Zenker, Franz Frh. von (1856–1925), Jurist und Beamter

Zenker Franz Frh. von, Jurist und Beamter. Geb. Kácov, Böhmen (CZ), 6. 8. 1856; gest. Wien, 3. 3. 1925; röm.-kath. Sohn des Pächters des Guts Kácov František Zenker und der Johanna Zenker, geb. Himmerová. – Nach dem Besuch des Akadem. Gymn. in Prag stud. Z. Rechtswiss. an der dortigen Univ.; 1878 Dr. iur. Noch während seines Stud. nahm Z. am Bosnienfeldzug als Lt. der Res. teil. 1879 begann er als Rechtspraktikant beim Bez.gericht Prag-Wyschehrad, später als Auskultant zu arbeiten. Nach Ablegung der Richteramtsprüfung 1881 folgte Z. einem Ruf ins Justizmin. 1885 kurzzeitig als Bez.gerichtsadjunkt in Eisenbrod eingesetzt, kehrte er noch im selben Jahr als Min.konz. ins Justizmin. zurück. Nachdem er 1891 zum Min.sekr. ernannt worden war, erhielt er 1893 Titel und Charakter eines Sektionsrats; 1895 Sektionsrat extra statum im Justizmin. Z. galt innerhalb des Min. als Experte für Sprachfragen in Böhmen und auch als Vertrauensmann der Tschechen. Ab 1896 wirkte er als HR beim Verwaltungsgerichtshof sowie ab 1906 als dessen Senatspräs. 1912 erfolgte Z.s Ernennung zum Ackerbauminister in der Regierung von →Karl Gf. Stürgkh, was als eine Belohnung der tschech. Seite angesehen wurde. V. a. der Beginn des 1. Weltkriegs stellte das Haus vor große Herausforderungen, und es bedurfte gravierender Modifikationen, um die Versorgung von Armee und Zivilbevölkerung halbwegs sicherstellen zu können (z. B. Schaffung einer Futtermittelzentrale). Z. erwarb sich bes. Verdienste um das Meliorationswesen, die Viehzucht, die staatl. Subventionierung des Agrarsektors sowie um das land- und forstwirtschaftl. Bildungswesen. Weiters kamen unter seiner Ägide zahlreiche Gesetzesvorhaben zustande, etwa die Novellierung des Forstgesetzes für Görz und Gradiska 1912, das Vogelschutzgesetz für Mähren 1913 oder das Alpenweideverbesserungsgesetz für Sbg. 1913. Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Ackerbauminister 1916 wirkte er als Vizepräs. der Österr. Landwirtschaftsges. sowie als Mitgl. des Kuratoriums des Techn. Mus. für Ind. und Gewerbe. 1890 erhielt Z. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1902 jenes des Leopold-Ordens sowie 1909 den Orden der Eisernen Krone II. Kl. 1913 wurde er zum Geh. Rat ernannt und erhielt im selben Jahr die Ehrendoktorwürde der Wr. BOKU sowie den Orden der Eisernen Krone I. Kl. 1916 erfolgte seine Erhebung in den Frh.stand.

L.: A. Czedik, Zur Geschichte der k. k. österr. Min. 1861–93, 4, 1920, s. Reg.; M. Navrátil, Almanach československých pravníků, 1930; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsmin., 1967, S. 83f.; AVA, Wien; Pfarre Kacóv, CZ.
(P. Swoboda)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 487
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