Ziegler, Gregorius Thomas (1770–1852), Bischof

Ziegler Gregorius Thomas OSB, Bischof. Geb. Kirchheim, Freie Reichsstadt (Kirchheim in Schwaben, D), 7. 3. 1770; gest. Linz (OÖ), 15. 4. 1852; röm.-kath. Sohn des Landwirts Jakob Z. und seiner Frau Franziska Z., geb. Kiderle. − Z. besuchte das Gymn. in Ottobeuren. Er trat 1788 in das Benediktinerstift Wiblingen ein und legte 1791 die Ordensgelübde ab; 1793 Priesterweihe. Nach dem Stud. erteilte Z. Unterricht in Wiblingen, Konstanz und Freiburg im Breisgau. Er übernahm verschiedene Aufgaben in seiner Ordensgemeinschaft und wurde 1801 zum Prior gewählt. Zudem widmete er sich einem Doktoratsstud. der Theol. und Phil. 1806 mussten die Wiblinger Benediktiner aus polit. Gründen in die unweit von Krakau gelegene Abtei Tyniec übersiedeln. In Galizien wirkte Z. als Prof. der Dogmatik und Kirchengeschichte in Krakau und als Superior von Tyniec. Ab 1810 hatte er den Lehrstuhl für Kirchengeschichte in Linz inne, ehe er 1815 als Dogmatikprof. nach Wien berufen wurde, wo er ab 1818 auch Domprediger war. 1822 zum Bischof der neuen Diözese Tyniec ernannt, verlegte er 1825 den Bischofssitz nach Tarnów. Als Bischof von Tyniec setzte er sich für die Priesterausbildung und den Bau eines Seminars ein. Unzureichende Poln.kenntnisse und Auseinandersetzungen mit Beamten bereiteten Z., der stets darauf bedacht war, Ungereimtheiten zu schlichten und Gespräche mit den Betroffenen disziplinar. Maßnahmen vorzog, Schwierigkeiten. Die Visitationen zählten für ihn zu den wichtigsten Aufgaben seines Amts. Wie sich seine Initiativen auswirkten, konnte er nicht mehr vor Ort miterleben, denn 1827 folgte die Ernennung zum Bischof von Linz. Auch an seiner neuen Wirkungsstätte führte er Visitationen in Pfarren und Schulen durch. Vor dem Hintergrund sich mehrender Übertritte zum Protestantismus sprach er sich gegen die Anerkennung von evang. Gmd. aus und lehnte auch die josephin. Praxis der Mischehe ab. Z. galt bereits in seiner Zeit als Prof. in Linz als Verfechter der „wahren katholischen Lehre“ und damit als Kämpfer gegen den Josephinismus. Als erster österr. Bischof setzte er sich für die Rechte der Kirche und somit gegen eine Vereinnahmung derselben durch den Staat ein. Sein Wunsch für die Diözese war geistl. Wachstum, das er u. a. durch die Erweiterung des Linzer Priesterseminars auf 100 Plätze und durch Ordensansiedelungen anstrebte. Auch Pastoralkonferenzen und Priesterexerzitien wurden von Z. initiiert. Als viele der von ihm propagierten Forderungen erfüllt wurden und die Kirche ihre Freiheit zurückerhielt, war er bereits von Krankheit und Blindheit gezeichnet. Seinen Nachlass vermachte Z. zum Großteil dem von ihm errichteten Knabenseminar und der Domkirche, einen weiteren Teil dem Priesterseminar, Klöstern und karitativen Einrichtungen. Z. war u. a. Kommandeur des Zivilverdienstordens der bayer. Krone.

W.: Das kath. Glaubens-Princip ..., 1823; Der Weg zum wahren und allein seligmachenden Evangelium unsers Herrn Jesu Christi, 1829; Katechismus der den ersten Menschen bis auf Christi Geburt gegebenen Offenbarungen Gottes, 2 Bde., 1850.
L.: E. Hosp, Bischof G. Th. Z., 1956 (m. B.); E. Hosp, in: Die Bischöfe von Linz, ed. R. Zinnhobler, 1985, S. 90ff. (m. B.); R. Zinnhobler, in: Jb. der Diözese Linz, 1985, S. 37ff.; J. Mikrut, in: Faszinierende Gestalten der Kirche Österr. 2, 2001, S. 347ff. (m. B.); R. Zinnhobler, Das Bistum Linz. Seine Bischöfe und Gen.vikare, 2002, S. 57ff. (m. B.); Linz-Stadtpfarre, OÖ.
(N. Kogler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 521f.
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