Zichy zu Zich und Vásonykeő, Jenő (Eugen) Gf. (1837–1906), Forschungsreisender und Politiker

Zichy zu Zich und Vásonykeő Jenő (Eugen) Gf., Forschungsreisender und Politiker. Geb. Szent-Mihály (Sárszentmihály, H), 5. 7. 1837; gest. Obermais, Tirol (Meran/Merano, I), 25. 12. 1906; röm.-kath. Sohn von →Edmund Gf. Z. z. Z. u. V. und dessen Frau Pauline Gfn. Z. z. Z. u. V., geb. Prinzessin Odescalchi (geb. 25. 7. 1810; gest. Szent-Mihály, 30. 11. 1866); ab 1865 verheiratet mit Hermine Gfn. Z. z. Z. u. V., geb. v. Redern (geb. Berlin, Preußen/D, 21. 2. 1844; gest. Budapest, H, 5. 5. 1911). – Nach dem Schulbesuch in Stuhlweißenburg stud. Z. Jus an diversen Univ. im heutigen Dtld., das Advokatendiplom erwarb er allerdings erst Mitte der 1870er-Jahre in Ungarn. 1860 Hauptstuhlrichter des Kom. Weißenburg, fungierte er 1861–76 sowie 1879–1906 als RT-Abg. Während dieser Zeit war er 1861–70 Mitgl. der Adress- bzw. der Deák-Partei, 1870–76 freier Abg. bzw. Mitgl. des Linken Zentrums, 1879–1903 Mitgl. der Liberalen Partei und ab 1903 erneut freier Abg. Z. trat zum einen als Förderer der Ind. und Landwirtschaft, zum anderen durch Forschungsreisen in Erscheinung. Bereits 1857 unternahm er eine Stud.reise auf den Balkan, 1866 fuhr er in die Niederlande und nach England, um die Anwendung der neuesten Wasserbaumethoden zu stud. 1876–79 organisierte er die Stuhlweißenburger Landesausst., 1885 die Budapester Landesind.ausst. Von seinen Ansichten über die Entwicklung der Ind. sowie des Bildungswesens zeugen seine 1880 veröff. Flugschriften „Emlékirat a magyar ipar fejlesztése érdekében“ und „Indítvány- s tervjavaslat a népnevelési egyletek tárgyában“. 1881–1906 Präs. des Landes-Ind.ver., war Z. maßgebl. an der Grundlegung des techn.-gewerbl. Schulwesens in Ungarn beteiligt. Ab den 1890er-Jahren wandte er sich – in Zusammenhang mit seinem Interesse für die Wanderungen der Magyaren – der wiss. Erforschung des Kaukasus-Gebiets und Zentralasiens zu. Aus diesem Grund initiierte, finanzierte und leitete er 1895, 1896 und 1897–98 drei Expeditionen nach Asien, an denen zahlreiche Wiss. teilnahmen. Obwohl die von Z. und seinen Mitarb. veröff. Expeditionsberr. u. a. von →Otto Herman kritisiert wurden, lässt sich die Bedeutung der während dieser Forschungsreisen zusammengetragenen anthropolog., ethnograph. und archäolog. Smlgg. kaum überschätzen („Zichy Jenő gróf kaukázusi és középázsiai utazásai / Voyages au Caucase et en Asie centrale“, gem. mit János Jankó – Béla Pósta, 2 Bde., 1897; „Zichy Jenő gróf oroszországi és keletázsiai expeditiójának beszámolója 1897–1898“, 1899; „Zichy Jenő gróf harmadik ázsiai utazása / Dritte asiatische Forschungsreise des Grafen Eugen Zichy“, 6 Bde., ed. Géza Horváth, 1900–05). Die Objekte, die zunächst in seinem Privatmus. ausgestellt waren, vermachte Z. testamentar. der Stadt Budapest. Geh. Rat (1884) Z. erhielt zahlreiche Ehrungen und Ausz. (u. a. 1879 Kommandeurkreuz des Leopold-Ordens, 1885 Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone I. Kl.) und war ab 1898 Ehrenmitgl. der Ung. Geograph. Ges. sowie ab 1899 der MTA.

L.: Das Vaterland (Abendbl.), Die Zeit, Neues Wr. Journal, NFP, NWT, Pester Lloyd (Abendbl.), WZ, 27., Neuigkeits-Welt-Bl., 28. 12. 1906; Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Irodalmi Lex. I, II (m. B.); Markó (m. B.); Pallas; Révai; Szinnyei; ÚMÉL; Wurzbach; Országgyűlési Almanach 1905–10, ed. H. Fabro – J. Ujlaki, 1905, S. 432f.; A. Toth, Parteien und RT-Wahlen in Ungarn 1848–92, 1973, s. Reg.; Magyarok a természettudomány és a technika történetében, ed. F. Nagy, 1986; Magyar utazók lex., 1993; Magyar tudóslex., ed. F. Nagy, 1997; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Magyar nagylex. 18, 2004; G. Polgárdy, in: Honismeret 40, 2012, Nr. 4, S. 7ff.; Pfarre Meran-Untermais, I.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 511f.
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