Zetsche, Eduard (1844–1927), Maler

Zetsche Eduard, Maler. Geb. Wien, 20. oder 21. 12. 1844; gest. ebd., 26. 4. 1927 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Zentralfriedhof); evang. AB. Sohn des Beamten Franz Eduard Z. und der Franziska Z., geb. Habelt. – Nach dem Besuch der Wr. Handelsakad. arbeitete Z. als Beamter bei der Wr. Handelsbank und nahm Privatstunden bei →Robert Ruß und →Emil Jakob Schindler. Mit dem Börsenkrach 1873 verlor er seine Anstellung und widmete sich ganz der Malerei. 1874–78 stud. Z. zunächst an der Wr. ABK bei →Karl Wurzinger und →Christian Griepenkerl an der Allg. Malerschule sowie bei →Eduard Peithner v. Lichtenfels in der Spezialkl. für Landschaftsmalerei (1876, 1877 Gundel-Preis), danach bei Eugen Dücker an der Düsseldorfer Kunstakad. Nach seiner Rückkehr 1881 widmete er sich v. a. der Aquarellmalerei und etablierte sich vorrangig als Landschaftsmaler, wobei er seine Motive überwiegend in der Umgebung Wiens und in der Wachau suchte. In Dürnstein und Weißenkirchen fand er das „Echte und Ursprüngliche“ und schwärmte vom Licht und der Farbenvielfalt der Gegend. Als Naturschilderer („Motive bei Lichtenwörth“, Österr. Galerie Belvedere, Wien) mit ausgeprägtem Heimatbezug spezialisierte sich Z. auf die Darstellung von Ruinen, Burgen, Bächen und Wiesen und schuf Gemälde wie „Die Bachgasse in Weißenkirchen“ oder „Weitenegg an der Donau“ (Landessmlgg. NÖ, St. Pölten), die ihm die Bezeichnung „Bach- und Burgen-Maler“ einbrachten. Außerdem unternahm er Reisen nach Mittel- und Norddtld., Istrien, Korfu und an den Gardasee. Z., der sich selbst als „der intime lyrische Landschafter“ beschrieb, entwickelte eine charakterist., fein nuancierte Farbpalette, die sich von einer reichen Abstufung an Grün- und Blautönen bis zu einer Vielfalt an silbrigen und braunen Tönen spannte. Neben großer Detailgenauigkeit zeichnen sich seine Bilder durch horizontal angelegte Schichtenräume mit raumreduzierenden Tendenzen und geschlossenen Umrissen aus. Z., der auch literar. tätig war, schuf etl. Tusch- und Federzeichnungen, u. a. für das sog. Kronprinzenwerk „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, und Illustrationen für „Westermanns Monatshefte“. Das von Z. selbst verf. Buch „Aus den Umgebungen Wiens. Schilderungen und Bilder“ (1894) enthält Beschreibungen der alpenländ. Umgebung Wiens mit über 90 Landschaftsillustrationen. Die von dt.nationaler und protestant. Gesinnung bestimmten „Bilder aus der Ostmark. Ein Wiener Wanderbuch“ (1902) verstehen sich als ein stark persönl. Werk des Autors und Künstlers Z., „gut national und erfüllt von Heimathsliebe“. Neben Landschaftsmotiven beinhaltet es zahlreiche Bilder zum Pflanzenreichtum von NÖ, die Z.s botan. Interesse belegen. Seine Arbeiten präsentierte er im In- (u. a. Künstlerhaus, Wachauer Künstlerbund) und Ausland (München/Glaspalast, Berlin, Düsseldorf). Z. war Mitgl. des Wachauer Künstlerbunds (zeitweilig dessen Präs.) und ab 1881 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus). 1914 erhielt er die kleine Goldene Staatsmedaille; 1924 Bürger der Stadt Wien.

L.: NWT, 18. 12. 1914, 20. 12. 1924; FB, 19., AZ, 21. 12. 1914; WZ, 20. 12. 1924, 28. 4. 1927; RP, 28. 4. 1927; Eisenberg 1; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach; Wr. Presse 10, 1891, Nr. 32, S. 1; A. Martinez, Wr. Ateliers 1, 1891, S. 69ff.; L. Hevesi, Österr. Kunst im 19. Jh. 2, 1903, S. 263; The Studio 49, 1910, S. 233; E. Zetsche, in: Der getreue Eckart 2, 1924/25, S. 185ff.; Österr. Kunst-Chronik 1, 1927, Nr. 6 (Beil.); R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus, 1951, passim; E. Z. 1844–1927, Dürnstein 1975 (Kat.); Kunst des 19. Jh. 4, bearb. C. Wöhrer, 2000; Waldmüller bis Schiele. Meisterwerke aus dem Nö. Landesmus., ed. W. Krug, 2002, S. 136, 237; W. Krug, Wachau. Bilder aus dem Land der Romantik, 2003, S. 39ff.; Stimmungsimpressionismus, ed. G. Frodl, Wien 2004, S. 38, 254ff. (Kat., m. B.); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 18. 6. 2021); ABK, Pfarre St. Johann Nepomuk, beide Wien.
(E. Wikidal)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 495f.
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