Zichy zu Zich und Vásonykeő, Edmund Maria Franz (Ödon) Gf. (1811–1894), Kunstmäzen und Politiker

Zichy zu Zich und Vásonykeő Edmund Maria Franz (Ödon) Gf., Kunstmäzen und Politiker. Geb. Wien, 19. 7. 1811; gest. ebd., 27. 1. 1894 (begraben: Zichyfalva, H); röm.-kath. Sohn von Franz Gf. Z. z. Z. u. V. (1751–1812) und dessen 2. Frau Maria Dominica, geb. Gfn. v. Lodron-Laterano (geb. 17. 10. 1789; gest. 10. 12. 1847), Vater von →Jenő Gf. Z. z. Z. u. V.; ab 1832 verheiratet mit Pauline Prinzessin Odescalchi (geb. 25. 7. 1810; gest. Szent-Mihály/Sárszentmihály, H, 30. 11. 1866). – Z. erhielt vorerst Hausunterricht, besuchte i. d. F. das Wr. Theresianum, später die Klosterschule im ung. Totis und schloss die Ausbildung in Pressburg ab. 18-jährig trat er in die österr. Armee ein (zuletzt Rtm. beim 5. Dragoner-Rgt. Prinz Eugen v. Savoyen), quittierte jedoch bereits 1832 den Dienst. I. d. F. lebte er mehrere Jahre zurückgezogen im Kom. Stuhlweißenburg. Dort baute er eine Muster-Landwirtschaft mit Getreide- und Hanfanbau sowie einer Schafzucht auf (die Wolle wurde auf der Pariser Weltausst. 1867 ausgez.) und avancierte zu einem Fachmann in diesem Bereich (1856 auf der Pariser Ausst. von Zuchttieren Mitgl. der Beurteilungs-Komm.). 1840–43 unternahm Z. Reisen nach Italien, Frankreich, Spanien sowie in den Orient. Zu Beginn des Galiz. Bauernaufstands 1846 rückte er wieder ein und wurde 1847 zum Obst.stallmeister-Stellv. in Ungarn ernannt. Seine Vermittlungsversuche beim Ausbruch der Märzrevolution 1848 scheiterten und er ging kurzfristig nach Brüssel, ehe er sich Ende des Jahres dauerhaft in Wien niederließ. In den Folgejahren avancierte er zu einer wichtigen Persönlichkeit des Wr. Kultur-, Wirtschafts- und Ges.lebens: 1864 erfolgte seine Berufung in das Kuratorium des k. k. Österr. Mus. für Kunst und Ind., 1869 wurde er erster Präs. der angegliederten Kunstgewerbeschule. Beide Institutionen förderte er zeit seines Lebens durch Schenkungen, Leihgaben, Auftragsarbeiten an Künstler, Vorträge und Stiftung des Gf. Edmund-Zichy-Schülerpreises. Eine weitere Reise in den Orient diente der Förderung der osman. Beziehungen zu Österr., v. a. in Hinblick auf Bahnverbindungen. Zu diesem Thema veröff. er „Ein Wort über das projectirte Esseker Bahn-Netz“ (1865) und „Welche Bahnen braucht Siebenbürgen?“ (1866). 1876 wirkte er an der Schrift von Arnold Hilberg „Nach Eski-Djumaia“ mit. Weiters war er Mitgl. in der Ausst.komm. der Wr. Weltausst. 1873, nachdem er bereits bei allen bisherigen Weltausst. eine Funktion übernommen hatte, Präs. des Verw.R. der Versicherungsges. Anker, der Rückversicherungsges. Securitas, der ersten Wr. Hotel-Actien-Ges. und der Real-Creditbank. Als Präs. der Ges. zur Förderung der Bronze- und Eisen-Kunstind. war er ein Vorkämpfer des industriellen Fortschritts und stiftete 1875 den Arbeiterpreis für Ciseleur- und Treibarbeiten. Bes. Verdienste erwarb sich Z. als Kurator des Oriental. Mus./Handels-Mus. Seine Überzeugung, dass Kunst kein Luxus, sondern unentbehrl. Nationalbesitz sei und als Erziehungsmittel für alle eingesetzt werden sollte, war revolutionär und fand erst um 1900 auf breiter Basis Verständnis. Er hinterließ beträchtl. Ländereien, aber auch Smlgg. von Gemälden, chines. Bronzen und Waffen. Z. war Kämmerer (1866), w. Geh. Rat (1867) und erhielt 1861 das Kleinkreuz des kgl.-ung. St. Stephan-Ordens, 1889 das Großkreuz des Leopold-Ordens. Ab 1870 war er ao. Mitgl., 1881 Stifter, 1882 Ehrenmitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus).

L.: NFP, 27. 1. 1894 (Abendbl.); ADB; Wurzbach; Wr. Weltausst.-Ztg. 2, 1872, Nr. 26, S. 1f. (m. B.); Die Bombe 6, 1876, S. 321f. (m. B.); H.-J. Kornrumpf – J. Kornrumpf, Fremde im Osman. Reich 1826–1912/13, 1998; W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011 (online, Zugriff 14. 1. 2022); Pfarre Am Hof, Pfarre St. Stephan, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, alle Wien.
(K. Pokorny-Nagel)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 507f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>