Zerkowitz, Salo (Salomon) (1858–1942), Fabrikant

Zerkowitz Salo (Salomon), Fabrikant. Geb. Wien, 25. 2. 1858; gest. Ghetto Litzmannstadt, Dt. Reich (PL), 14. 10. 1942 (ermordet); mos., 1927 aus der IKG ausgetreten. Sohn des Fabrikanten Nathan Z. (geb. Leipnik, Mähren / Lipník nad Bečvou, CZ, 10. 6. 1817; gest. Baden, NÖ, 24. 2. 1907) und von Franziska Z., geb. Kalmus (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 28. 8. 1826; gest. Baden, 23. 1. 1902), Bruder des Fabrikanten Maximilian Z. (geb. Wien, 24. 10. 1856; gest. ebd., 28. 3. 1916) sowie des Architekten Alexander Z. (geb. Wien, 6. 4. 1860; gest. Graz, Stmk., 1. 1. 1927), Vater des Fabrikanten Theodor Z. (geb. Wien, 25. 1. 1896; gest. London, GB, 1973), Onkel des Architekten Bruno Z. (geb. Banjaluka, Osman. Reich / Banja Luka, BIH, 2. 3. 1889; gest. KZ Jasenovac, Unabhängiger Staat Kroatien/HR, 24. 2. 1942); ab 1888 verheiratet mit Adele Z., geb. Schwarz (geb. Wien, 30. 6. 1868; gest. Baden, 21. 3. 1938). – Z.ʼ Vater gründete 1840 in Leipnik eine Fabrik für die Erzeugung von Posamenten und Spitzen. Ende des 19. Jh. übernahmen Z. und sein Bruder Maximilian die Leitung des Unternehmens. Die Posamenten- und Spitzenfabrik Max & Salo Zerkowitz mit Niederlassungen in Brünn, Ramsau und Wien expandierte schnell, neben dem europ. Ausland wurde auch nach Indien, Japan und Südamerika exportiert. 1911 erfolgte unter Mitwirkung des Wr. Bankver. die Umwandlung der Fa. in die Erste Österr. Posamenten- und Spitzen-Fabriks-AG vormals Max & Salo Zerkowitz. Der Firmensitz wurde nach Wien verlegt, weitere Fabriken und Niederlagen gab es in Brünn, Debreczin, Marburg, Obrowitz und Prag. 1915 wurde von der Franz Fashold AG eine Fabrik in Wegstädtl erworben, 1916 errichtete die Ges. eine Filiale in Mähr.-Trübau. Z. fungierte als Gen.dir. der AG, die 1911–16 über ein Aktienkapital von 1,5 Mio. Kronen verfügte, das 1916 durch die Ausgabe neuer Aktien auf 3 Mio. Kronen erhöht wurde. 1921–22 wurde der Hauptsitz nach Prag verlegt, später ein Tochterunternehmen in Jugoslawien gegr. In Wien gab es nur mehr eine von Z.ʼ Sohn Theodor geleitete Zweigniederlassung. Das Unternehmen kämpfte bereits vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, die auch die Textilind. schwer traf, mit dem Preisverfall seiner Produkte, sodass 1929 die Ges. die Liquidation beschließen musste. Das Verfahren dauerte bis in die 2. Hälfte der 1930er-Jahre. Z. wurde 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und dort einige Monate später ermordet. Er war Mitgl. der 1915 von →Julius Meinl gegr. Österr. Polit. Ges.

L.: Compass. Finanzielles Jb. 52, 1919, S. 478, 63, 1930, S. 1214; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 467f.; IKG, Wien.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 491f.
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