Zahn, Josef Ignaz (1751–1838), Fabrikant

Zahn Josef Ignaz, Fabrikant. Geb. Oberpolitz, Böhmen (Horní Police, CZ), 4. 10. 1751; gest. Kreibitz, Böhmen (Chřibská, CZ), 2. 2. 1838; röm.-kath. Sohn von Joseph Georg Zann und Aplonia Zann, Urgroßvater von Karl Z., Großvater von Karl Josef Z., Vater von Franz Josef Ferdinand Z., verwandt mit Gisela Z. (alle s. u.). – Z. gründete 1780 in Kreibitz die Lustererzeugungs- und Glashandelsges. Josef Zahn & Comp. Bald darauf erfolgte die Eröffnung einer Niederlassung am Fleischmarkt in Wien, die auch den Ausbau des Auslandsgeschäfts ermöglichte. In den ersten Jahren stand der oriental. Markt (Bagdad, Kairo, Konstantinopel, Smyrna) im Vordergrund. Um 1805 wurde mit der Gründung einer Filiale in Frankfurt am Main bzw. der regelmäßigen Teilnahme an der Leipziger Messe auch der westeurop. Markt für den Export erschlossen. Zu den Kunden der Fa., die sowohl kleinere Glaswaren als auch prunkvolle Luster im Barock- und Empire-Stil für Repräsentations-, Prunk- und Ges.räume sowie sakrale Bauten erzeugte, zählten das Kaiserhaus, der Hochadel, das Großbürgertum sowie die Kirche. Während dieser Periode wurde u. a. der Krönungsluster für K. →Franz II. (I.) angefertigt. Z.s Sohn, der Glasfabrikant Franz Josef Ferdinand Z. (geb. Steinschönau, Böhmen / Kamenický Šenov, CZ, 21. 12. 1783; gest. Wien, 25. 10. 1856), übernahm bereits ab der Eröffnung der Frankfurter Niederlassung eine leitende Funktion und zeichnete für die Expansion im Bereich des Auslandsgeschäfts verantwortl. Nach dem Tod seines Vaters führte er alle Geschäfte allein weiter. 1840 übersiedelte das Unternehmen vom Fleischmarkt in ein neu erworbenes Haus in der Salesianergasse, das i. d. F. als Stammsitz des Unternehmens diente. Unter Franz Josef Ferdinand Z.s Leitung wurden zwar weiterhin Luster für Schlösser und Residenzen erzeugt, im Mittelpunkt stand jedoch die Produktion von Kirchenlustern. Z.s Enkel, der Glasfabrikant Karl Josef Z. (geb. Wien, 23. 7. 1815; gest. ebd., 30. 11. 1886), leitete das Unternehmen ab 1856. Er eröffnete weitere Glasfabriken in Ungarn und Böhmen, eine neue Filiale am Wr. Stephansplatz und erweiterte das Stammhaus um Werkstätten und Schauräume. Aufgrund einer Erkrankung übergab er die Geschäftsleitung 1886 seinem Sohn, dem Glasfabrikanten Karl Z. (geb. 11. 9. 1862; gest. 27. 12. 1912). Dieser führte das Unternehmen erfolgreich während einer durch große techn. Umbrüche wie die elektr. Beleuchtung geprägten Zeit. Er eröffnete eine weitere Filiale in Wien, erschloss neue Absatzmärkte und forcierte den Export der Zahn’schen Erzeugnisse neben Skandinavien, Dtld. und Italien insbes. in die USA. Karl Z.s Nichte und Ehefrau, die Glasfabrikantin Gisela Z., geb. Tschinkel (geb. Schönfeld, Böhmen / Krásno nad Teplou, CZ, 12. 8. 1877; gest. Wien, 4. 4. 1939), übernahm als seine Alleinerbin die Firmenleitung. Obwohl das Unternehmen nach dem 1. Weltkrieg alle im Ausland befindl. Glashütten sowie Filialen verlor und unter der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren litt, gelang es Gisela Z. und ihrer Schwester Leonie Tschinkel, das Familienunternehmen fortzuführen. So legten sie anhand niederländ. Modelle die Grundlage für die Produktion der später sehr beliebten Renaissanceluster. Die Fa. Zahn & Co. wurde u. a. 1845 bei der Wr. Gewerbs-Produkten-Ausst. sowie bei der Wr. Weltausst. 1873 ausgez. Nach dem Tod des letzten direkten Nachkommen des Firmengründers Z. Gerhard Tschinkel 1972 wurde sie von der Fa. J. & L. Lobmeyr übernommen.

L.: Die Furche, 28. 5. 1955; Großind. Österr. I, II; 150 Jahre Jos. Zahn & Co. Lusterfabrik 1780–1930, 1930; 175 Jahre Jos. Z. & Co., 1955; 180 Jahre Jos. Zahn & Co. Kristall- und Stilluster, 1960; Zahn & Co. 200 Jahre. 1780–1980, 1980; P. Rath, Lobmeyr 1823, 1998, s. Reg. (m. B.); Pfarre Horní Police, CZ.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 407f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>