Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Ferdinand (1788-1853), Maler

Schnorr von Carolsfeld Ludwig Ferdinand, Maler. Geb. Königsberg, Preußen (Kaliningrad, Rußland), 11. 10. 1788; gest. Wien, 13. 4. 1853. Ältester Sohn des Juristen, Malers und Dir. der Leipziger Akad., Johann Veit S. v. C., Bruder von Julius Veit Hans (s. d.) und Eduard (s. unter Julius Veit S. v. C.), Vater von Karl (s. unten); evang., ab 1821 kath. 1804 begann S. sein Stud. (bis 1811) an der Wr. Akad. der bildenden Künste unter Füger (s. d.) und wurde in der Folge von Albrecht von Sachsen-Teschen (s. d.) gefördert. Ab 1818 erhielt er Aufträge der k. Familie, so u. a. 1820 von K. Franz I. (s. d.) für das Habsburgerfenster im Speisesaal und die Drei-Fürsten-Fenster im Thronsaal der Franzensburg in Laxenburg und wurde von Erzhg. Johann (s. d.) für die künstler. Gesamtleitung und für die Entwürfe für den Umbau des Brandhofs (Gmd. Gußwerk, Stmk.) bestimmt (1818–28). Dem Kreis der Wr. Romantiker um F. Schlegel und K. M. Hofbauer (beide s. d.) nahestehend, vollzog er unter deren Einfluß den Übertritt zum Katholizismus; daneben entwickelte sich sein Interesse an okkulten Phänomenen. Über Moritz v. Schwind, der 1821–23 sein Privatschüler war, trat S. auch in Verbindung zum Kreis um Schubert. 1823 ehelichte er Karoline v. Jankwitz (1793–1852); 1834 reiste S. nach München, Tirol, in die Schweiz und nach Paris, 1837 nach Dresden, Weimar und Coburg. 1835 wurde er Mitgl. der Wr. Akad. der bildenden Künste, 1841 2. Kustos, 1843 1. Kustos der k. Gemäldegalerie im Belvedere. Gem. mit L. Kupelwieser, J. v. Führich, M. J. Ranftl (alle s. d.), Schwind und Ferdinand Olivier gehörte er zum „altdeutsch“ gesinnten Kreis der Maler um K. Russ (s. d.), die eine gemäßigt romant.-nazaren. Malerei ohne direkte Opposition zur Akad. pflegten. Schon bei den figurenbestimmten religiösen und literar. Historien der 20er Jahre zeigte S. eine Neigung zu poet. getönten weiten Hintergründen, die im folgenden Jahrzehnt zur Ausbildung reiner Landschaftsbilder mit romant.-kontemplativer Grundstimmung, in der Detailbeobachtung jedoch mit frührealist. Zügen führte, was S.s Vermittlerrolle für die österr. Malerei zwischen Spätromantik und Biedermeierrealismus dokumentiert. Sein Sohn Karl S. v. C. (geb. Wien, 13. 2. 1819; gest. ebenda, 19. 12. 1874) stud. 1832–40 an der Wr. Akad. der bildenden Künste, ergriff aber in der Folge die militär. Laufbahn.

W.: Faust und Mephisto in der Studierstube, 1819 (Österr. Galerie, Wien); Hl. Cäcilie, 1822 (Oö. Landesmus., Linz); Seitenaltäre Seliger Alexander Sauli, Apostel Petrus, 1826 (beide Michaelerkirche, Wien I.); Hochaltar Hl. Georg, 1826 (Pfarrkirche Kahlenbergerdorf, Wien XIX.); Rudolf v. Habsburg und der Priester, 1828 (Österr. Galerie, Wien); Vereinigung der Tiroler Landleute durch Andreas Hofer, 1830 (Tir. Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); Erlkönig, um 1830 (Schack-Galerie, München); Sturz vom Felsen, 1833 (Smlg. Schäfer, Schweinfurt); Besuch in der Mühle, 1834 (Residenzgalerie, Salzburg); Heimkehr des Herzogs, 1835 (Österr. Galerie, Wien); Befreiung Petri, 1836 (Dom- und Diözesanmus., Wien); Landschaft am Neusiedlersee, 1837 (Österr. Galerie, Wien); Auferstandener Christus mit Apostel Petrus, 1837 (Smlg. Schäfer); Breite Föhre bei Mödling, 1838 (Österr. Galerie, Wien); Speisung der 5.000, 1839 (Refektorium, Mechitaristenkloster, Wien VII.); Auffindung des Schleiers, 1842 (Refektorium, Stift Klosterneuburg); Blick aus der Kirche in Annaberg auf den Ötscher, 1842 (Von der Heydt-Mus., Wuppertal); Seitenaltar Maria Immaculata, 1846 (Pfarrkirche Heidenreichstein); Tal von Chamonix, 1848 (Österr. Galerie, Wien); usw. Zeichnungen u. a. in Darmstadt, Dresden, Schweinfurt sowie Albertina, Akad. der bildenden Künste (Kupferstichkabinett), beide Wien. –Illustrationen für: Sittengemälde für Kinder, 1821. – Karl S. v. C.: Begegnung Erzhg. Ferdinands mit Ph. Welser in Augsburg, 1841 (Smlg. Schäfer, Schweinfurt); Hochaltar Hl. Margarethe und Seitenaltar Hl. Antonius, 1846 (Pfarrkirche Heidenreichstein); usw.
L.: Die Weltkunst 27, 1957, n. 4, S. 4; K. Lankheit, in: Die Kunst und das schöne Heim 57, 1959, S. 364f.; ADB; Bénézit; Fuchs, 19. Jh.; Groner; Wurzbach (s. S. v. Karolsfeld Ludwig Ferdinand); Die Kammermaler um Erzhg. Johann, Graz 1959, S.44ff., 121ff. (Kat.); Romantik und Realismus in Österr., Laxenburg 1968, S. 48ff., 134f. (Kat.); H. Bisanz, in: M. Krapf, J. E. Scheffer v. Leonhardshoff 1795–1822 ( = 82. Wechselausst. der Österr. Galerie), Wien 1977, S. 13ff. (Kat.); M. Krapf, L. F. S. v.C. „Faust-Bilder“, Wien 1982, (Kat.); G. Frodl, Wr. Malerei der Biedermeierzeit, (1987), s. Reg. – Karl S. v. C.: Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker (s. unter S. v. C. Ludwig Ferdinand); Wurzbach (s. unter S. v. Karolsfeld Ludwig Ferdinand).
(M. Haja)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 416
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