Schneeweiß, Franz d. J. (1877-1917), Radrennfahrer

Schneeweiß Franz d. J., Radrennfahrer. Geb. Wien, 28. 6. 1877; gest. ebenda, 28. 2. 1917. Enkel eines Müllers und Sägemeisters, Sohn des Gemischtwarenhändlers, Hausbesitzers und Wr. Gemeinderats (1889–91, 1898– 1904) Franz S. d. Ä. (geb. Au-Innerschwand, OÖ, 15. 4. 1850; gest. Wien, . 29. 7. 1909), Neffe des Martin S. d. Ä. und des Josef S., Cousin des Martin Franz S. (alle s. unten), Großonkel des Folgenden. Berufl. arbeitete S. in der Gemischtwarenhandlung, die ihm sein Vater eingerichtet hatte (die väterl. Gemischtwarenhandlung wurde nach dessen Tod von S. ’ Bruder Karl weitergeführt). Als Sohn eines sportbegeisterten Vaters siegte Franz S. d. J., ein Mitgl. des Wr. Radklubs Stahlrad, erstmals 1896 bei einem Bahnrennen auf der neueröffneten Rennbahn in Wien-Margareten. Als Favorit gewann er 1897 die österr. Bergmeisterschaft auf dem Semmering, holte sich weitere Meistertitel auf der Bahn über die Meile und über 10.000 Meter sowie auf der Straße über 50 Kilometer. 1898 nahm er an den Weltmeisterschaften in Wien teil. Neben vielen weiteren Erfolgen, u. a. auch im Tandem, wurde er 1898 österr. Meister, 1899 nö. Meister über 1.000 Meter und belegte bei der Bergmeisterschaft den 2. Platz. Auch bei Rennen in Deutschland gelang es ihm, Spitzenplazierungen zu erreichen. S. blickte am Ende seiner kurzen, aber erfolgreichen Karriere, die er 1900 wohl aus gesundheitl. Gründen beendete, auf 85 Siege zurück und war damit zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten österr. Radsportler. Obwohl 1898 bei der Assentierung wegen Sehbehinderung untaugl., wurde S. 1915 zum Militär eingezogen. Ähnl. sportl. Ambitionen verfolgte - wenn auch weniger erfolgreich – sein Cousin Martin Franz S. (geb. Wien, 24. 6. 1883; gest. ebenda, 13. 6. 1965), dessen größte Radsporterfolge – neben Siegen bei Bahnrennen –u. a. jeweils der 2. Platz bei der österr. Bergmeisterschaft auf dem Semmering 1902 und 1903 waren. Martin S. besaß zunächst eine Autovermietung, ehe er die Nachfolge im Geschäft seines Vaters, Martin S. d. Ä., antrat und auch dessen Haus erbte. Ab Ende der 20er bis in die 50er Jahre war er Inhaber einer Fahrschule. S. ’ Onkel, der Gemischtwarenhändler und Hausbesitzer Martin S. d. Ä. (geb. Au-Innerschwand, 16. 8. 1844; gest. Wien, 30. 4. 1915), war in den 80er Jahren des 19. Jh. nach Wien gekommen und hatte – wie sein Bruder Franz d. Ä. – als Mehl händler begonnen. Als Anhänger Luegers (s. d.) war Martin S. d. Ä. 1889–1905 gleich seinem Bruder Franz S. d. Ä. christl.-sozialer Gemeinderat. Darüber hinaus stand er dem Ver. Eintracht vor und betätigte sich als antisemit. Agitator, der seine Ideol. mit Hilfe der 1897 von S. gegründeten, jedoch nicht lange lebensfä higen Ztg. „Der Antisemit“ zu verbreiten versuchte. Sein Bruder, Josef S. (geb. Au-Innerschwand, 6. 7. 1847; gest. Eggen burg, NÖ, 2. 12. 1933), Viktualienhändler und Hausbesitzer, engagierte sich in der Wr. Kommunalpolitik, u. a. als Bez.Vorsteher-Stellv. von Wien-Josefstadt (1896 bis 1909) und als Armenrat.

L.: Radfahr-Sport vom 27. 8. 1897 (mit Bild); Allg. Sportztg. vom 10. 10. 1897, 28. 8., 4., 11. und 13. 9. 1898, 20. 8. 1899 und 11. 3. 1917; Österr-.-Ungar: Radfahrer-Ztg. vom 1. 11. 1898; Dt. Volksbl. vom 30. 7. 1909 (zu Franz S. d. Ä.); KA, Wr. Stadt- und LA, beide Wien; Mitt. R. Mannhard, Bisamberg, NÖ (auch zu Martin S. d. J.). – Martin S. d. J.: Allg. Sportztg. vom 24. 8. 1902 und 23. 8. 1903. – Martin S. d. Ä.: Dt. Volksbl. vom 31. 10. 1915; M. Steffal, Die Tätigkeit des Wr. Gemein derats von 1889–92, phil. Diss. Wien, 1975, S. 185f. (auch zu Franz S. d. Ä.). - Josef S.: Heimatrolle, Magistratsabt. 61, Rathaus, Wien (auch für die anderen Familienmitgl.).
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 365f.
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