Zichy zu Zich und Vásonykeő, Géza Gf.; Ps. Justus (1849–1924), Komponist, Pianist und Schriftsteller

Zichy zu Zich und Vásonykeő Géza Gf., Ps. Justus, Komponist, Pianist und Schriftsteller. Geb. Sztára, Ungarn (Staré, SK), 23. 7. 1849; gest. Budapest (H), 14. 1. 1924; röm.-kath. Sohn von Lipót Gf. Z. z. Z. u. V. (1805–1859) und Mária, geb. Gfn. Sztáray (1821–1891); ab 1871 mit Melánia, geb. Gfn. Karácsonyi v. Karátsonyfalva u. Beodra (1855–1894), verheiratet. – Z., dessen Großmutter mütterlicherseits bei Johann Nepomuk Hummel Klavier stud. hatte, erlernte dieses Instrument ebenfalls. Im Alter von 14 Jahren verlor er seinen rechten Arm bei einem Jagdunfall. Trotzdem gelang es ihm, sich künstler. so weiterzuentwickeln, dass er 1866 und 1867 als Pianist in Pressburg, Pest und Ischl debüt. konnte. In Pressburg stud. Z. Musik bei Karl Mayrberger sowie Rechtswesen. Nach dem Staatsexamen 1870 arbeitete er in Budapest und wurde Kompositions- und Kontrapunktschüler von →Robert Volkmann. 1873 kam es zur Urauff. seiner Ballade „Zách Klára“ und zur Bekanntschaft mit →Franz v. Liszt. Dieser förderte Z.s Karriere, bearb. und widmete ihm einige seiner Werke („A magyarok istene“ für Klavier, linke Hand, „Rákóczi induló“ für drei Hände) und trat gem. mit ihm in Konzerten auf. 1878 erschienen in Paris die Sechs Konzertetüden für linke Hand von Z. mit einem Vorwort von Liszt. Trotz seiner phys. Beeinträchtigung war Z. ein bedeutender Klaviervirtuose, geschätzt u. a. von →Eduard Hanslick. 1870–90 unternahm er mehrere Tourneen in Europa, Komponisten wie Charles-Marie Widor, Volkmann, →Emil Sauer v. Aichried und andere widmeten ihm Kompositionen. 1875–1918 war er Präs. des Nationalkonservatoriums (Nemzeti Zenede), das in jenen Jahrzehnten zu einer wichtigen Institution des Budapester Musiklebens wurde. 1891–94 wirkte er als Intendant der staatl. Theater (Nationaltheater und Kgl. Opernhaus) in Budapest, förderte die Auff. ung. Opern, machte Vorschläge zur Umgestaltung der Sängerausbildung und zur Errichtung eines zentralen nationalen Opernnetzwerks. 1895–1916 war Z. Komponist und Gastdirigent der Kgl. Ung. Oper. Seine fünf Opern („Alár“, 1896, „Roland Mester“, 1899, sowie die Rákóczi-Trilogie „II. Rákóczi Ferenc“, 1909, „Nemo“, 1905, und „Rodostó“, 1912, alle nach eigenen Libretti) wie auch die Tanzdichtung „Gemma“ (1903) wurden in mehreren europ. Städten aufgef. Z. verwendete in seinen Werken internationale musikal. Formen, während sein Stil zwischen Nationalromantik und Wagnerismus schwankte. Das Niveau seiner Opern wurde in der Presse manchmal stark kritisiert. Während des 1. Weltkriegs war Z. karitativ tätig und veröff. ein Buch für Kriegsversehrte („A félkezű ember könyve“, 1915). Ab 1870 verfolgte er auch eine schriftsteller. Laufbahn. Neben dem 1871 am Nationaltheater uraufgef. Lustspiel „Phrenolog“ schrieb er Ged., Romane, Dramen und übers. ins Französ. und ins Dt. Nach 1918 lebte er zurückgezogen und vollendete seine Memoiren („Aus meinem Leben“, 3 Bde., 1911–20, ung. „Emlékeim“, 2 Bde., 1911–12). Er war u. a. Ritter des Leopold-Ordens (1884) und wurde mit dem Großkreuz des Franz Joseph-Ordens (1901) und der Medaille Litteris et artibus (1916) ausgez. Zudem war er Mitgl. literar. Ges. wie der Petőfi- und der Kisfaludy-Ges. (1876 bzw. 1878) sowie Ehrenmitgl. der MTA (1911). 2016 erschien eine Gesamtaufnahme seiner Klavierwerke und Bearb. auf CD, gespielt von Artur Cimirro.

Weitere W.: Klavierkonzert; Dolores (Kantate); Sonate; Etüden; Klavierstücke; Bearb. für Klavier, linke Hand; Lieder für Singstimme und Klavier nach eigenen Texten.
L.: Grove, 2001, 2007; MGG I; Wurzbach; Zenei Lex.; J. Hubay, in: Magyar Salon 6, 1887, S. 458ff. (m. B.); Album gróf Z. G. 25 éves írói és művészi jubileuma alkalmából, ed. V. Karczag, 1891; Színházi Élet 5, 1916, H. 20 (m. B.); Gy. Fodor, in: Zenei Szemle 1, 1917, S. 189ff.; I. Kereszty, ebd. 8, 1924, S. 101f.; J. Wagner, ebd., S. 107ff.; S. Hevesi, in: A Kisfaludy Társaság Évlapjai 1924–28, 1928, S. 206; A. Laczkó, in: Szekszárd és nagyvilág. Liszt F., 1811 – 1886 – 1986, ed. L. Csányi, 1987, S. 76ff.; E. Jusztin, Z. G. viszonya Liszt F. és az egykezes zongorajáték sajátosságai, Magisterarbeit Budapest, 1999; D. Mona, Kozmopolitából nacionalista. Z. G. operaszerzői stílusváltásának okai és következményei, Magisterarbeit Budapest, 2016.
(F. Szabó)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 511
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