Zängerle, Roman (Franz Xaver Sebastian) (1771–1848), Fürstbischof und Theologe

Zängerle Roman (Franz Xaver Sebastian) (OSB), Fürstbischof und Theologe. Geb. Oberkirchberg, Vorderösterr. (D), 20. 1. 1771; gest. Graz (Stmk.), 27. 4. 1848; röm.-kath. Sohn des Seifensieders und Händlers Johann Z. und dessen Frau Elisabeth Z., geb. Brotam, verwitwete Tangel, Bruder der Ordensmänner Werner (Bernard) Z. OSB (geb. 17. 8. 1769; gest. Kloster Wiblingen, Vorderösterr./D, 13. 10. 1801) und Meinrad (Franz Xaver) Z. OSB (geb. 24. 10. 1772; gest. Kloster Wiblingen, 29. 11. 1804). – Z. absolv. das Gymn. des Benediktinerklosters Wiblingen und trat dort 1788 (gem. mit dem späteren Linzer Bischof Gregor Thomas Ziegler) ein; Profess 1792. Er stud. an der ordenseigenen Hauslehranstalt und wurde 1793 in Konstanz zum Priester geweiht. I. d. F. war er am Stiftsgymn. und als Prof. für Hermeneutik an der Hauslehranstalt tätig, nach Ablegung der erforderl. Prüfungen an der Univ. Freiburg im Breisgau ab 1798 auch als o. Prof. der Hl. Schrift. Zudem fungierte er als Novizenmeister in Wiblingen und Mehrerau und ab 1801 als Stiftspfarrer in Wiblingen. 1803 in Salzburg zum Dr. phil. und Dr. theol. prom., lehrte er 1803–07 als Prof. für oriental. Sprachen und Hl. Schrift an der dortigen Benediktineruniv. Daneben suppl. er Pastoraltheol.; 1806 Dekan der theol. Fak. Z. war auch als akadem. Prediger und Seelsorger für verschiedene Kongregationen tätig. Im Zuge der Säkularisation des Klosters Wiblingen (1806) ging Z. gem. mit Ziegler in die Erzabtei Tyniec nach Galizien. 1807–09 wirkte er als Prof. für Bibelgriech. und Neues Testament an der nahe gelegenen Univ. Krakau; 1807 Konsistorialrat, 1809 Dekan. 1809 musste Z. Krakau und Tyniec verlassen, ging vorerst nach Brünn und wurde 1811 Prof. der Hl. Schrift an der Univ. Prag. 1813–24 war er als Prof. für Neues Testament an der Univ. Wien tätig; 1815 Dekan, 1817–24 Vizedir. der theol. Stud., 1821 Kanoniker des Metropolitankapitels zu St. Stephan und Konsistorialrat. Nachdem seine Kommunität bereits zerstreut war, ließ sich Z. 1821 von den Ordensgelübden entbinden. Nach zwölfjähriger Sedisvakanz wurde im Mai 1824 mit Z. wieder ein Fürstbischof für die Diözese Seckau durch Fürsterzbischof →Augustin Josef Gruber nominiert; Konfirmation und Konsekration im September, Inthronisation im Oktober. Damit verbunden war die Mitverwaltung der seit 1808 vakanten Diözese Leoben. Geprägt von seinem Beichtvater →Klemens Maria Hofbauer, zählte Z. wegen seines Reformeifers zu den bedeutendsten Bischöfen Seckaus und wurde gelegentl. als „Canisius“ oder „Zweiter Reformator“ der Stmk. bezeichnet. Trotz seiner Loyalität gegenüber dem Kaiserhaus scheute er nicht schärfere Auseinandersetzungen mit dem staatl. Gubernium, v. a. in den letzten Lebensjahren. Er trat für eine Herausführung der Kirche aus der staatl. Bevormundung durch das josephin. System ein und betonte deren Bedeutung als Partnerin des Staats aufgrund ihrer wichtigen Rolle für die Ges. Nach der 1825–28 erfolgten Bistumsvisitation setzte er sich für die geistl. Erneuerung des Weltklerus ein und schrieb für diesen Frömmigkeitsübungen und Priesterexerzitien vor. Z. förderte das Priesterseminar (1828 160 Alumnen), indem er mit →Alois Schlör und Josef Büchinger eine hervorragende Leitung bestellte und seine persönl. Kontakte zu den Priesteramtskandidaten intensivierte. 