Zekeli, Lukas Friedrich (1823–1881), Paläontologe und Geologe

Zekeli Lukas Friedrich, Paläontologe und Geologe. Geb. Schäßburg, Siebenbürgen (Sighișoara, RO), 13. 1. 1823; gest. Eisenach, Dt. Reich (D), 4. 7. 1881; evang. AB. Sohn des evang. Predigers Lukas Z.; verheiratet. – Nach Absolv. des evang.-dt. Gymn. 1841 stud. Z. evang. Theol. an der Univ. Halle an der Saale und frequentierte daneben naturwiss. Vorlesungen, wodurch sein Interesse an Paläontol. und Geol. geweckt wurde. 1843 begann er ein diesbezügl. Stud. an der Univ. Wien. Bereits 1844 kehrte er nach Schäßburg zurück, wo er eine Stelle als Lehrer am evang.-dt. Gymn. antrat. 1848 als Prediger in der Schäßburger Bergkirche ordiniert, musste er im Gefolge der ung. Insurrektion unter Beibehaltung seiner Position als Oberlehrer diese kirchl. Stellung wieder aufgeben. Nach der Niederschlagung des Aufstands fasste Z. den Entschluss, sich professionell mit Paläontol. zu beschäftigen, wozu er nach Wien zog und 1850 – der Sektion I unter →Johann Bapt. Czizek zugeteilt – eine Stelle als Hilfsgeologe an der Geolog. Reichsanstalt annahm. Zunächst mit Feldforschungen beauftragt, fiel ihm danach die Aufgabe zu, die in den Gosauschichten aufgefundenen Fossilien zu bearbeiten, wobei die Gasteropoden im Mittelpunkt seiner Untersuchungen standen. 1851 an der Univ. Halle an der Saale mit der Diss. „Das Genus Inoceramus und seine Verbreitung in den Gosaugebilden der östlichen Alpen“ (in: Jahresber. des naturwiss. Ver. in Halle 4/1851, 1852) zum Dr. phil. prom., habil. er sich mit einer Stud. zu den Gasteropoden der Gosaugebilde 1852 an der Univ. Wien zum Priv.Doz. für Paläontol. Hier rief er durch Abhaltung von Vorlesungen, Übungen und Exkursionen das erste paläontolog. Curriculum an einer österr. Univ. ins Leben. Die in seiner Habil.schrift vertretene Auffassung, die Gosauschichten seien der oberen Kreide zuzuordnen, führte 1853 zu einer heftigen wiss. Kontroverse mit →August Emanuel v. Reuss, der seine Prioritätsrechte bezügl. der stratigraph. Einordnung der Gosauschichten in die obere Kreide infrage gestellt sah. Nach dem 1853 gescheiterten Versuch, eine ao. Professur für Geol. zu erhalten, sah sich Z. gezwungen, 1855 bei K. →Franz Joseph I. um finanzielle Unterstützung anzusuchen. Diese wurde ihm für zwei Jahre gewährt und 1857 um weitere zwei Jahre verlängert. Seine finanzielle Notlage zwang ihn jedoch, 1857 eine Stelle als Lehrer für Naturgeschichte an der neu gegr. Wr. Handelsakad. anzunehmen. Nachdem sein 1858 gestelltes Gesuch um Berücksichtigung bei einer eventuell neu zu errichtenden Lehrkanzel für Geol. und Geognosie abgelehnt wurde, verließ er 1859 resigniert Wien, um eine Stelle als Lehrer am evang. Gymn. in Oberschützen anzutreten, das er 1863–65 als interimist. Dir. leitete. 1866 ging Z. nach Berlin, wo er als Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymn. tätig wurde. Seine 1875 in den Jahresberr. dieser Lehranstalt veröff. Stud. „Der Haemus und seine Nachbarn, die thracisch-illyrischen Gebirgssysteme“ (in: Zu den Schul-Feierlichkeiten ... in dem kgl. Friedrich-Wilhelms-Gymn.) sollte als Grundlage für eine umfangreichere Publ. dienen, die jedoch nicht mehr erschien. Z. war 1849–59 Mitgl. des siebenbürg. Ver. für Naturwiss. zu Hermannstadt, ab 1851 k. M. des naturwiss. Ver. für Sachsen und Thüringen zu Halle an der Saale, 1852–56 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien, ab 1854 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt sowie Mitgl. der naturforschenden Ges. in Halle an der Saale und des Werner-Ver. zur geognost. Durchforschung von Mähren und Schlesien.

Weitere W. (s. auch Grunert, 2006; Ber. über die österr. Literatur der Zool., Botanik und Palaeontol. aus den Jahren 1850 ..., 1855): Die Gasteropoden der Gosaugebilde, in: Abhh. der k. k. Geolog. Reichsanstalt 1, 1852; Entgegnung auf die Reclamation des Herrn Prof. Dr. A. E. Reuss in Betreff einiger Angaben in der Abh. „Über die Gasteropoden der Gosaugebilde“, in: Jb. der k. k. Geolog. Reichsanstalt 4, 1853.
L.: H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; H. U. Kasper, in: Süddt. Vierteljahresbll. 39, 1990, S. 324ff.; Lex. der Siebenbürger Sachsen, ed. W. Myß, 1993; P. Grunert, in: Berr. der Geolog. Bundesanstalt 65, 2005, S. 59; P. Grunert, in: Jb. der Geolog. Bundesanstalt 146, 2006, S. 195ff. (m. W.); F. F. Steininger u. a., in: Zur Entwicklung der Paläontol. in Wien bis 1945, 2018, s. Reg. (m. B.); UA, Wien (m. B.); UA, Halle (Saale), D.
(J. Seidl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 471f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>