Schnabel, Gottlieb (1854-1921), Großindustrieller

Schnabel Gottlieb, Großindustrieller. Geb. Neubydžow, Böhmen (Nový Bydžov, Tschechien), 8. 9. 1854; gest. Wien, 31. 1. 1921. Sohn eines Kaufmanns und Landwirts, Vater von Franz und (Zdenko) Hans S. (beide s. unten); mos. Nach Besuch der Real- und Handelsschule praktizierte S. in mehreren Handelshäusern und Fabriken Deutschlands und Österr. 1882 pachtete er ein Anwesen in Neu-Paka (Nová Paka) und richtete dort eine mechan. Baumwollweberei ein; sie ging 1883 mit 50 Webstühlen in Betrieb und war bereits 1884 auf 180 Webstühle erweitert. Außerdem lieferte er der noch bedeutenden Handweberei der Umgebung Kettengarne; schon 1887 konnte er das Fabriksgebäude kaufen und für weitere 120 Webstühle ausbauen. 1892 wurde ein neues Gebäude errichtet, ein moderner Flachbau, in dem 600 Stühle Platz fanden. Aufgrund dieser Beschäftigungsmöglichkeiten war aus dem kleinen Ort Neu-Paka eine stattl. Siedlung entstanden. Seine Söhne Franz (geb. Wien, 23. 7. 1900; 1938 nach Neu-Paka abgemeldet) und (Zdenko) Hans (geb. Wien, 14. 10. 1902; gest. ebenda, 13. 7. 1928) führten die „Neupakaer Baumwollspinnerei und Weberei Gottlieb Schnabel“ weiter, zu der auch die Weberei in Miletin (Miletín) und die Spinnerei Cichorius & Co. in Kratzau (Chrastava) gehörten; sie waren Gesellschafter der „Neupakaer Baumwollspinnerei Schnabel & Co.“ in Wien, erwarben 1923 einen großen Aktienanteil der „G. A. Fröhlichs Weberei-, Samt- und Druckfabrik AG“ in Warnsdorf (Varnsdorf) und gehörten auch deren Verwaltungsrat bis zur Übernahme durch den dt. VELVET-Konzern (1927) an. S. war einer der Unternehmer, die, fachl. gut vorbereitet, der Mechanisierung der Textilind. in Böhmen zum Durchbruch verholfen haben.

L.: N. Fr. Pr. vom 2. 2. 1921 und 13. 7. 1928 (zu Zdenko Hans S.); Bohemia vom 14. 7. 1928 (zu Zdenko Hans S.); Großind. Österr. 4, S. 257f.; Wr. Stadt- und LA, Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 352f.
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