Zuth, Josef (1879–1932), Musiker, Musikpädagoge, Musikwissenschaftler und Beamter

Zuth Josef, Musiker, Musikpädagoge, Musikwissenschaftler und Beamter. Geb. Fischern, Böhmen (Karlovy Vary, CZ), 24. 11. 1879; gest. Wien, 30. 8. 1932; röm.-kath. Sohn des Fleischselchers Josef Z. (geb. Kupferberg, Böhmen / Měděnec, CZ, 1881) und der Theresia Z., geb. Ficker (geb. Kaaden, Böhmen / Kadaň, CZ, 1882), Vater u. a. der Gitarrelehrerin Liesel (Marie Theresia) Z., verehel. Wunderler (geb. Aussig, Böhmen / Ústi nad Labem, CZ, 4. 10. 1902; gest. Himberg, NÖ, 20. 12. 1985); ab 1907 verheiratet mit Maria Rosina Z., geb. Schmidt (geb. Zwickau, Dt. Reich/D, 8. 8. 1876; gest. Wien, 1945). – Z. besuchte Schulen und Musikschulen in seinem Geburtsort und in Karlsbad. Nach kurzer Unterbrechung seiner Ausbildung legte er 1902 die Matura am Gymn. in Leitmeritz ab. Im Jahr darauf erfolgte seine Anstellung bei den (k. k.) Staatsbahnen, wo er bis 1924/25 beschäftigt blieb, zuletzt als Oberinsp. Für seine Dienstleistung als Betriebsleiter der Schleppbahn auf dem Steinfeld wurde er 1910 vom Reichskriegsmin. belobigt. Seine wahre Berufung fand Z. jedoch in der Erforschung und Popularisierung des Gitarrenspiels. Er nahm nach seiner Übersiedelung nach Wien Privatunterricht in Mandoline bei Josef Krempl und war ab 1909 Schüler für Laute (Gitarre) an der Akad. für Musik und darstellende Kunst bei →Richard Batka. Nach der Abschlussprüfung des zweijährigen Kurses war Z. auch als dessen Ass. tätig. Ebenfalls 1911 beteiligte er sich an der Amateurausst. der Österr. Staatseisenbahnen mit einer selbst gebauten Laute mit Intarsien sowie einem von ihm erfundenen Wirbelhalter und wirkte bei einem Konzert der Wr. Singakad. im Ehrbarsaal als Lautenist mit. Er war konstituierendes Mitgl. der 1912 gegr. Vereinigung der Lutinisten. Im Jahr darauf begann Z. seine Unterrichtstätigkeit im Lutwak-Patonay Konservatorium und 1914 wurde er Leiter und Chormeister des Wr. Gitarre-Chors. Außerdem unterrichtete er beim Volksbildungsver. Apolloneum, ab 1925 als Doz. am Pädagog. Inst., v. a. aber an der Wr. Volkshochschule Urania (1918–32), wo er auch Kurse für Laute und Mandoline sowie zur Musiktheorie abhielt. Seine Tochter fungierte dabei bereits ab 1919 als Ass. In diesem Jahr schloss Z. sein Stud. der Musikwiss. an der Univ. Wien bei →Guido Adler und →Adolf Koczirz mit einer Diss. über „Simon Molitor und die Wiener Gitarristik um 1800“ ab – die erste wiss. Auseinandersetzung mit diesem Thema. Zudem war Z. als Rezensent und Verf. musikwiss. Artikel für die „Deutsch-Österreichische Tageszeitung“ und die „Reichspost“ tätig. Er gründete 1921 die Z. der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege und Förderung des Gitarrenspiels, die er nach der Ver.auflösung selbst hrsg.: ab 1922 unter dem Titel „Zeitschrift für die Gitarre“, 1927 als „Musik im Haus“ und ab 1928 als Rubrik in der Z. „Der neue Pflug“. Auch seine 1924 gegr. Vjs. „Die Mandoline“ erschien nur kurz. Er war Hrsg. zahlreicher Kompositionen von →Simon Molitor, der Gitarrenschule von Ferdinando Carulli sowie von etl. Liedern zur Gitarre, wobei die Egerländer Volkslieder bes. Beliebtheit erlangten. Darüber hinaus verf. er instrumentales wie auch musiktheoret. Unterrichtsmaterial. Sein Lebenswerk war das 1926–28 erschienene „Handbuch der Laute und Gitarre“ (4. Reprint 2013). Z.s spezielles Interesse galt der Förderung der Hausmusik – nicht nur mit volksbildner. Spezialkursen, sondern auch durch Publ. wie das Büchlein „Alt-Wiener Hausmusik“, das als Damenspende 1925 beim Ball des Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“ in Wien (dessen Mitgl. er war) sowie 1927 beim Ball der österr. Kolonie in Köln verteilt wurde. 1931 leitete er das „Archiv für Hausmusik“ (Verlag Heinrich Hohler) in die Wege und bewirkte noch die Gründung der Ges. der Lautenfreunde. 1914 erhielt Z. das goldene Verdienstkreuz mit der Krone.

Weitere W.: s. MGG; Lex. zur dt. Musikkultur.
L.: Dt. Volksbl., 9. 2. 1910; WZ, 7., Freie Stimmen, 13. 5. 1911; Dt. Volksbl., 28. 10. 1912; Neues Wr. Journal, 7. 9. 1932; Egerländer Biograf. Lex. (m. B.); MGG I (m. W.); oeml; J. Pilz, in: Musikpädagog. Z. 14, 1924, H. 5–7, S. 18f.; A. Koczirz, in: Z. für Musikwiss. 14, 1932, S. 475; Lex. zur dt. Musikkultur: Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000, Sp. 3074ff. (m. W.); Gitarre-Archiv Österr. (online, Zugriff 27. 10. 2021); Kulturstiftung der dt. Vertriebenen (online, Zugriff 27. 10. 2021); Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf), mdw – Univ. für Musik und darstellende Kunst, Österr. Volkshochschularchiv, UA, WStLA, alle Wien; Pfarre Karlovy Vary, CZ.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 604f.
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