Zampis, Anton Thomas Josef (1820–1883), Maler

Zampis Anton Thomas Josef, Maler. Geb. Wien, 28. 2. 1820 (Taufdatum); gest. ebd., 22. 12. 1883 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Seidenwarenhändlers Anton Z. (gest. 1824) und der Theresia Z., geb. Young; ab 1854 verheiratet mit Pauline Z., geb. Eder (1825–1905). – Z. trat 1841 in den Staatsdienst (Lottohofbuchhaltung), ab 1845 wirkte er in der Allg. Hofkammer und wurde 1857 krankheitshalber pensioniert. Als Künstler Autodidakt, erlangte er erst während der Revolution von 1848, deren oftmals satirehafte Kommentierung in seinem Œuvre den bedeutendsten Platz einnimmt, allg. Bekanntheit. In seinen „Erinnerungs-Bildern aus Wiens October-Tagen 1848“ (gedruckt bei Johann Höfelich & Comp., um 1850), einer der bekanntesten lithograph. Folgen des Künstlers, sowie in „1848. Satirische Chronik von Wien“ (Mai bis August 1848, im Verlag von Leopold Theodor Neumann, gedruckt bei Höfelich, mit →Gustav v. Frank als verantwortl. Chronisten) hielt er militär. und zivile Figurentypen der Revolutionszeit satir. fest. Z. fertigte auch humorvoll gestaltete Bll., die dem Wr. Alltagsleben gewidmet sind und charakterist. Volkstypen sowie (inzwischen verschwundene) Berufe in das Zentrum rücken. Mit diesem Schwerpunkt führte Z. die Tradition der „Kaufrufe“ von Johann Christian Brand und Jakob Adam weiter und schilderte ähnl. wie die Bll. der lithograph. Anstalt von →Mat(t)hias Trentsensky sowie von →Karl Lanzedelly und →Georg Emanuel Opiz Alltag und Zeitgeschehen Wiens in zugespitzter, z. Tl. auch derber Weise. Darüber hinaus war er als Holzschnitt-Illustrator für Bücher und Z. (u. a. für „Ueber Land und Meer“ und die Beil. der „Wiener Theaterzeitung“) tätig. Von Z.’ weiteren Ser. sind „Wiener Charaktere in bildlichen Darstellungen“ (1847, Verlag Neumann, gedruckt bei →Johann Rauh), „Komische Lebensbilder“ (1847, gezeichnet von Z. und →August v. Pettenkoffer), „Wiener Fuhrwerke der Gegenwart“ (1847, gedruckt bei Höfelich) und „Wie man in Wien kutschiert“ (um 1850, gedruckt bei Rauh) hervorzuheben. Kutschen und Ausfahrten sind auch in Z.’ Aquarellen der 1870er-Jahre als Sujets nachweisbar. 1852 illustrierte er →Eduard v. Bauernfelds „Wiener Einfälle und Ausfälle“, zwischen 1854 und 1877 finden sich in dem von →Johann Nepomuk Vogl begründeten „Oesterreichischen Volkskalender“ zahlreiche seiner (einfach gestalteten) Holzschnitte. Sein umfangreiches graph. Werk umfasst sowohl die – keineswegs scharf voneinander zu trennenden – Themenbereiche der Dokumentation des Wr. Stadt- und Alltagslebens mit hohem kulturhist. Deskriptionsniveau als auch die zeithist. motivierte, prägnant formulierte, aber durchaus nicht harmlose polit. Karikatur, wie u. a. die berühmte und rasch nachgeahmte Lithographie der Flucht von →Klemens Wenzel Lothar Fürst Metternich-Winneburg aus Wien Mitte März 1848 („Jede Constitution erfordert Bewegung“) zeigt. Z.’ Œuvre, das bereits von Seiten →Johann Nestroys („Worte zu Karikaturen von Zampis“, nach 1848, publ. in: Hist.-Krit. Gesamtausg. 5, ed. Fritz Brukner – Otto Rommel, 1925) Würdigung fand, lebt in kompositor. Hinsicht weitgehend von der Konzentration auf markant geschilderte Einzelfiguren.

Weitere W.: s. Wurzbach; Nebehay.
L.: ADB; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); A. Weixlgärtner, in: Alt-Wr. Kal., ed. A. Trost, 1922, S. 25ff.; Ch. M. Nebehay, A. Z. 1820–1883, Wien 1972 (Kat., m. tw. W.); E. Witzmann, Herr Biedermeier auf der Barrikade. Wr. Karikaturen aus dem Revolutionsjahr 1848, 1987, S. 48f.; Satire – Parodie – Pamphlet – Caricature en Autriche à l’époque de François-Joseph (1848–1914), ed. G. Ravy – J. Benay, 1999, S. 13ff.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 30. 8. 2020); Pfarre St. Johann Nepomuk, Pfarre St. Stephan, Pfarre Wieden, alle Wien.
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 429
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