Zöllner, Friedrich (Johann) (1745–nach 1817), Schauspieler

Zöllner Friedrich (Johann), Schauspieler. Geb. Dresden, Sachsen (D), 1745; gest. Pest (Budapest, H), nach 1817. Sohn des Stallmeisters Franz Johann Z., Vater u. a. von Klara Z. (geb. Hainburg/Hainburg an der Donau, NÖ, 15. 4. 1785), die ab 1794 in Kinderrollen auftrat, von Erszébet Z. (geb. Pressburg, Ungarn / Bratislava, SK, um 1791) und Rosalie Z. (geb. Pressburg, um 1801), ebenfalls Schauspielerinnen, Anton (Antal) Z. (geb. Pest, um 1800), der in Lemberg, Graz und Pest kom. Rollen spielte und 1836–39 mit seiner Frau Carolina in Brünn als Schauspieler und Regisseur von Parodien wirkte, sowie von →Filipp Z., Schwiegervater von →Eliška Zöllnerová; ab 1782 mit der Schauspielerin Anna Maria, geb. v. Morisch, verheiratet. – Während sich ein Teil der Familie Z. in Sachsen und Preußen auf den Gebieten der Musik und Astronomie verdient machte, ging Z. nach Österr. und Ungarn. 1774 gründete er eine kleine Theaterges. (auch Zellner oder Zölltner geschrieben) und gelangte um 1780 nach Hainburg an der Donau, wo Philipp Gf. Batthyány ein Sommertheater betrieb. Dir. der Ges. war Franz v. Morisch. Z. wurde Schauspieler (Komiker) und Regisseur. In den Wintermonaten reiste er mit einer kleinen Ges. von Schauspielern und Sängern durch Österr. und Mähren. Er gab bürgerl. Trauerspiele und sentimentale Lebensbilder. 1784–85 pachtete er das Stadttheater in Olmütz, einen behelfsmäßigen hölzernen Raum im ersten Stock der städt. Fleischhandlung. Als Dir. soll er insbes. durch laute und erfinder. Reklame aufgefallen sein. 1788–89 pachtete er nach der Sommersaison in Hainburg das Theater in Pressburg. Über sein Repertoire ist nur wenig bekannt (1789 Christian Felix Weiße, Romeo und Julia; Heinrich Ferdinand Möller, Graf Waltron). 1800 ließ sich Z. mit seiner Familie in Pest nieder und wurde Ensemblemitgl. des Theaters Rondell, dessen Pächter Emanuel Gf. Unwerth war. Er verkörperte Intriganten und polternde Alte, seine Frau spielte kokette Buhlerinnen und seine Kinder traten in Kinderrollen auf. An dieser Bühne blieb Z. bis zu seinem Tod aktiv. Seinen letzten Auftritt hatte er wahrscheinl. in der Eröffnungsvorstellung des neuen Gebäudes des dt. Theaters in Pest 1812.

L.: J. Knap, Zöllnerové, 1958; Dt. Theater in Pest und Ofen 1770–1850, 1–2, ed. H. Belitska-Scholz – O. Somorjai, 1995; J. A. Eckberger, Charakterist. Beyträge zur Kenntniss der Hauptstadt und Gränzfestung Olmütz / Příspěvky k charakteristice a poznání hlavního města a pohraniční pevnosti Olomouce, ed. M. Krobotová u. a., 1998, S. 81ff., 192ff.; R. Pražák, in: Berliner Beitrr. zur Hungarol. 13, 2004, S. 61f.; Kalendarium dějin divadla v Olomouci, ed. J. Štefanides, 2008, S. 36f.
(J. Ludvová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 571f.
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