Zeska, Carl Edler von (1862–1938), Schauspieler und Regisseur

Zeska Carl Edler von, Schauspieler und Regisseur. Geb. Hamburg, Freie Stadt (D), 31. 10. 1862; gest. Wien, 18. 7. 1938 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); evang. AB. Sohn des dän. Off. Franz v. Z. und seiner Frau Caroline v. Z., geb. Schmiegelow, Vater von Alfons Edler v. Z. (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 11. 12. 1890; gest. Wien, 1975) und Philipp Edler v. Z. (geb. Wien, 27. 4. 1896; gest. ebd., 5. 8. 1977), der gem. mit Karl Eidlitz 1930 Gründungsmitgl. des Burgtheaterstudios war; verheiratet mit Else Edle v. Z., geb. Kühnel. – Z. sollte nach Wunsch des Vaters eine Kaufmannslehre absolv., wirkte jedoch ab 1879 an Dilettantenbühnen und debüt. ohne dramat. Ausbildung am Hamburger Concordia-Theater als Peti in „Der Zigeuner“ (→Alois Berla). Danach schloss er sich reisenden Ges. an. Dank seiner Theaterroutine und natürl. Spielweise erhielt er 1881 ein erstes fixes Engagement am Lobe-Theater in Breslau, das er bereits nach einem Jahr wieder verließ. Nach Auftritten am Sommertheater Hamburg, Stadttheater Lübeck, Residenztheater Hannover, Thalia Theater Hamburg und dem Carltheater in Wien war er 1886–92 als Bonvivant und Liebhaber am Prager Dt. Landestheater engag. Im September 1892 gastierte er erfolgreich unter →Max Burckhardt als Ernst (→Michael Klapp, „Rosenkranz und Güldenstern“), Victor v. Berndt (Gustav v. Moser, „Der Veilchenfresser“) sowie Stabsarzt Schäfer (Moser – →Franz Schönthan v. Pernwaldt, „Krieg und Frieden“) am Hofburgtheater in Wien und erhielt einen Vertrag als Nachfolger Robert Hübners. Sein Repertoire umschloss neben Bonvivants und Liebhabern auch Helden sowie kom. Rollen. Z.s Vielseitigkeit, sein darsteller. Realismus, gewinnender Humor, ungekünsteltes Temperament und sein durchgeistigtes Spiel machten ihn zu einem Vertreter des „alten Burgtheaters“. Seine wichtigsten Charakterrollen umfassten, neben Victor v. Berndt, Bolz (Gustav Freytag, „Die Journalisten“), Keßler (Hermann Sudermann, „Die Schmetterlingsschlacht“), Don Mendo (Calderón, „Der Richter von Zalamea“) und Hermann, Kosinsky (Schiller, „Die Räuber“). 1907 war Z. Regisseur des gem. mit Otto Eisenschitz verf. Schwanks „Schmetterlinge“ im Rahmen der Matinee für den Johann-Strauß-Denkmal-Fonds im Theater an der Wien. Daneben unterrichtete er 1907–09 an der Schauspiel- und Opernschule Otto. 1913 wirkte er als Regisseur und Hauptdarsteller im Stummfilm „Johann Strauß an der schönen blauen Donau“, wofür er – gegen Zahlung von 400 Kronen an das Pensionsinst. des Hofburgtheaters – eine Sondererlaubnis vom Obst.hofmeisteramt erhielt. Z. gastierte an vielen dt. Bühnen, in Schweden und Italien, zudem spielte er an fast jedem größeren Wr. Theater, so auch an der Oper und am Theater an der Wien. →Johann Strauß (Sohn) bezeichnete ihn als seinen besten Eisenstein. 1898 wurde Z. Hofschauspieler, 1917 Regisseur und 1925 Ehrenmitgl. des Burgtheaters. 1932 feierte er mit seinem 40-jährigen Bühnenjubiläum, einer Festauff. von Ludwig Fuldas „Zwillingsschwester“ (Regie und Rolle des Gf. Parabosko), seinen Abschied von der Bühne. Danach wirkte er in Filmen mit (1933–35) und trat in Schauspiel- und Operettenproduktionen des Rundfunks auf (1934), wobei er gem. mit pensionierten Kollegen für die Hörer die Illusion schuf, als „säße man im Burgtheater“. Z. war u. a. Träger bulgar., dt., schwed., pers. und türk. Orden, des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1911), der Großen goldenen Salvator-Medaille der Stadt Wien (1914), des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österr. (1926) sowie des Ehrenrings der Stadt Wien (1937). Die Dt.österr. Schriftstellergenossenschaft ernannte ihn zum Ehrenmitgl. (1932); im selben Jahr wurde er HR. 1917 erhielt Z. das Prädikat „Edler von“.

Weitere W.: Einakter: Auf dem Garnisonsball, 1888; Pschütt, 1892; Der Hummersalat (Lustspiel), Heliotrop (Posse), Serenissima (alle 1903, gem. m. O. Eisenschitz); Des Teufels Großmutter, 1912 (Ballettpantomime mit G. Stöhr – O. Nedbal); Sensation (1920, gem. m. F. Wallisch); Liedtexte. – Weitere Filmrollen in: Leichnam 427, 1919; Verfehltes Leben, 1921; Ausflug ins Leben, 1931; Frühlingsstimmen, 1933; G’schichten aus dem Wienerwald, 1934; Die Pompadour, 1935.
L.: NWT, 19. 7., Das kleine Volksbl. (m. B.), Wr. Neueste Nachrichten, WZ, 20. 7., NWT (Abendbl.), 22. 7. 1938; Alth, Burgtheater; Czeike; Eisenberg, Bühne; Jb. der Wr. Ges.; Kosch, Theaterlex.; Wer ist’s?, 1935; Die Wr. Bühne 477, 1938, S. 14 (m. B.); J. Strauss, Leben und Werk in Briefen und Dokumenten 1895–97, ed. F. Mailer, 1999, S. 457; Elektr. Schatten, ed. F. Bono u. a., 1999, s. Reg.; M. Salzer – P. Karner, Vom Christbaum zur Ringstraße. Evang. Wien, 2008, s. Reg.; A. Denk, Schauspielen im Stummfilm, 2020, S. 99ff.; Luther. Stadtkirche, WStLA, beide Wien.
(E. Großegger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 494f.
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