Schöll (Gustav) Adolf, klass. Philologe, Literaturhistoriker und Bibliothekar. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 2. 9. 1805; gest. Jena, Sachsen-Weimar-Eisenach (Deutschland), 26. 5. 1882. Sohn des Jakob Friedrich S. (s. d.), Vater von Rudolf und Fritz S. (beide s. u.), Cousin des Folgenden; evang. AB. Besuchte ab 1819 das Gymn. in Stuttgart, an dem Gustav Schwab, sein späterer Freund, unterrichtete. 1823–26 stud. S. an der Univ. Tübingen Theol., bald aber klass. Philol. (bes. Mythol.) und schloß Freundschaft mit dem theolog. Schriftsteller David Friedrich Strauß und dem Ästhetiker Friedrich Theodor Vischer. 1826 wurde er in Stuttgart mit Uhland bekannt, mit dem ihn das Interesse für german. Mythol. verband. 1828 Dr. phil. in Tübingen, hielt sich S. ein Jahr in Göttingen bei dem Altertumsforscher Carl Otfried Müller auf, mit dem er seit 1825 im Briefwechsel stand. Nach drei Jahren in Brünn (Vikar in der evang. Gmd.) ging S. 1832 nach Berlin, wo er u. a. mit Chamisso (von dessen „Musenalmanach“ er einige Jgg. red.) und Eichendorff freundschaftl. Umgang hatte. Er veröff. 1836 die erste umfassende Darstellung von Eichendorffs Schriften, „das bedeutendste literaturkrit. Zeugnis über Eichendorff im 19. Jh.“, und darüber hinaus „eine Literaturgeschichte der klass.-romant. Epoche“ (U. Rickleffs) und red. auch dessen erste umfassende Ged.Smlg. 1833 habil. sich S. in Berlin und las u. a. über griech. Mythol. und die griech. Tragiker, 1835 wurde er Lektor für Mythol. und Kunstgeschichte an der Akad. der Künste. In Berlin erschienen auch – nach den mit 1823 einsetzenden dramat. und poet. Arbeiten – unter dem Einfluß Müllers als sein erstes größeres philolog. Werk die „Beiträge zur Kenntniß der tragischen Poesie der Griechen“, 1839, in dem er seine Theorie von der tetralog. Komposition der griech. Tragödie entwickelte. Diese Theorie blieb jedoch, wie überhaupt seine Arbeiten auf dem Gebiet der klass. Philol. (für die er auch die Ästhetik heranzog), nicht ohne Widerspruch. 1839/40 bereiste er mit Müller Griechenland, wurde 1842 ao. Prof. der Archäol. an der Univ. Halle, schließl. 1843 Dir. der Kunstanstalten in Weimar, 1861 Oberbibliothekar der großherzogl. Bibl. Sein zeitlebens äußerst weit gespannter Wirkungskreis – er war Dichter und Übersetzer (Herodot, Sophokles, Euripides), klass. Philologe, Mythologe, Archäologe, Kunstkritiker, Literaturhistoriker – umfaßte nun „die gesamte Pflege der klass. Tradition Weimars“. Dies kam v. a. in seinen regen Tätigkeiten im gesellschaftl.-literar. bzw. Ver.Leben (er war hochgeschätzter Teilnehmer an den literar. Abenden der Großhgn. Maria Paulowna sowie mit der Shakespeare-Ges., der Goethe- und der Schillerstiftung eng verbunden), aber auch in einer Fülle von Publ., insbes. über Schiller und Goethe, zum Ausdruck. Von bes. Wert sind S.s Veröff. der Briefe und Aufsätze Goethes und von dessen Briefen an Frau v. Stein. Zwei seiner Söhne wandten sich der klass. Philol. zu: Rudolf S. (geb. Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach/Deutschland, 1. 9. 1844; gest. München, Bayern/Deutschland, 10. 6. 1893) war nach Habil. in Berlin (1871) o. Prof. in Greifswald (ab 1873), Jena, ab 1875 in Straßburg (Strasbourg) und ab 1885 in München – hervorzuheben ist seine Arbeit über die attische Gesetzgebung. Fritz S. (geb. Weimar, 8. 2. 1850; gest. Rottweil, Württemberg/Deutschland, 14. 9. 1919) wirkte als o. Prof. (Publ. über Plautus und Terenz) ab 1877 in Heidelberg.