Zeynek, Theodor Ritter von (1873–1948), General und Schriftsteller

Zeynek Theodor Ritter von, General und Schriftsteller. Geb. Troppau, Schlesien (Opava, CZ), 5. 3. 1873; gest. Salzburg (Sbg.), 6. 10. 1948 (begraben: Mondsee, OÖ); röm.-kath. Enkel von →Franz v. Močnik, Sohn von Gustav Ritter v. Z. (s. u.) und Marie Edle v. Z., geb. v. Močnik (1852–1903), Bruder von →Richard Ritter v. Z. und →Olga Rudel(-Z.); ab 1906 verheiratet mit Alice Edle v. Z., geb. v. Zdekauer (geb. 9. 8. 1878; gest. 26. 2. 1967). – Nach der Matura am Staatsgymn. 1891 absolv. Z. die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt. 1894 als Lt. zum IR Nr. 3 ausgemustert, besuchte er 1897–99 die Kriegsschule in Wien. Zunächst als Ordonnanzoff. →Friedrich Gf. v. Beck-Rzikowsky zugeteilt, wurde er 1901 zum IR Nr. 95 nach Lemberg versetzt. Kurz darauf übernahm er die Funktion des Gen.stabsoff. bei der 25. IR-Brig. 1903 (Hptm. 1. Kl.) kam er in den Gen.stab der 9. IR-Truppen-Div. in Prag. Während dieser Zeit führten ihn Reisen in die Kronländer, nach Dtld., in die Schweiz, nach Oberitalien und Frankreich. 1905 wechselte er zum 8. Korpskmdo. nach Prag, von wo er 1906 in das Operationsbüro des Gen.stabs wechselte. Ab 1908 Gruppenleiter der Balkangruppe, diente er unter →Franz Gf. Conrad v. Hötzendorf, den er zeit seines Lebens verehrte, und arbeitete den Kriegsfall B (Balkan) aus; 1910 Mjr. 1912 wurde er zum Gen.stabschef der 8. IR-Truppen-Div. in Bozen ernannt. 1913 Obstlt., fand er beim 2. Tiroler Kaiserjäger-Rgt. Verwendung. Zu Beginn des 1. Weltkriegs zum 4. Armeekmdo. unter →Moritz Frh. Auffenberg v. Komarow transferiert, fungierte Z. Anfang 1915 (Obst.) als Gen.stabschef des Korps „Ost“, ehe er im März zum Gen.stabschef der 7. Armee an der Front berufen wurde und in der Bukowina und in Galizien zum Einsatz kam. Im Juni 1916 legte er sein Amt aus Protest gegen die Ernennung von Gen. Johannes v. Seeckt zum Ober-Gen.stabschef und den zunehmenden Einfluss der Dt. Obersten Heeresleitung auf die k. u. k. Armee nieder, wurde aber bereits im Juli zurückbeordert. Im September des Jahres in die Operationsabt. des Armeeoberkmdo. versetzt, erarbeitete er dort die Grundlagen für die Aufstellung einer poln. Armee. 1917–18 fungierte Z. als Chef der Quartiermeisterabt. des Armeeoberkmdo. Als solcher war er für die Besatzungspolitik in Russ.-Polen, Rumänien, Serbien und in einem Teil Oberitaliens zuständig, hatte den gesamten Nachschub für die Armee zu organisieren und die Leitung des San.diensts zu übernehmen. Er stand an der Seite K. →Karls bei dessen Bestrebungen zum Abschluss eines Waffenstillstands mit den Ententemächten, insbes. mit Italien. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs zog er sich zunächst in das Elternhaus seiner Gattin nach Prag zurück; ab etwa 1933 lebte er mit dieser abwechselnd in Wien und in Mondsee. I. R. widmete er sich der Musik und der Dichtkunst. Z. fertigte nicht nur, nachdem er sich im Alter die engl. Sprache angeeignet hatte, eigene Übers. von 37 Shakespeare-Dramen (darunter „Julius Caesar“, 1953; „Ein Sommernachtstraum“, 1953; „Romeo und Julia“, 1954; „Macbeth“ 1955) ins Dt. an, sondern schrieb auch Texte zu Beethoven-Sonaten (alle posthum erschienen). Weiters entstanden die Dramen „Orest“, „Proteus“ und „Montezuma“ sowie ein „Mondseer Weihnachtsspiel“ (1950). Z. erhielt u. a. 1915 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens sowie den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1917 das Kleinkreuz des St. Stephan-Ordens. Sein Vater, der Bildungspolitiker Gustav Ritter v. Z. (geb. Schebetau, Mähren / Šebetov, CZ, 10. 7. 1837; gest. Mödling, NÖ, 12. 5. 1901; röm.-kath.), machte eine Ausbildung zum Realschullehrer für Geographie, Geschichte, Dt., Tschech. und Französ. Er begann seine Lehrerkarriere 1856 in Villach, wechselte 1857 an die Unterrealschule in Werschetz und erhielt dort 1860 eine Anstellung an der kath. Lehrerbildungsanstalt. Danach war er eine Zeit lang als Lehrerbildner in Hermannstadt tätig. 1867–70 in gleicher Funktion in Graz, erhielt er 1870 eine Stelle als Dir. der Lehrerbildungsanstalt in Olmütz, wo er auch das Amt des Bez.schulinsp. übernahm. 1872 erfolgte seine Ernennung zum Landesschulinsp. für die Volksschulen und die Lehrerbildungsanstalten in Schlesien. 1892 Min.rat, trat er 1898 i. d. R. Hervorzuheben ist sein mehrbändiges und vielfach aufgelegtes Lehrbuch für den Dt.unterricht „Grundzüge der deutschen Stilistik und Literaturgeschichte“ (1868, 9. Aufl. als „Deutsche Stilistik und Poetik“, bearb. Alois Meixner, 1904). Darüber hinaus fungierte Gustav v. Z. als Hrsg. der „Losen pädagogischen Blätter“ (1869) sowie der „Schul-Kalender für österreichische Volksschullehrer“ und gem. mit Josef Mich und Alois Steuer des mehrmals aufgelegten dreiteiligen „Lesebuchs für österreichische Volksschulen“ (1878, 1913 als „Lesebuch für österreichische allgemeine Volksschulen“) sowie der ebenfalls dreiteiligen mehrfach aufgelegten „Anleitung zum Gebrauche des Lesebuches in der Volksschule“ (1879, 3. Aufl. 1888). 1881 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und wurde in den Ritterstand erhoben.

Weitere W.: Über den österr.-ung. Gen.stab, in: Militärwiss. Mitt. 70, 1939; Sonate Es-Dur: Lebensruf Schicksalsmacht ..., 1950. – Übers.: W. Shakespeare, Ende gut, alles gut, 1970; W. Shakespeare, Kömodie der Irrungen, 1970. – Nachlass: KA, Wien. – Gustav v. Z.: A. v. Humboldt, in: Die Biene 15, 1865.
L.: Prager Tagbl., 20. 6. 1906; Th. Ritter v. Z. Ein Off. im Gen.stabskorps erinnert sich, ed. P. Broucek, 2009 (m. B.); Zeugen des Untergangs, bearb. M. Krenn – M. Hochedlinger, 2013 (m. B.); KA, Wien. – Gustav v. Z.: Die Presse, 5. 1. 1860; NWT, 19. 1. 1870; Pfarre Mödling-St.-Othmar, NÖ.
(D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 501f.
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