Schmid von Schmidsfelden, Josef Karl Mathäus (1822-1897), Industrieller

— von Schmidsfelden Josef Karl Mathäus, Schmid v. S., Industrieller. Geb. Wöllersdorf (NÖ), 21. 3. 1822; gest. Wien, 10. 3. 1897. Ältester Sohn des Vorigen, Bruder des Folgenden, Vater von Emil Josef Johann (s. unten), Victor Johann Bapt. und Walter Johann Friedrich, Onkel des Adolf S. v. S. (alle s. d.), ab 1854 verehel. mit Sophie Streicher, der Tochter des Klavierfabrikanten Johann Baptist Streicher. Nach Besuch der Realschule (1835–37) Stud. an der Techn. Abt. des Polytechn. Inst. in Wien (1838– 39) und Praxis in oberschles. Eisenhüttenwerken sowie im väterl. Betrieb wurde er 22jährig Werksleiter in dem zur „k. u. k. priv. Blechfabriksgesellschaft“ umgestalteten Familienunternehmen. Nach Plänen engl. Ing. und unter der techn. Leitung eines engl. Walzmeisters entstand, eine Marktlücke geschickt ausfüllend, die erste Weißblechfabrik in NÖ, deren Produkte bereits 1851 auf der Weltausst. in London den 1. Preis für Weißbleche errangen. 1853 traten familienfremde Gesellschafter in das Unternehmen ein und S. erhielt von seinem Onkel Anton (s. unter Josef Karl S. v. S.) die Dion.übertragen, legte diese aber wieder zurück (unter vorläufiger Beibehaltung der Werksleitung), als die Majorität der Gesellschafter die Fusionierung des Werks mit einem ung. und einem steir., der Johann-Adolf-Hütte in Paßhammer (Pöls), zur „Blech-Union“ beschloß. Der Schwerpunkt wurde in das steir. Werk gelegt (1900 stillgelegt), in Wöllersdorf blieb zuletzt nur eine Blechlöffelfabrik der „Wöllersdorfer-Metall-Union“ (danach eine Maßstabfabrik). 1871 kam es zur Neugründung einer AG, der „Styria Blech- und Eisenwerke Gesellschaft“ in Wasendorf (Stmk.), wobei Planung, Bauführung und Betriebsleitung S. übertragen wurden. Bereits 1872 formierte sich die Ges. neu zur „Styria Blech- und Eisenwerke, Löwenthal, Schmid & Co., KG“ (bald darauf AG). Durch 26 Jahre blieb S. dort Mitleiter und öff. Gesellschafter (neben ihm war Arthur v. Löwenthal Mitbegründer und wichtigster Gesellschafter). Nach Überwindung der wirtschaftl. Folgen des Börsenkrachs von 1873 setzte zu Beginn der 80er Jahre eine Zeit der Konjunktur ein, insbes. wurde von der „Judenburger Eisenwerke AG“ das ursprüngl. Mayr-Melnhofsche Blechwalzwerk in Hetzendorf erworben und 1885 in Betrieb genommen, ebenso 1890 auch eine Braunpappefabrik. In S.s Wirkungszeit fallen zwei wesentl. Entwicklungen in der Firmengeschichte, nämlich in Wöllersdorf – wo er durch 26 Jahre gewirkt hatte – die Umstellung des Kupferhammers auf Eisenblech- und Weißblecherzeugung, die den Wandel vom Handwerks-Großbetrieb zur Fabrik mit sich brachte, sowie die Verlegung des Wöllersdorfer Werks bzw. der Neuaufbau in Wasendorf. S. blieb als Großgrundbesitzer mit Wöllersdorf verbunden, wo er (1848 auch Mitgl. der dortigen Nationalgarde) bis zu seinem Tod Gemeinderat war. Sein Nachfolger in der steir. Fa. wurde sein Sohn Victor Johann Bapt. S.s ältester Sohn, Emil (Ämilian) Josef Johann S. v. S. (geb. Wöllersdorf, 21. 5. 1857; gest. ebenda, 29. 4. 1905) stud. 1876/77 als o., 1877–80 als ao. Hörer Chemie an der Techn. Hochschule in Wien und war einige Zeit an der landwirtschaftl.-chem. Versuchsstation in Wien beschäftigt, dann – nach einer Beteiligung an der chem. Produktenfabrik „Allina“ in Wr. Neustadt – Mit-, später Alleinbesitzer einer Fabrik für Harzraffinerieprodukte und Kunstdüngemittel in Wöllersdorf, wo er u. a. auch als Gemeinderat wirkte.

L.: N. Fr. Pr. vom 13. 3. 1897; W. Schmid v. Schmidsfelden, Gedenkbuch der Familie S. v. S., 2. Aufl. 1939, bes. S. 62ff. (S. 88 für Emil S. v. S.) (mit Stammtafel); H. Berthold, 500 Jahre – Chronik und Geschichte eines Unternehmens, 1984, passim; H. J. Köstler, Montangeschichtl. Führer durch das Obere Murtal, 1986, S. 90f., 96.
(W. E. Schmidt)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 309f.
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