Zerlacher, Ferdinand Matthias (1877–1923), Maler und Zeichner

Zerlacher Ferdinand Matthias, Maler und Zeichner. Geb. Graz (Stmk.), 10. 3. 1877; gest. Salzburg (Sbg.), 2. 1. 1923; röm.-kath. Sohn des Grazer Holzbildhauers Matthias Mayer sowie der aus Lendorf bei Klagenfurt gebürtigen und in Graz tätigen Kellnerin Anna Z. – Z. wuchs in Graz und Voitsberg in ärml. Verhältnissen auf, nach dem frühen Tod seiner Mutter in der Obhut von Verwandten des Vaters. Aufgrund seines Zeichentalents erhielt er ca. 1893 an der Landschaftl. Zeichenakad. in Graz einen Freiplatz und stud. dort bei →Heinrich Schwach. Bereits damals bekam er erste Porträtaufträge und konnte durch Förderung der Familie →Gustav v. Gerls 1897–98 ein Stud. an der ABK in Wien bei →Julius Berger und →Alois Delug absolv., verließ aber die Akad. vorzeitig und bildete sich i. d. F. autodidakt. weiter. Z. wurde zeit seines Lebens durch die Schwestern Gerls, Marie und Emma, unterstützt: Er erhielt durch sie Aufträge und wohnte in Wien bei ihnen, begleitete sie auf den Landsitz der Familie in Frohnleiten und häufig während ihrer Sommerfrische am Attersee. Diese Gegend wurde zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort, wobei er unter der Bevölkerung oft auch Porträt-Modelle fand. 1899–1902 unternahm er Stud.reisen nach Tarnów sowie München und fertigte 1904 ein Porträt von →Anton Hanak. Ab 1907 beteiligte er sich an den Ausst. der Wr. Secession und erhielt seitdem immer wieder positive Kritiken in der Presse, doch blieb ihm der große Durchbruch verwehrt. Kurz vor dem 1. Weltkrieg bekam er einen Auftrag für Porträts für das neu erbaute Sparkassengebäude in Budweis. Während des Kriegs diente er zunächst als Telefonist im Isonzogebiet, später als Kriegsmaler (v. a. Porträts von Armeeangehörigen sowie ein Altarblatt für die Kapelle des Soldatenfriedhofs im heutigen Cave del Predil). Nach Kriegsende beteiligte sich Z. erneut an den Ausst. der Wr. Secession, nahm seine Tätigkeit als Porträtist wieder auf und erhielt 1922 den Auftrag für ein Porträt →Friedrich Beckes für den Senatssaal der Univ. Wien, das jedoch aufgrund einer schweren Erkrankung unvollendet blieb. Heute ist Z.s Werk fast vergessen, der Großteil der Gemälde befindet sich in Privatbesitz, in der Neuen Galerie, Graz, im Salzburg Mus., Salzburg, sowie in der Österr. Galerie Belvedere, Wien. V. a. seine Porträts der bäuerl. Bevölkerung rund um den Attersee, seine lockere Malweise und sein Ringen um das wahrheitsgetreue Erfassen der porträtierten Persönlichkeiten bestätigen seine Nähe zum Realismus Münchner Prägung und zu Wilhelm Leibl. Z., befreundet mit den Bildhauern Alfred Hofmann und Paul Stadler sowie →Maximilian Liebenwein, die er auch porträtierte (Neue Galerie Graz, Privatbesitz), war Mitgl. der Studentenverbindung Athenaia und ab 1910 der Wr. Secession; die von ihr für 1923 vorbereitete Personale wurde zur Gedächtnisausst.

Weitere W.: s. Ankwicz-Kleehoven.
L.: Sbg. Volksbl., 4. 1. 1923, 9. 1. 1973; Tagespost (Graz), 14. 9. 1923, 15. 12. 1925; WZ, 14. 2. 1925; Fuchs, 19. Jh.; Kosel 1; Thieme–Becker; H. Ankwicz-Kleehoven, F. M. Z., 1926 (m. W.); R. List, Kunst und Künstler in der Stmk. 2, 1982; Atterwiki (m. B., Zugriff 24. 5. 2021); ABK, Wien; Neue Galerie Graz, Pfarre Graz-St. Leonhard, beide Stmk.
(G. Danzer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 492
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