1839 erhielt das Priesterseminar neue Statuten, worin Z. seinen bischöfl. Leitungsanspruch auf das Seminar gegenüber den staatl. Behörden manifestierte. Unter Z. entstand in Graz das Knabenseminar Carolinum, gestiftet von Hofkaplan Franz Sebastian Job. Dieses wurde 1842 als Carolinum Augustineum erweitert und für die Diözese Seckau bestimmt. Z. reformierte die älteren Klöster und gewann neue Orden und Kongregationen für die Diözese (Redemptoristen, Jesuiten, Karmelitinnen, Karmeliter, Barmherzige Schwestern vom Hl. Vinzenz v. Paul, Inst. der Frauen vom heiligsten Herzen Jesu). Er genehmigte 1843 die steir. Gründung der von Antonia Lampl ins Leben gerufenen Grazer Schulschwestern. Z. förderte die Bruderschaften und die Wiedereinführung des Dritten Ordens sowie Volksmissionen und -exerzitien. Er hielt zahlreiche Fastenpredigten im Dom, welche auch im Druck erschienen. Z. führte sein Bistum mit strenger Disziplin und lehnte konfessionell gemischte Ehen strikt ab. Ab 1845 wurde er wegen einer Erkrankung bei den Firmungen durch Kardinal →Friedrich Fürst zu Schwarzenberg vertreten. Im Zuge der Märzrevolution 1848 wies er den Klerus noch auf die neuen Möglichkeiten der Kirche hin. 1803 wurde Z. zum Geistl. Rat, 1844 zum päpstl. Hausprälaten, päpstl. Thronass. sowie zum röm. Gf. ernannt. Er setzte als Universalerben das Grazer Knabenseminar ein.

W. (s. auch Gatz, Bischöfe; Wurzbach; Leipold, 1969): Das Bild des Christen in sieben Fastenpredigten, 1826; Der leidende Christ ... in sieben Fasten-Predigten, 1828; Der Christ im Kampfe zum Siege in sechs Fasten-Predigten, 1829; Sechs Fasten-Predigten über die vier letzten Dinge, 1829; Predigt über das Opfer des hl. Glaubens ..., 1830; Vier Predigten, gehalten bey Gelegenheit der öff. Andachten ... wegen der Gefahr der Cholera-Krankheit ..., 1831; Fest- und Neujahrspredigten, gehalten ... in der Hof- und Cathedralkirche zu Grätz, 2. Aufl. 1837.
L.: ADB; Bautz; Gatz, Bischöfe (m. W.); Wurzbach (m. W.); B. Sentzer, Z. Fürstbischof von Seckau ..., 1901; A. Posch, in: Z. des Hist. Ver. für Stmk. 26, 1931, S. 285ff.; E. Weinzierl-Fischer, in: MÖStA 6, 1953, S. 244, 265f., 276f., 300f.; F. Meißner, in: Tiroler Heimatbll. 1/3, 1960, S. 7ff.; Ä. Leipold, in: Die Bischöfe von Graz-Seckau 1218–1968, ed. K. Amon, 1969, S. 405ff. (m. W.); E. Hosp, Kirche Österr. im Vormärz, 1971, S. 87ff.; K. Amon – M. Liebmann, Kirchengeschichte der Stmk., 1993; R. Zinnhobler, Das Bistum Linz und seine Bischöfe und Gen.vikare, 2002, S. 57ff.; Ä. Leipold, in: Lebensbilder steir. Bischöfe, ed. M. Kronthaler, 2002, S. 134ff.; 800 Jahre Diözese Graz-Seckau, ed. M. Sohn-Kronthaler u. a., 2018, s. Reg.; Diözesanarchiv Graz-Seckau, Dompfarre, beide Graz, Stmk.
(M. Sohn-Kronthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 402f.
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