Zerritsch (Zeritsch), Fritz (Friedrich); bis 1886 Zerwitsch (1865–1938), Bildhauer

Zerritsch (Zeritsch) Fritz (Friedrich), bis 1886 Zerwitsch, Bildhauer. Geb. Wien, 26. 2. 1865; gest. ebd., 30. 11. 1938 (Ehrengrab: Friedhof Grinzing); röm.-kath. Unehel. Sohn von Theresia Z., Vater des Malers und Graphikers Fritz Z. (geb. Wien, 28. 8. 1888; gest. ebd., 9. 11. 1985); verheiratet. – Z. stud. an der Wr. Kunstgewerbeschule unter Otto König und war i. d. F. zeitweise in einer Porzellanmanufaktur tätig. Um 1888 schloss er sich →Victor Tilgner an, avancierte zu dessen Hauptmitarb. und übernahm nach dessen Tod das Atelier. In dieser Funktion führte er etwa nach einem hinterlassenen Bozzetto das Makart-Denkmal für den Wr. Stadtpark aus (1898) und schuf nach eigenem Entwurf Tilgners Grabmal auf dem Wr. Zentralfriedhof. Zu weiteren Arbeiten zählen – unter Verwendung des Bruckner-Porträts von Tilgner – die Anton-Bruckner-Denkmäler in Steyr (1898) und im Wr. Stadtpark (1899, Sockel und Musenfigur wurden 1987 wegen wiederholten Vandalismus deponiert und ersetzt). 1901 wirkte Z. an der Ausstattung des Kurhauses (jetzt Casino) von Marienbad mit, 1905 wurden seine von →Albert Böhler und →Friedrich Böhler patronisierten Bronzekandelaber „Siegfried“ und „Don Juan“ (an ihrer Konzeption beteiligt war der Fabrikant Carl Almeroth) vor der Wr. Oper enthüllt (1943 abgetragen und tw. eingeschmolzen, einige Fragmente befinden sich im Wien Mus.). 1913 vollendete Z. die Löwen vor der Neuen Burg, 1915 das Lueger-Denkmal auf dem Cobenzl. Neben Porträts und Kleinplastik bildete die Sepulchralplastik einen bes. Schwerpunkt seines Schaffens. Nennenswert sind v. a. die Grabmäler für die Komponisten →Max Josef Beer, 1909, und →Theodor Leschetitzky, 1926 (beide Zentralfriedhof, Wien). Stilist. tradierte Z. die neobarocken Ideale seines Lehrers Tilgner, jedoch in einer härteren und spröderen Manier, verbunden mit secessionist. Zügen und später mit verblockenden und neusachl.-modernen Tendenzen. Z.s Stärken lagen im Klein- und Mittelformat, bei größeren Dimensionen stieß er mitunter an seine Grenzen. Er war ab 1915 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus).

Weitere W.: A. Böhler, 1901 (Kapfenberg); Moses, 1908 (Wallfahrtskirche, Göstritz); Puttobrunnen, 1924/25 (Lindenhof, Wien 18); Porträtrelief Emanuel Herrmann, 1928 (Bundeshandelsakad., Graz); Mutter mit Fruchtkorb und Knaben, 1931 (Sever-Hof, Wien 16); Hl. Anna, 1936 (ehemaliges Familienasyl St. Anna, Wien 21); Büsten: Adalbert Stifter (Dt. Bücherei, Leipzig), Erzhg. Rainer (Wien Mus.); Grabmäler: Kommunalfriedhof (Salzburg), Zentralfriedhof, Döblinger Friedhof, Stammersdorfer Zentralfriedhof (alle Wien).
L.: NWT, 11. 12. 1938; Die Wr. Ringstraße 9/1–3; Kosel 1; Thieme–Becker; C. Almeroth, Wie die Bruckner-Büste entstand, 1899 (Nachdruck 1979); H. Pemmer – N. Lackner, Der Döblinger Friedhof, 1947; M. Poch-Kalous, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Plastik in Wien, 1970, S. 228; G. Kapner, Freiplastik in Wien, 1970, passim; W. Kitlitschka, Grabkult & Grabskulptur in Wien und NÖ, 1987, s. Reg.; B. Haubold, Die Grabdenkmäler des Wr. Zentralfriedhofs von 1874 bis 1918, phil. Diss. Münster, 1989; Die Wr. Hofburg 1835–1918, ed. W. Telesko, 2012, S. 335; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 27. 7. 2021); Pfarre Alservorstadt, Pfarre Grinzing, beide Wien.
(W. Krause)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 493f.
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