Zieglauer von Blumenthal, Ferdinand Edler (1829–1906), Historiker

Zieglauer von Blumenthal Ferdinand Edler, Historiker. Geb. Bruneck, Tirol (Bruneck/Brunico, I), 28. 2. 1829; gest. Czernowitz, Bukowina (Černivci, UA), 30. 7. 1906; röm.-kath. Sohn von Georg Z. Edler v. B. (1789–1835), Stadtapotheker in Bruneck, und Theresa Z. Edle v. B., geb. Hölzl (gest. 1860); verheiratet mit Eleonore Z. Edle v. B., geb. Wanner (ca. 1839–1905). – Z. besuchte 1840–46 das Akadem. Gymn. Innsbruck, leistete 1848 kurzfristig Dienst im Akadem. Corps und inskribierte im Wintersemester 1850/51 nach einem zweijährigen Propädeutikum an der Univ. Innsbruck. 1851 wechselte Z. nach Wien an die jurid. und später an die phil. Fak. 1855 schrieb er sich in den ersten Kurs am Inst. für österr. Geschichtsforschung ein und prom. 1856 mit einer Arbeit zur Entstehung des ältesten österr. Landrechts. Ende jenes Jahres wurde er ao., 1862 o. Prof. an der dt.sprachigen Rechtsakad. in Hermannstadt. Eine Bewerbung um die Professur für österr. Geschichte an der Univ. Graz 1864 scheiterte. Mit dem Ausgleich von 1867 und den wachsenden Einschränkungen für dt.sprachige Einrichtungen in Ungarn folgte Z. 1875 dem Ruf als Prof. für österr. Geschichte an die neu gegr. Univ. Czernowitz, wo er zweimal das Amt des Rektors bekleidete (1876/77, 1899/1900). Ab 1876 war Z. ununterbrochen im Gmd.- und im Stadtschulrat von Czernowitz vertreten, ebenso im Landesschulrat der Bukowina. Darüber hinaus engag. er sich zeitlebens in der Akadem. Lesehalle Czernowitz und für den Ver. für Siebenbürg. Landeskde. Seiner Univ. blieb Z. auch nach der Emer. bis zu seinem Tod als Hon.-Prof. verbunden. Während seiner Zeit in Siebenbürgen widmete er sich intensiv der Landesgeschichte und verf. dazu grundlegende Arbeiten („Drei Jahre aus der Geschichte der Rákóczy’schen Revolution in Siebenbürgen. Vom Ausbruche der Bewegung bis zur Schlacht von Sibó“, 1868; „Harteneck, Graf der sächsischen Nation und die siebenbürgischen Parteikämpfe seiner Zeit. 1691–1703“, 1869). Diesen Schwerpunkt vertiefte Z. in Czernowitz, wo er zunächst über die Josephin. Epoche („Die politische Reformbewegung in Siebenbürgen in der Zeit Joseph’s II. und Leopold’s II.“, 1881) und die Türkenkriege („Die Befreiung Ofens von der Türkenherrschaft 1686“, 1886) publ. Rasch machte er sich mit der Landesgeschichte der Bukowina vertraut und trug damit wesentl. zum entstehenden Landesbewusstsein bei („Der Zustand der Bukowina zur Zeit der österreichischen Occupation“, 1888; „Geschichtliche Bilder aus der Bukowina …“, 1893–1902). Nicht nur hatte Z. damit die Geschichte Österr. zu seinem Lebenswerk gemacht, wie es in einem Nachruf heißt, sondern ebenso galt er für viele Zeitgenossen als „treuer Soldat“ der Dt.liberalen. So stand etwa die von ihm vehement vertretene österr. Gesamtstaatsidee nach dem Ausgleich in schroffem Gegensatz zur polit. Realität. Seine landesgeschichtl. Arbeiten positionierte Z. daher bewusst auch als Warnung an die eigene Gegenwart. 1884 wurde er zum Reg.Rat, 1899 zum HR ernannt.

L.: WZ, 26. 6. 1856; Bote für Tirol, 6. 3. 1899; Czernowitzer Allg. Ztg., 31. 7. 1906; Wurzbach; Bukowinaer Post 13, 1906, Nr. 1949, S. 2; K. Scharr, in: Kulturen an den ‚Peripherienʻ Mitteleuropas (am Beispiel der Bukowina und Tirols), ed. A. Corbea-Hoișie – S. P. Scheichl, 2015, S. 237ff. (m. B.); B. Strauß, Von Bruneck nach Czernowitz: Stationen eines Gelehrtenlebens im Habsburgerreich (online, m. B., Zugriff 7. 9. 2021).
(K. Scharr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 519
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