Zich, Otakar (1879–1934), Ästhetiker, Komponist und Lehrer

Zich Otakar, Ästhetiker, Komponist und Lehrer. Geb. Königstadtl, Böhmen (Městec Králové, CZ), 25. 3. 1879; gest. Ouběnice, Tschechoslowakei (CZ), 9. 7. 1934; röm.-kath., später konfessionslos. Sohn des Schuldir. Václav Z. (1842–1885) und seiner Frau Marie Z., geb. Drapáková, Vater von Otakar Z. (1908–1984), Musikschriftsteller und Mathematiker, ab 1949 Prof. für phil. Mathematik und Logik an der Univ. Prag, und Jaroslav Z. (1912–2001), Komponist, Pianist und Ästhetiker. – Z. besuchte das Gymn. in Prag (Matura 1897) und versuchte bereits damals zu komponieren. An der phil. Fak. der tschech. Univ. Prag (1897–1901, Prom. 1902) stud. er bei →Otakar Hostinský, hörte Vorlesungen von →Thomas (Garrigue) Masaryk und belegte einen Kurs in Musiktheorie bei →Karel Stecker. Während seiner Zeit als Prof. für Mathematik und Physik am Gymn. in Taus 1903–06 beschäftigte er sich mit den dortigen Volksliedern und -tänzen, die in seinen Bearb. und in eigenen Kompositionen Niederschlag fanden. Ab 1906 Prof. am Neustädter Gymn. in Prag, habil. er sich 1911 für das Fach Ästhetik an der dortigen tschech. Univ. und lehrte ab 1919 als Prof. an der Univ. Brünn. 1924 kehrte er als Prof. für Ästhetik und Leiter des von ihm begründeten Seminars für Ästhetik an die Univ. Prag zurück. In diesem Fach bezog er als einer der ersten unter den tschech. Ästhetikern die psycholog. und soziolog. Komponente bei der Wahrnehmung von Kunst mit ein. Als Komponist an die Tradition →Friedrich Smetanas anknüpfend und von der Folklore beeinflusst, entwickelte Z. als Autodidakt seine eigene Musiksprache. Zu seiner Zeit waren v. a. seine Chöre und Lieder beliebt; auch seine drei Opern nach eigenen Libretti waren erfolgreich: „Malířský nápad“ (nach →Svatopluk Čech, Urauff. 1910), „Vina“ (nach Jaroslav Hilbert, Urauff. 1922) und „Preciézky“ (nach Molière, Urauff. 1926). Bis heute geschätzt werden seine ästhet. Schriften, in denen er die Grundlagen der musikal. Semantik im Bereich der tschech. Musikwiss. legte, wie „Estetické vnímání hudby“ (2 Bde., 1910), „Estetika dramatického umění“ (1931) oder die Smlg. von Univ.vorträgen „Estetika hudby“ (1981).

Weitere W. (s. auch ČHS; Grove): Publ.: Smetanova Hubička, in: Smetana 2, 1911–12; Dvořákův význam umělecký, in: Hudební sborník 1, 1913; H. Berlioz a jeho Episoda ze života umělcova, 1914; Symfonické básně B. Smetany, 1924, 2. Aufl. 1949; Hudební estetika, in: Hudební rozhledy 1, 1924–25. – Orchestermusik: Konrad Wallenrod (Ouvertüre, 1903). – Kantaten: Osudná svatba (Volkspoesie, 1905 mit Klavier, 1919 mit Orchester); Zimní balada (J. Neruda, 1906); Polka jede (J. Neruda, 1907); Romance o Černém jezeře (Melodram, J. Neruda, 1907). – Kammermusik: Česká suita für Violine und Violoncello, 1928, Klaviertrio; Lieder, Männer-, Frauen- und gemischte Chöre.
L.: ČHS (m. W.); Grove (m. W.); MGG II; Z. Nejedlý, Česká moderní zpěvohra po Smetanovi, 1911, s. Reg.; F. Pujman, in: Musikbll. des Anbruch 7, 1925, S. 252; O. Z., in: Česká hudba 36, 1933, S. 132ff.; J. Plavec, O. Z., 1941; O. Z. Studie k vývoji českého sociologického myšlení v první třetině našeho století, ed. J. Burjanek, 1966; O. Sus, in: Sborník prací Filosofické fakulty brněnské univ. 4, 1969, S. 77ff.; Dějiny české hudební kultury 1890–1945, 1–2, 1972–81, s. Reg.; K. Neumann, in: Hamburger Jb. für Musikwiss. 9, 1986, S. 105ff.; J. Jiránek, in: FS für H.-P. Hesse zum 65. Geburtstag, ed. K. Bachmann – W. Thies, 2000, S. 71ff.; Pfarre Městec Králové, CZ.
(V. Reittererová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 505
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