Ženíšek, František (1849–1916), Maler

Ženíšek František, Maler. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 25. 5. 1849; gest. ebd., 15. 11. 1916; röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Josef Ž. und von Karolina, geb. Berka, Vater des Malers František Ž. (geb. Wien, 23. 4. 1877; gest. Praha, 12. 12. 1935); ab 1878 verheiratet mit Barbara, geb. Otradovec (1856–1910). – Ž. stud. 1863–65 an der ABK in Prag bei →Eduard v. Engerth und folgte diesem 1865 nach Wien an die dortige ABK, 1866–74 setzte er seine Ausbildung erneut an der ABK in Prag bei →Josef Mat(t)hias Trenkwald und →Jan Swerts fort. Unter deren Leitung wirkte er in den 1870er-Jahren an der maler. Ausgestaltung bedeutender Bauten, so etwa des Palais Thun-Hohenstein in Prag, der Votivkirche in Wien und des Rathauses im fläm. Kortrijk, mit. 1878 unternahm Ž. eine Reise nach Paris und 1879 nach Italien. Nach seiner Rückkehr beteiligte er sich erfolgreich an dem Wettbewerb um die maler. Ausstattung des Nationaltheaters in Prag und schuf i. d. F. einen Teil davon (Wand- und Deckengemälde im Foyer sowie Deckengemälde im Zuschauerraum, 1879–81, Hauptvorhang, 1881, der im selben Jahr durch einen Brand zerstört wurde). Mit diesen Arbeiten avancierte Ž. zu einem der führenden Künstler Böhmens. So fertigte er etwa auf Bestellung der Galerie Miethke den sechsteiligen Zyklus „Die Räuber und die Hausthiere“, der 1882 auf der Ersten internationalen Kunst-Ausst. in Wien, 1884 in der Jahresausst. in Prag und 1886 in der Jubiläums-Ausst. der Akad. der Künste in Berlin gezeigt wurde. 1884 entstand sein vermutl. bekanntestes Gemälde, „Udalrich und Božena“, das u. a. 1885 in der Jahresausst. des Künstlerhauses in Wien präsentiert wurde. Daneben fertigte er Porträts etwa von K. →Franz Joseph I., den Prager Erzbischöfen →Friedrich Fürst zu Schwarzenberg (Primogenitur) und →Franz de Paula Gf. Schönborn sowie von Prager Bgm. Zu seinen weiteren Arbeiten zählen Sgraffiti am Mietshaus Karolíny Světlé 17 (1876–77) sowie am Altstädter Wasserwerk („Verteidigung der Karlsbrücke gegen die Schweden“, 1883, gem. mit →Mikuláš (Mikoláš) Aleš), Fenster- und Wandmalereien (1884–87, Kirche St. Cyrill und Method, Prag-Karolinenthal), die maler. Ausstattung des von der Waggonfabrik Ringhoffer gefertigten Salonwagens für K. Franz Joseph I. (1891), Wandgemälde im Sitzungssaal der Prager Städt. Sparkasse (1892–94, nach 1918 tw. übermalt von seinem Sohn), Fenstermalereien (1894–95, St. Ludmilla-Kirche, Prag-Kgl. Weinberge, zerstört im 2. Weltkrieg), ein Hauptaltarbild (1899, Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria, Mähr. Ostrau), Lünetten (1896–1903, Národní muz., Prag), Wandgemälde (1903, Erste Bürgerl. Darlehenskasse, Prag-Holleschowitz-Buben) sowie Wand- und Deckengemälde (1910–13, Grégr-Saal, Gmd.haus, Prag). Zusätzl. wirkte Ž. 1885–96 als Prof. an der Kunstgewerbeschule und 1896–1915 als Prof. an der ABK in Prag, wo er 1903–04 auch als Rektor tätig war. Er gilt neben Aleš, →Wenzel Brožík und →Vojtěch Hynais als bedeutendster Vertreter der Malerei der sog. Generation des Nationaltheaters. Ž. war u. a. ab 1871 Mitgl. der Umělecká beseda (1888–89 Obmann der Abt. für bildende Kunst), 1890–99 des Kunstver. Krasoumná jednota, ab 1898 des Künstlerver. Jednota umělců výtvarných und ab 1890 der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst. Seine Arbeiten finden sich u. a. in der Österr. Galerie Belvedere (Wien), der Národní galerie, dem Národní muz. (beide Prag), der Moravská galerie (Brno), der Západočeská galerie (Plzeň), der Galerie umění Karlovy Vary, der Oblastní galerie (Liberec), dem Muz. umění Olomouc, der Galerie výtvarného umění (Ostrava), der Oblastní galerie Vysočiny (Jihlava), der Severočeská galerie výtvarného umění (Litoměřice), der Galerie moderního umění (Hradec Králové) und der Galerie výtvarného umění (Náchod). 1908 wurde Ž. Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl.

L.: NWT, 16. 11. 1916; Thieme–Becker; Toman; Wurzbach; J. Kačer, Evropské malířství devatenáctého století, Brno 1995, S. 60 (Kat.); J. Howard, Art Nouveau. International and National Styles in Europe, 1996, S. 80; Obrazárna v Čechách 1796–1918, ed. V. Vlnas, Praha 1996, S. 232 (Kat.); R. Prahl, in: Dějiny českého výtvarného umění 3/2, ed. T. Petrasová – H. Lorenzová, 2001, S. 81; F. Ž. (1849–1916), ed. N. Blažíčková-Horová, Praha 2005 (Kat.); Nová enc. českého výtvarného umění, Dodatky, red. A. Horová, 2006; Digitalizované pobytové přihlášky pražského policejního ředitelství (konskripce) 1850–1914 (Zugriff 18. 4. 2021).
(R. Janás)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 484f.
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