Žilka, František (1871–1944), Theologe, Kirchenhistoriker und Pfarrer

Žilka František, Theologe, Kirchenhistoriker und Pfarrer. Geb. Unter Rositschka, Mähren (Dolní Rozsička, CZ), 1. 6. 1871; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, CZ), 9. 2. 1944; evang. HB. Sohn des Bauern Ján Ž. und seiner Frau Anna Ž. – Nach dem Besuch des klass. Gymn. mit tschech. Unterrichtssprache in Brünn (Matura 1890) stud. Ž. evang. Theol. und Phil. an den Univ. bzw. theol. Lehranstalten von Wien, Halle (1892–94), Edinburgh, Lausanne und Prag (Ordination 1896). Bis 1898 war er als Vikar der evang.-ref. Gmd. in Czaslau, 1899–1901 als Pfarrer für die südböhm. Diaspora in Tabor tätig. 1901 gründete er eine ref. Gmd. in Mělník, der er bis 1919 vorstand. In dieser Zeit wurde er auch zum stellv. Superintendenten gewählt. Als Konsenior des Prager Seniorats hatte er Anteil an der Gründung der Evang. Kirche der Böhm. Brüder, in der sich die ref. und luther. tschech. Gmd. in Böhmen und Mähren zusammenschlossen. 1919 wurde Ž. als Prof. für Neues Testament an die neu errichtete evang.-theol. Fak. der tschech. Univ. berufen, als deren Dekan er insgesamt fünfmal fungierte. Als Anhänger des sog. freien Protestantismus eines Adolf v. Harnack betrieb er krit. Bibelforschung („Dějiny novozákonní doby“, 1925), interessierte sich aber auch für die böhm. Kirchengeschichte („Jan Hus“, 1899; „Cyril a Methoděj“, 1906; „Masaryk jako náboženská osobnost a jeho boj o náboženství“, 1935) sowie allg. für Reformations- und Religionsgeschichte („Jan Kalvín“, 1909). Er entfaltete eine intensive Tätigkeit auf dem Gebiet der Ökumene („Naše křesťanství“, 1941) und gehörte der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order movement) an, aus der später der Ökumen. Rat der Kirchen (World Council of Churches) hervorging. Nicht zuletzt im Zusammenhang damit unternahm er mehrere Stud.- und Vortragsreisen (u. a. 1910, 1921 und 1924 in die USA, 1920 in die Schweiz und nach Italien, 1925 nach Schweden). Von bes. Bedeutung ist Ž.s Neuübertragung des Neuen Testaments ins Tschech. („Nový zákon“, 1933), daneben übers. er auch aus dem Engl. (Ian Maclaren, Nathaniel Hawthorne) und Dt. (Harnack). Des Weiteren gab er einige Werke von Jan Hus als Volkslektüre heraus und publ. populärwiss. Beitrr. (auch in der dt.- und engl.sprachigen Presse) sowie Rezensionen theol. Werke. Ž. war in zahlreichen kirchl. Ver. (u. a. Studenten- und Bildungsver.) sowie Organisationen aktiv und Mitbegründer der Kostnická jednota, der Dachorganisation der tschech. Protestanten. Als hochangesehene Persönlichkeit wurde er wiederholt ausgez., so hielt er mehrere Ehrendoktorate und war Ritter der Légion d’honneur.

Weitere W. (s. auch LČL): Ježíš Kristus 1–2, 1942–47. – Nachlass: Státní okresní archiv Mělník, CZ.
L.: Národní práce 10., Národní politika 10., 11., Lidové noviny, 11. 2. 1944; LČL (m. W.); F. M. Bartoš, Naše doba 51, 1943/44, S. 241ff.; F. Kovář, Náboženská revue 16, 1944, S. 21ff.; Naše věda 24, 1946, S. 59ff.; A. Frinta – J. Dus, in: Křesťanská revue 38, 1971, S. 123f., 132ff.; P. Pokorný, in: F. Ž., Pavel z Tarsu a apoštolský věk křesťanské církve, 1984, S. 3ff.; N. Rejchrtová, in: J. Hus, Dcerka, ed. F. Ž., 1995, S. 5f.; J. Horský, Dějiny – teorie – kritika 7, 2010, Nr. 1, S. 57ff.; evang.-ref. Kirchengmd. Nové Město na Moravě, CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 537f.
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