Zieleniewski, Edmund Jan Kanty (1855–1919), Industrieller, Politiker, Funktionär und Techniker

Zieleniewski Edmund Jan Kanty, Industrieller, Politiker, Funktionär und Techniker. Geb. Krakau, Freie Stadt (Kraków, PL), 17. 10. 1855; gest. ebd., 22. 6. 1919; röm.-kath. Sohn von Ludwik Z. (gest. 1885), Besitzer einer Maschinenfabrik in Krakau, und dessen Frau Anny Z., geb. Enders, Bruder von Leon Z. (s. u.); verheiratet mit Jadwiga Florentyna Z., geb. Ciechanowska (1863−1948). − Z. absolv. das Gymn. in Krakau und stud. 1877−78 an der Kgl. Höheren Gewerbeschule in Chemnitz, ehe er 1878 an die Wr. TH wechselte. Später war er als Praktikant in der Maschinenfabrik der Österr.-Alpinen Montanges. in Graz-Andritz sowie bei der Fa. Fröhlich in Rzeszów tätig. Ab 1883 wirkte er im Betrieb seines Vaters und gründete nach dessen plötzl. Tod mit seinem Bruder Leon die Ges. Maschinenfabrik L. Zieleniewski, wobei Z. als techn. Dir. fungierte. Unter der gem. Führung der Brüder nahm die Fa. einen steilen Aufschwung, von ihrem innovativen Potenzial zeugen über ein Dutzend angemeldeter Patente. Der Betrieb konzentrierte sich auf Zulieferungen für die Bahnind. sowie Maschinen- und Stahlkonstruktionen. Dabei wurden relativ hohe soziale Standards eingehalten. 1906 erfolgte – unter Beteiligung der Wr. Creditanstalt für Handel und Gewerbe – die Umwandlung in eine AG mit Z. als Gen.dir. 1913 fusionierte der Betrieb mit der Waggonfabrik in Sanok und die Maschinenfabrik Andrzej Lubomirskis in Lemberg wurde übernommen. Die so entstandenen Polskie Fabryki Maszyn i Wagonów L. Zieleniewski w Krakowie, Lwowie i Sanoku galten als erster echter Konzern in Galizien. Z. hatte zahlreiche Funktionen in Fachgremien bzw. Wirtschaftsorganisationen inne. So war er Mitgl. der Lemberger Ing.kammer sowie der Staatsprüfungskomm. an der Fak. für Maschinenbau der dortigen TH, ab 1902 Mitgl. der galiz. Landeskomm. für industrielle Angelegenheiten (ab 1907 Vizepräs.) und des Österr. Ind.rats. 1903 wurde er in die Krakauer HGK gewählt sowie in den galiz. Landesschulrat berufen. 1912 erfolgte seine Ernennung zum Beirat des Techn. Versuchsamts (bis 1918). Z. leitete zudem 1901 bzw. 1917 die Organisation der galiz. Industriellenkongresse. Daneben war er auch (wirtschafts-)polit. aktiv und gehörte 1907–18 dem AH des RR an (1917–18 Vizepräs. des Polenklubs). Nach Kriegsausbruch meldete sich Z. freiwillig zur Armee, wurde jedoch 1915 außer Dienst gestellt. 1914 trat er dem Obersten Nationalkomitee (Naczelny Komitet Narodowy) bei, das für eine sog. austro-poln. Lösung eintrat. Während des Kriegs wurden seine Betriebe schwer in Mitleidenschaft gezogen. 1918 gehörte Z. dem Poln. Liquidationsausschuss Galiziens und des Teschener Schlesiens an, der Übergangsregierung für die poln. Tle. der zerfallenden Monarchie, und zeichnete dort für die Bereiche Handel und Ind. verantwortl. Im April 1919 zog er sich krankheitsbedingt aus dem öff. Leben zurück. 1913 war Z. mit dem Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. worden. Sein Bruder, der Unternehmer, Funktionär und Techniker Leon Aleksander Z. (geb. Krakau, 4. 2. 1842; gest. ebd., 5. 6. 1921; röm.-kath.), war mit Zofia Z., geb. Stehlik, verheiratet. Leon Z. erwarb einen Ing.titel im Fach Maschinenbau am Kgl. Gewerbe-Inst. in Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Krakau 1864 lehrte er am Krakauer Techn. Inst. sowie an der Städt. Gewerbeschule. Er war in diversen Fachgremien engag. und gehörte u. a. der Techn. Ges. in Krakau, ab 1870 dem Verband des Fortschritts der Handwerker und Industriellen sowie ab 1887 dem Komitee der Galiz. Landesausst. an. Ab 1880 war er Red.mitgl. des „Csasopismo Techniczne“. 1895 fungierte er als Mitbegründer der Lemberger Ges. zur Förderung der heim. Ind. Nach dem Tod seines Vaters hatte Leon Z. gem. mit seinem Bruder Edmund die Ges. Maschinenfabrik L. Zieleniewski gegr., wobei ihm die Leitung von Handel und Verkauf oblag. Nach Umwandlung des Unternehmens in eine AG 1906 fungierte er als Aufsichtsratspräs. Leon Z., der auch im Krakauer Schützenver. tätig war (1897–1907 Vizepräs.), erhielt 1908 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

L. (tw. auch für Leon Z.): Czas, 25. 6. 1919; Adlgasser; Czasopismo Krakowskiego Towarzystwa Technicznego 3, 1919, Nr. 8, S. 65ff. (m. B.); W. Saryusz-Zaleski, Dzieje przemysłu w b. Galicji 1804–1929. Ze szczególnym uwzględnieniem historii rozwoju S. A. L. Zieleniewski i Fitzner-Gamper, 1930; F. Kiryk – H. Żaliński, in: Dzieje burżuazji w Polsce 3, ed. R. Kołodziejczyk, 1983, S. 267ff.; J. Buszko, Polacy w parlamencie wiedeńskim 1848–1918, 1996; H. Binder, Galizien in Wien, 2005, s. Reg.; A. Czech, in: Współczesne Zarządzanie, 2009, Nr. 1, S. 98ff.; Eliten im Vielvölkerreich, ed. T. Buchen – M. Rolf, 2015, s. Reg. − Leon Z.: Czas, 8. (Parte), Głos Narodu, 9. 6. 1921; Nowości Ilustrowane 18, 1921, Nr. 25, S. 9 (m. B.).
(D. Szymczak)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 528f.
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