Zmeskall (Zmeškal, Zmeskáll) von Domanovecz und Lestine, Nicolaus (Mikuláš, Miklós) (Paul) (1759–1833), Celist, Komponist und Beamter

Zmeskall (Zmeškal, Zmeskáll) von Domanovecz und Lestine Nicolaus (Mikuláš, Miklós) (Paul), Cellist, Komponist und Beamter. Geb. Lestin, Ungarn (Leštiny, SK), 19. 11. 1759; gest. Wien, 23. 6. 1833; evang. AB. Aus einem altschles. Adelsgeschlecht stammend. Sohn des Advokaten Gabriel Z. v. D. u. L. (geb. um 1725; gest. 1764) und der Catharina Z. v. D. u. L., geb. Meerwaldt. – Z. wuchs im oberung. Neusohl auf. Aus dem stark humanist. geprägten Milieu der Familie seiner Mutter kam er 1774 an das evang. Lyzeum in Pressburg, das er bis 1778 besuchte. Nach jurist. Praxis sowie Advokatenprüfung (1782 in Pest) ließ er sich 1783 in Wien nieder und fand bald Eingang in Adels-, Freimaurer- und Musikerkreise. Anschließend an die Absolv. des speziellen Beamten-Kurses bei →Joseph v. Sonnenfels schlug er eine solche Laufbahn in der kgl. ung. Hofkanzlei ein. Diese verlief, bis zu Z.s Pensionierung aus gesundheitl. Gründen 1825, vom Akzessisten und Hofkonz. bis zum Protokolldir. im Rang eines Hofsekr. Zu seiner musikal. Ausbildung dürften anfangs der Neusohler Organist Georg Francisci, später in Pressburg Anton Zimmermann oder Franz Paul Rigler beigetragen haben. Die Vervollkommnung der Kompositionskenntnisse erfolgte nach eigenen Angaben bei Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Georg Albrechtsberger. 1812 war Z. Gründungsmitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien und bis 1825 Mitgl. von dessen Leitendem Ausschuss. Als einer der ältesten Freunde →Ludwig van Beethovens in Wien stand er dem Komponisten bei Alltagsproblemen zur Seite. Dokumentiert sind darüber hinaus Hauskonzerte in seiner Wohnung im „Bürgerspitalshaus“, die Beethoven als Probebühne verwenden konnte, sowie seine Teilnahme an Beethovens Konzertreise nach Pressburg 1796. Bekannt sind auch über 160 Briefe und Billetts Beethovens an ihn. Joseph Haydn widmete ihm seine Sechs Quartette op. 20 und Beethoven die Werke ohne Opuszahl 32, 101, 205, op. 80 sowie das Quartett f-Moll op. 95. Z. war fest verankert im Wr. Musikleben und als Cellist sowie als Musiktheoretiker geschätzt. Er komponierte u. a. mehrere Symphonien, Konzerte für Klavier und Violoncello sowie Klavierstücke, die jedoch verschollen sind. Anhand seines nur bruchstückhaft überlieferten Werks kann er den sog. Kleinmeistern der Wr. Klassik zugerechnet werden.

Weitere W. (s. auch Booklet zur CD Zmeskall. 15 String Quartets, Pavlik Records, 2013): 15 Streichquartette; Rondo in F per il Clavicembalo. – Publ.: Tactmesser, zum prakt. Gebrauch geeignet, in: Allg. musikal. Ztg. 1, 1817, Nr. 35–36.
L.: MGG II; Th. v. Frimmel, Beethoven-Stud. 2, 1906, passim; A. Sandberger, Ausgewählte Aufsätze 2, 1924, S. 213ff.; K. Vörös, in: Studia musicologica Acad. Scientiarum Hungaricae 4, 1963, S. 381ff.; L. Zolnay, ebd. 8, 1966, S. 211ff.; L. Zolnay, ebd. 13, 1971, S. 311ff.; H. Ullrich, in: Jb. des Ver. für Geschichte der Stadt Wien 32/33, 1976/77, S. 78ff.; H. Ullrich, in: Österr. Musikz. 32, 1977, H. 2, S. 79ff.; L. van Beethoven, Briefwechsel 1–7, ed. S. Brandenburg, 1996–98, passim; A. Schirlbauer, in: Studia Musicologica Acad. Hungaricae 49, 2008, S. 49ff.; A. Schirlbauer, ebd. 50, 2009, S. 135ff.; A. Schirlbauer, in: Widmungen bei Haydn und Beethoven, ed. B. R. Appel – A. Raab, 2015, S. 254ff.; A. Schirlbauer, „Vor 3 oder 4 Tagen begegnete mir Beethoven ...“, 2020, S. 1ff. (online, Zugriff 1. 3. 2022); Ges. der Musikfreunde, Luther. Stadtkirche, Österr. Nationalbibl. (Hss.smlg.), alle Wien; Beethoven-Haus, Bonn, D; Magyar Nemzeti Levéltár, Budapest, H; Štátny oblastný archív v Bytči, Bytča, SK.
(A. Schirlbauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 568f.
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