Ziegler, Friedrich Wilhelm (1761–1827), Schriftsteller und Schauspieler

Ziegler Friedrich Wilhelm, Schriftsteller und Schauspieler. Geb. Braunschweig, Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (D), 1761; gest. Wien, 21. 9. 1827; evang. AB. Sohn des in braunschweig. Diensten stehenden Hptm. Bernard Z. und seiner Frau Margareth Z., Schwiegervater von →Josef Moser; ab 1790 verheiratet mit Josepha Z., geb. Genetti. – Eine erste Schauspielausbildung absolv. Z. vermutl. in Dtld. Um 1782 kam er nach Wien, wo er ab 1783 bis zu seiner Pensionierung 1822 am Wr. Hoftheater engag. war. Er erregte u. a. die Aufmerksamkeit von K. Joseph II., der Z. i. d. F. unterstützte und ihm mehrere Dtld.-Aufenthalte ermöglichte, damit er sich an den dortigen Bühnen weiterbilden konnte. Z. galt als fähiger Darsteller und trat zumeist in Helden- und Tyrannen-, aber auch in Charakterrollen auf. In den letzten Jahren seines Engagements fungierte er als Theaterkonsulent. Als wesentl. erfolgreicher erwies er sich jedoch als Dramatiker. Er schrieb über 50 Theaterstücke, zumeist Lustspiele, und gehörte in Wien zu Beginn des 19. Jh. mit Bühnenwerken wie „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“ (1790 uraufgef., es diente Albert Lortzing als Vorlage für die kom. Oper „Der Waffenschmied“), „Partey-Wuth oder die Kraft des Glaubens“ (1817) oder „Die vier Temperamente“ (1821) neben August Wilhelm Iffland und August v. Kotzebue zu den gefragtesten Autoren seiner Zunft. Viele seiner Werke wurden, v. a. ins Italien., übers. Die von Z. verf. Stücke galten allerdings bereits im letzten Drittel des 19. Jh. als veraltet. Des Weiteren publ. Z. eine Monographie über William Shakespeares „Hamlet“ („Hamlets Charakter nach psychologischen und physiologischen Grundsätzen durch alle Gefühle und Leidenschaften zergliedert“, 1803) sowie zwei Abhh. über Fragen der Schauspielkunst („Systematische Schauspiel-Kunst in ihrem ganzen Umfange“, 1820; „Der innere und äußere Mensch in Beziehung auf die bildenden Künste, besonders auf die Schauspielkunst“, 1824). Nach seiner Pensionierung lebte er in Pressburg. Z. war Mitgl. der von →Ignaz Franz Castelli und August v. Gymnich 1819 in Wien gegr. literar. Ges. Ludlamshöhle, wo er den Namen Mirsa Abdul Hassan Temperament Chan trug.

Weitere W. (s. auch Wurzbach; Groß): Maximen für junge Männer, die aus Erziehungshäusern, Stiftungen, Gymn. und Akad. in die Welt treten, 1816; Sämmtl. dramat. Werke, 19 Bde., 1824–34.
L.: ADB; Alth, Burgtheater; Eisenberg, Bühne; Giebisch–Gugitz; Kat. der Portrait-Smlg.; Killy; Wurzbach (m. W.); Neuer Nekrolog der Deutschen 5, 1827, 1829, S. 1140f.; F. Brümmer, Dt. Dichterlex. 2, 1877; W. Groß, F. W. Z., phil. Diss. Wien, 1930 (m. W.); H. A. Mansfeld, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung 13, 1961, S. 124f.; Österr. Apotheker-Ztg. 26, 1972, S. 690; Franziskaner-Pfarre, Luther. Stadtkirche, Pfarre Alservorstadtkrankenhaus, alle Wien.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 521
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