Zhishmann (Čižman, Tschischmann), Josef (Joseph, Jožef, Josip) Ritter von (1820–1894), Jurist und Historiker

Zhishman (Čižman, Tschischmann) Josef (Joseph, Jožef, Josip) Ritter von, Jurist und Historiker. Geb. Laibach, Kg.reich Illyrien (Ljubljana, SLO), 18. 2. 1820; gest. Wien, 4. 9. 1894; röm.-kath. Sohn des Prof. an der Laibacher Normalschule Joseph (Jožef) Tschischmann und der Elisabeth (Elizabeta) Tschischmann, geb. Nadloga, Bruder von →Anton Eduard Z.; ab 1847 verheiratet mit Barbara v. Z., geb. Gradel, verwitwete Hanesse (geb. Bisamberg, NÖ, 21. 8. 1804). – Z. besuchte 1830–37 das Gymn. und 1837–39 das Lyzeum in Laibach. 1840–43 stud. er Rechts- und Staatswiss. in Wien (1840 Stipendiat der Knafelj-Stiftung), daneben 1840–48 auch Philol., nach Beendigung des Jus-Stud. v. a. oriental. Sprachen; 1848 Dr. phil. I. d. F. wirkte er am philolog. und hist. Seminar der Univ., ehe er 1851 die Lehramtsprüfung für klass. Philol., Geographie und Geschichte ablegte. 1851–53 war er als Prof. am Staatsgymn. in Triest, 1853–66 an der Theresian. Akad. in Wien tätig. 1867–75 unterrichtete Z. Kronprinz →Rudolf in Geographie, Geschichte, Latein und Kirchenrecht. Bereits 1864 schlug er die Schaffung einer Lehrkanzel für Ostkirchenrecht an der Univ. Wien vor, die 1867 errichtet wurde. Im selben Jahr wurde sie mit Z. als ao. Prof. besetzt; 1871 o. Prof. 1876/77 fungierte er als Dekan der juridischen Fakultät, 1885/86 als Rektor der Univ. Ab ca. 1852 widmete sich Z., der zahlreiche Sprachen (u. a. Armenisch und Arabisch) beherrschte, intensiv organisator.-jurid. Fragen der orthodoxen und unierten Kirchen und avancierte später auch zu einem Berater des Hofs in diesen Belangen. Als solcher verf. er u. a. Gutachten über die Errichtung eines orthodoxen Bistums in Cattaro (1870) sowie einer orthodoxen Metropolie in der Bukowina und in Dalmatien (1873) oder über die Schaffung einer orthodoxen theol. Fak. an der Univ. Czernowitz (1875). Z. galt als einer der besten Kenner des Ostkirchenrechts und hatte entscheidenden Anteil an dessen Etablierung als wiss. Disziplin. Eines seiner Hauptwerke ist „Das Eherecht der orientalischen Kirche“ (4 Bde., 1863), in welchem er die Entwicklung der Ehepraxis in den unterschiedl. Ostkirchen anhand von Quellenstudien nachzeichnet. Nach seiner Pensionierung 1887 wirkte Z., der 1874–77 auch der Knafelj-Stiftung vorgestanden war, als Dir. der habsburg. Familien-Fideikommiss-Bibliothek. Z. erhielt 1865 die goldene Medaille für Wiss. und Kunst sowie 1871 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.; 1873 Dr. h. c. der Universität Wien, 1881 HR. 1879 wurde er in den Ritterstand erhoben.

Weitere W.: Die Unionsverhh. zwischen der oriental. und röm. Kirche seit dem Anfange des XV. Jh. bis zum Conzil von Ferrara, 1858; Memorandum zur Organisierung der kirchl. Ämter an den Kathedralen der Oriental. Kirche in Österr., 1864 (Ms.); Die Synoden und die Episkopal-Ämter in der morgenländ. Kirche, 1867; Das Stifterrecht in der morgenländ. Kirche, 1888.
L. (tw. unter Čižman): SBL; Wurzbach; W. M. Plöchl, in: Convivium utriusque iuris, ed. A. Scheuermann, 1976, S. 185ff.; Th. M. Németh, J. v. Z. (1820–1894) und die Orthodoxie in der Donaumonarchie, 2012; Novi Slovenski biografski leks. (online, Zugriff 16. 3. 2022); Pfarre Maria Hietzing, Pfarre St. Augustin, UA, Univ.bibl., alle Wien; Pfarre Marijino oznanjenje, Zgodovinski arhiv, beide Ljubljana, SLO.
(A. Saje)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 503f.
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