Clar (Klar), Conrad (Konrad) (1844–1904), Balneologe und Geologe

Clar (Klar) Conrad (Konrad), Balneologe und Geologe. Geb. Wien, 22. 2. 1844; gest. ebd., 13. 1. 1904; röm.-kath. Sohn des Mediziners Franz Clar (s. u.). – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Graz studierte C. für kurze Zeit Naturwissenschaften, insbesondere Chemie und Geologie, an der Universität Dresden und ab 1862 in Leipzig; 1864 Dr. phil. 1864–69 studierte er Medizin an der Universität Graz; 1869 Dr. med., 1871 Dr. chir., Mag. obstet. Während der Studienzeit in Graz kam C. durch den Besuch mineralogischer Vorlesungen mit →Karl Ferdinand Peters in Kontakt, der sein Interesse für die Geologie förderte. 1870 habilitierte sich C. in Graz für Balneologie, 1888 wechselte er an die Universität Wien und hielt dort Vorlesungen über Balneologie und Klimatotherapie; 1899 ao. Prof. Ab 1883 wirkte er in den Sommermonaten als Badearzt in (Bad) Gleichenberg, wo er bereits die ersten zwei pneumatischen Kammern errichten und aus der Heilquelle gewonnene Sole zerstäuben ließ. Darüber hinaus machte er die Insel Lussin (Lošinj) als Kurort bekannt. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befasste er sich u. a. mit dem Stoffwechsel sowie mit der Therapie der Lungentuberkulose und schrieb über die Kurorte Österreichs. C. gilt auch als einer der ersten Geologen, die über das Grazer Bergland arbeiteten. 1874 publizierte er seine „Kurze Uebersicht der geotektonischen Verhältnisse der Grazer Devonformation“ (in: Verhandlungen der k. k. Geologischen Reichsanstalt) und stellte eine über Jahrzehnte verwendete Ablagerungsreihe des Grazer Devons auf. 1877 produzierte C. die erste geologische Gebietskarte des Grazer Paläozoikums. Weitere Publikationen betreffen die Umgebung von Gleichenberg. Erwähnenswert ist seine Studie „Boden, Wasser und Luft von Gleichenberg in Steiermark“, 1881. C. wurde zum k. Rat ernannt und war ab 1871 korrespondierendes Mitglied der Geologischen Reichsanstalt in Wien. Sein Vater, der Mediziner Franz Clar (geb. Jonsdorf, Böhmen / Janov u Hřenska, CZ, 13. 12. 1812; gest. Graz / Steiermark, 22. 12. 1876), studierte ab 1835 Medizin an der Universität Wien; 1840 Dr. med., 1842 Dr. chir., 1851 Dr. obstet. 1840 erhielt er eine Sekundararztstelle am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und vertiefte seine Kenntnisse in Pathologie bei →Karl Frh. von Rokitansky. 1843–47 wirkte er als praktischer Arzt in Wien, danach bis 1851 als Sekundararzt im dortigen Findelhaus sowie 1851–52 an der Grazer Findelhausanstalt. Ab 1851 lehrte er auch an der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Graz Kinderheilkunde, die Patienten behandelte er in seiner Privatpraxis. Erst 1857 wurde ihm die Errichtung einer ambulanten Kinderklinik im Allgemeinen Krankenhaus gestattet; 1852 Prof. für theoretische Medizin. Nach Auflösung der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt 1863 wurde er als Ordinarius für allgemeine Pathologie, Therapie, Pharmakologie und Pharmakognosie an die Universität Graz übernommen. Franz C. war ab 1851 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und stets bemüht, die Standesorganisation der Ärzte auszubauen. 1886 fungierte er als einer der Gründer der karitativen Auenbrugger-Stiftung.

Weitere W. (s. auch Waagen): Vorlesungen über Balneologie gehalten an der Wiener Universität, ed. E. Epstein, 1907; Beiträge u. a. in den Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. – Franz C. (s. auch Simandl – List): Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis, 1864; L. Auenbrugger, der Erfinder der Percussion des Brustkorbes … und sein Inventum novum, 1867.
L.: NFP, 15. 1. 1904 (Parte); Novi list, 22. 1. 2005; Eisenberg 2; Fischer; L. Waagen, in: Verhandlungen der Geologischen Reichsanstalt, 1904, S. 69f. (m. W.); B. Hubmann – T. Cernajsek, in: Joannea Geologie und Paläontologie 6, 2005, S. 5ff. (m. B.); dies., in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 69, 2006, S. 28ff.; D. Angetter u. a., in: A History of Geology and Medicine, ed. Duffin C. J. u. a., 2013, S. 445ff. (m. B.); UA, Wien; UA, Graz, Steiermark; UA, Leipzig, D. – Franz C.: E. Simandl – W. List, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 10, 1979, S. 148f. (m. W. u. L.); H. H. Egglmaier, Das medizinisch-chirurgische Studium in Graz, 1980, s. Reg.; UA, Wien; UA, Graz, Steiermark.
(D. Angetter – B. Hubmann)  
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)