz, 1906, s. Reg.; M. Paul, Techn. Führer durch Wien, 1910, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jh., 1970, s. Reg.; Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 3/1, 1990, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B u. W., Zugriff 20. 8. 2020); ABK, Pfarre Breitenfeld, Pfarre Mariahilf, Pfarre St. Stephan, TU, alle Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 372f.
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