Žičkar (Sitschker), Josip (Jožef, Joseph) (1846–1905), Politiker und Geistlicher

Žičkar (Sitschker) Josip (Jožef, Joseph), Politiker und Geistlicher. Geb. Rastes, Stmk. (Raztez, SLO), 12. 2. 1846; gest. Wien, 27. 9. 1905 (begraben: Videm, SLO); röm.-kath. Sohn des Bauern Michael Sitschker und dessen Frau Maria Sitschker, geb. Mohorčič. – Ž. besuchte 1859–67 das Gymn. in Cilli und stud. anschließend bis 1871 am Priesterseminar in Marburg; Ordination 1870. Ab 1871 Kaplan in Hochenegg, wurde er 1875 Vikar in der Stadtpfarre Cilli. Ab 1888 war er Pfarrer von Weitenstein, ab 1900 Pfarrer und Dechant im untersteir. St. Veit. Ž. zeigte an seinen jeweiligen Wirkungsorten reges gesellschaftl. und polit. Engagement: 1879 fungierte er als Mitbegründer und Vors. des Kath. Arbeiterunterstützungsver. in Cilli, durch von ihm gesammelte Spenden konnte dort eine neue Mädchenschule errichtet werden. In Weitenstein, wo er die Marienkirche umbauen ließ, initiierte er die Spar- und Darlehenskasse sowie den Lesever. Auch in St. Veit setzte er baul. Maßnahmen und gründete einen Armenver. 1896–1905 saß Ž., der zudem Mitgl. des polit. Ver. Sava im Bez. Rann und 1885 Mitbegründer und Ausschussmitgl. des slowen. Schulver. Družba Sv. Cirila in Metoda in Laibach war, im stmk. LT. 1897–1905 gehörte er dem AH des RR an (Klubmitgl.schaften: Slaw. christl.-nationaler Verband, 1901 Slaw. Zentrum, 1902 Slaw. Verband). Neben polit. interessierten Ž. auch wirtschaftl. Fragen: So setzte er sich z. B. für das Heimstättengesetz ein, wodurch die Teilung von Bauernhöfen verhindert werden sollte, unterstützte die Gründung von Agrargenossenschaften, Wasserbaumaßnahmen, die Verstaatlichung der Eisenbahnstrecke Pöltschach–Gonobitz und deren Verlängerung bis Dollitsch sowie den Ausbau der Straßenverbindung Fuchsdorf–Schleinitz oder die Gründung einer slowen. Gewerbeschule. Des Weiteren engag. er sich für den Gebrauch des Slowen. in Schule und Amt. Als 1899 die Mehrheit der stmk. LT-Abg. dt.-nationale Ver. wie den Ver. Südmark sowie dt. Schülerheime unterstützte, boykottierten Ž. und Gleichgesinnte bis 1903 die LT-Sitzungen. Bereits 1897 hatte er die slowen. Spracheninterpellation unterzeichnet. Ž. setzte sich zudem für die Gründung eines slowen. Gymn. in Cilli sowie einer slowen. Univ. ein.

L.: Adlgasser; SBL; Slovenski narod, 28., Slovenec, Illustrierte Kronen Ztg., 29., Die Zeit, Marburger Ztg., Neues Wr. Journal, 30. 9., Slovenski gospodar, St. Pöltner Bote, 5., Volksbl. für Stadt und Land, 6. 10. 1905; Bogoljub 4, 1905, S. 301; Naša Sloga 38, Nr. 40, 1905; A. Špelec, in: Časopis za zgodovino in narodopisje 80, 2009, Nr. 2−3, S. 33ff.; J. Cvirn, Das „Festungsdreieck“. Zur polit. Orientierung der Dt. in der Unterstmk. (1861–1914), 2016, S. 159ff.; Pfarre Maria Treu, Wien; Pfarre Brestanica, Pokrajinski arhiv Maribor, beide SLO.
(R. Lampreht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 517f.
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