Zelebor, Johann (1815–1869), Naturforscher und Präparator

Zelebor Johann, Naturforscher und Präparator. Geb. Eggenburg (NÖ), 5. 2. 1815; gest. Unter-Meidling, NÖ (Wien), 19. 2. 1869; röm.-kath. Sohn des Tischlermeisters Ignatz Z. und von Franziska Z., geb. Luger, Bruder des Bgm. von Unter-Meidling (1870–85) Ignatz Z. (geb. Eggenburg, 16. 6. 1816; gest. Pressbaum, NÖ, 26. 1. 1890), Vater u. a. des Präparators am Zoolog. Hof-Cabinet in Wien Rudolf Z. (gest. 16. 12. 1896). – Z. trat 1828 bei einem Tischler in die Lehre, wurde 1833 Geselle und arbeitete 1835–45 selbstständig als Tischlermeister. Durch sein ausgeprägtes Interesse an Zool. – er sammelte Naturalien und galt als passionierter Vogelfänger – kam er in Kontakt mit dem Dir. des Hof-Naturalien-Cabinets in Wien →Karl v. Schreibers. 1842–43 arbeitete Z. als Volontär bei Schreibers, 1847 erfolgte die def. Anstellung als Hofhausdiener. 1849 wurde er zum Präparator, 1857 zum Ass. und 1860 zum Adjunkten des Zoolog. Hof-Cabinets bestellt. 1861 erhielt er die 3. Kustosadjunktenstelle, 1867 folgte seine Ernennung zum Kustos der Säugetiersmlg. Im Auftrag des Zoolog. Hof-Cabinets unternahm Z. mehrere Reisen, um die Smlg.bestände zu erweitern. Bes. Augenmerk legte er dabei auf das Aufsammeln von Conchylien und das Einfangen von Vögeln und Säugetieren. 1855 kam er donauabwärts ins Banat und zu den Theißsümpfen, im selben Jahr nach Mailand, 1856 folgte eine Reise nach Kreta, nach Damiette und in das Nildelta, um Tiere, u. a. Flamingos, in die Menagerie Schönbrunn zu überstellen. 1857 nahm Z. im Auftrag der k. Akad. der Wiss. in Wien als Naturforscher und Präparator an der Weltumsegelung der Fregatte Novara (1857–59) teil. Ihm oblag das Einfangen sowie die Betreuung lebender Tiere an Bord, die für die Menagerie Schönbrunn bestimmt waren, sowie das Präparieren erlegter Tiere für das Zoolog. Hof-Cabinet, in erster Linie Vögel und Säugetiere. 1863 fuhr er in das Gebiet der Dobrudscha. Neben reichen Aufsmlgg. für das Zoolog. Hof-Cabinet konnte er wiederum lebende Vögel für den Tiergarten Schönbrunn mitbringen. Im September desselben Jahres unternahm er eine Reise in das Gebiet der kroat. Militärgrenze, ebenso 1865, wo er sowohl in Militär- als auch in Zivil-Kroatien sammelte. Für das Zoolog. Hof-Cabinet wurde eine große Conchyliensammlung von über 54.000 Stück 1870 aus seinem Nachlass angekauft. Obgleich Z. kein Stud. absolv. hatte, war er auch wiss. tätig, veröff. anerkannte Beitrr. und beschrieb zahlreiche neue Tierarten. 1859 erhielt er das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Nach ihm sind mehrere Tier- und Pflanzenarten benannt, u. a. der Tausendfüßer Polydesmus zelebori, die Schnecke Cirsotrema zelebori oder die Pflanzenart Sempervivum zeleborii.

W.: Systemat. Verzeichniss der im Erzhg.thume Oesterr. bisher entdeckten Land- und Süsswasser-Mollusken, in: Berr. über die Mitth. von Freunden der Naturwiss. in Wien 7, 1851; Ber. über die von der Novara-Expedition mitgebrachten Mollusken, in: Verhh. der k.-kgl. zoolog.-botan. Ges. in Wien 16, 1866 (gem. m. W. Dunker); Ber. über einige von der Novara-Expedition mitgebrachten Landschnecken, ebd. 17, 1867 (gem. m. L. Pfeiffer). – Bearb.: Säugethiere, in: Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde ... 1857, 1858, 1859 ... Zoolog. Theil 1/1, 1868.
L.: Wurzbach; A. v. Pelzeln, in: Mitth. des Ornitholog. Ver. in Wien 13, 1889, S. 604f. (m. B.); H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; A. Weikert, in: Kulturberr. NÖ, Dezember 1986, S. 12; Ch. Riedl-Dorn, Das Haus der Wunder, 1998, s. Reg.; A. P. Kaltenbach, in: Entomologica Austriaca 4, 2001, S. 21; Die Entdeckung der Welt. Die Welt der Entdeckungen, ed. W. Seipel, Wien 2002, S. 162 (Kat.); B. Gaspar, in: Mitt. der Österr. Ges. für Wiss.geschichte 32, 2016, S. 257; Pfarre Meidling, Wien; Pfarre Eggenburg, NÖ.
(V. Stagl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 472f.
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