Ziegler, Albert (1888–1946), Konstrukteur und Flugtechniker

Ziegler Albert, Konstrukteur und Flugtechniker. Geb. Zeiden, Siebenbürgen (Codlea, RO), 9. 4. 1888; gest. Altscherbitz, Sowjet. Besatzungszone (Schkeuditz, D), 3. 7. 1946. Sohn eines siebenbürg.-sächs. Bauern. – Z. erlernte das Schlosserhandwerk in seinem Geburtsort, anschließend in Kronstadt. Seit seiner Kindheit interessierte er sich für das Fliegen. Als Lehrling fertigte er einen Motor, der von der Kronstädter HGK mit dem Goldenen Preis ausgez. wurde. Z. beschäftigte sich auch mit einem Schwimmautomobil, mit Funktelegraphie und Nachrichtenübermittlung. Nach der Ausbildung ging er, um Auslandserfahrungen zu sammeln, in die französ. Schweiz und nach Paris, wo er zwei Jahre blieb. Weitere Reisen führten ihn nach London, Schottland, Berlin und Wien. 1911 beschäftigte er sich in Berlin mit der Fliegerei und unterstützte Sigismund Prinz v. Preußen beim Bau eines Gleitflugzeugs, wurde dann in Dtld. Gleitfluglehrer bei Rumpler, der Deutschen Wright Ges. und dem Garuda Flugmaschinen- und Propellerbau. Mit Hilfe der Siemens-Schuckert-Werke realisierte Z. einen eigenen Entwurf eines Eindecker-Pfeilfliegers, mit dem ihm 1913 erfolgreiche Flüge auf dem Bornstedter Feld bei Potsdam gelangen. Da die Siebenbürger Presse regelmäßig über sein Tun informierte, erhielt er von Landsleuten eine Spende in der Höhe von 15.000 Kronen, mit denen er sich eine Etrich-Taube kaufen konnte. Im Herbst 1913 nach Siebenbürgen zurückgekehrt, veranstaltete Z. zahlreiche Schauflüge in der Nähe Kronstadts, bei denen Tausende Menschen erstmals ein Flugzeug sahen. Im Oktober 1913 erreichte er bei einem Flug 3.000 m Höhe (damaliger Weltrekord). Bis Juni 1914 konnte er 90 Demonstrationsflüge durchführen, davon 35 mit Passagieren. Auch ein Absturz bei Schäßburg stoppte seine Flugbegeisterung nicht. Das Flugzeug wurde zwar zertrümmert, doch den Motor verwendete er wieder in seiner neuen Konstruktion. Im November 1913 legte Z. die Pilotenprüfung auf dem Flugplatz Berlin-Johannisthal ab. Darauf folgten im Dezember weitere Flüge in Hermannstadt. Nebenbei baute er Segelflugzeuge, die er am Stadtrand von Zeiden vorführte. Durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs war Z. gezwungen, sein Flugzeug an die Armee zu verkaufen und die Versuche einzustellen. Er wurde jedoch Fluglehrer bei der k. u. k. Fliegertruppe und bald darauf Chefpilot der österr.-ung. Lloyd-Werke in Budapest. Nach dem Krieg arbeitete Z. in Westeuropa bei verschiedenen Firmen weiterhin als Versuchspilot und Flugzeugfachmann. Er war neben Aurel Vlaicu und Traian Vuia einer der Flugzeugpioniere auf dem Gebiet des heutigen Rumänien, der erste in Siebenbürgen.

L.: Allg. Dt. Ztg. für Rumänien, 8. 4. 2013; A. Z., in: Die Karpathen 5, 1912, S. 725ff. (m. B.); E. Metter, in: Zeidner Gruß 17, 1970, S. 1ff. (m. B.); Siebenbürg. Ztg., 1971, F. 2, S. 7; H. Zillich, in: Südostdt. Vierteljahresbll. 20, 1971, F. 2, S. 119; C. C. Gheorghiu, in: Karpaten-Rundschau 7, 1974, Nr. 18, S. 6; Lex. der Siebenbürger Sachsen, ed. W. Myß, 1993 (m. B.).
(R. Keimel)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 519f.
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