Žerjav, Gregor; Ps. Südslawe (1882–1929), Politiker, Publizist und Jurist

Žerjav Gregor, Ps. Südslawe, Politiker, Publizist und Jurist. Geb. Laas, Krain (Lož, SLO), 14. 11. 1882; gest. Poljče, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen (SLO), 27. 6. 1929; röm.-kath. Sohn des Richters Gregor Ž. und von Amalija Ž., geb. Kindig; verheiratet mit Milena Ž., geb. Lavrenčič. – Nach dem Gymn.besuch in Laibach stud. Ž. 1901–06 Jus an der Univ. Wien; 1907–14 Konzipient in Laibach, Görz und Triest. Schon während des Stud. engag. er sich polit. als eine der führenden Figuren der Nationalradikalen Jugend, die 1901–14 eine nach Erneuerung strebende Opposition innerhalb des slowen. nationalliberalen Lagers darstellte. Zudem wurde er 1903 Vors. des Wr. akadem. Ver. Slovenija. Als Verfechter der südslaw. Idee führte Ž. 1904 eine Delegation slowen. Akademiker und Gymnasiasten zum Kongress der südslaw. Studentenschaft in Belgrad anlässl. der Krönung von Kg. Peter I. an. 1908 trat er der Nationalfortschrittl. Partei in Krain bei und wurde 1909 Mitgl. von deren Exekutivausschuss. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit der älteren nationalliberalen Führungsriege um →Ivan Tavčar wurden seine Pläne einer allslowen. fortschrittl. Partei, mit einer umfassenderen, volksnaheren Organisation als echter Konkurrenz zu der auf dem Land dominierenden kath. slowen. Volkspartei, nie ausgeführt. 1910 scheiterte sein Gründungsversuch einer zentralen Einkaufs- und Vertriebsgenossenschaft (Agro-Merkur) in Laibach mit einer Filiale in Triest, was Ž. polit. wie persönl. schwer traf. 1911 fungierte er als Mitbegründer der Görzer liberalen Z. „Veda“, die ausgesprochen jugoslaw.-national ausgerichtet war. Während des 1. Weltkriegs wurde Ž. mehrmals inhaftiert und 1915–17 in Gmunden und Graz konfiniert. Bes. nach 1917 war er im slowen.-nationalen Widerstand tätig, unterhielt geheime Kontakte mit dem Jugoslaw. Ausschuss in der Emigration sowie der tschech. Untergrundorganisation Maffie und übte geheimdienstl. Tätigkeiten für die Entente aus. 1918 fungierte er als Wr. Korrespondent der Ztg. „Slovenski narod“ und Sekr. des Jugoslaw. Klubs im RR. Unter Ps. verf. er die Broschüre „Die nationale Abgrenzung im Süden“ (1917) sowie ein Memorandum des Jugoslaw. Klubs, gewidmet dem Vorsitz der Friedenskonferenz von Brest-Litowsk sowie K. →Karl. Im Oktober 1918 nahm Ž. an der Gründung des Nationalrats der Slowenen, Kroaten und Serben in Agram teil, der sich zum obersten Machtorgan der südslaw. Gebiete Österr.-Ungarns erklärte. Er gehörte auch der Delegation des SHS-Staats an, die im Folgemonat in Genf mit Vertretern des Kg.reichs Serbien die Vereinigungsdeklaration unterzeichnete. Im neu gegr. Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen bekleidete Ž. verschiedene wichtige Funktionen, u. a. als Präs. der slowen. Landesregierung (November 1919 – Juni 1920), Sozialminister (Dezember 1921 – Dezember 1922), Minister für Waldwirtschaft und Bergbau (November 1924 – Juli 1925) und Abg. zur Belgrader Nationalversmlg. Als Führer des slowen. Flügels der Demokrat. Partei (1922–24) bzw. der Unabhängigen demokrat. Partei (1924–29) war Ž. die unumstrittene Leitfigur der jugoslaw.-nationalen Politik unter den Slowenen. Neben dem Antiklerikalismus stellte diese Ausrichtung eines der beiden Hauptmerkmale dar, die seinen polit. Weg dauerhaft prägten.1920 gründete Ž. die jungliberale Ztg. „Jutro“, die sich während der Zwischenkriegszeit zum meistgelesenen in Ljubljana erscheinenden Bl. entwickelte. Ž. erhielt u. a. den Orden des Hl. Sava III. und I. Kl., den Weißen-Adler-Orden V. Kl., den Orden des Karađorđe-Sterns IV. Kl. sowie den Orden der Krone von Rumänien I. Kl. Sein Nachlass befindet sich im Arhiv Republike Slovenije in Ljubljana.

L.: Jutro, 27. 6. 1939; SBL; Misel in delo, 1936, S. 92ff., 243ff.; Spominski zbornik Slovenije, 1939, S. 40, 62, 89 (m. B.), 111; I. Gantar Godina, in: Zgodovinski časopis 36, 1982, S. 219ff.; J. Perovšek, in: Studia Historica Slovenica 11, 2011, S. 313ff.; J. Perovšek, O demokraciji in jugoslovanstvu, 2013, S. 151ff.; O. Mulej, in: Střed/Centre 1, 2014, S. 65ff.
(O. Mulej)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 490
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