Schullern zu Schrattenhofen, Anton von (1832-1889), Schriftsteller und Lehrer

Schullern zu Schrattenhofen Anton von, Schriftsteller und Schulmann. Geb. Innsbruck (Tirol), 30. 1. 1832; gest. ebenda, 12. 1. 1889. Aus einem aus dem Zillertal stammenden Adelsgeschlecht, Sohn eines Statthaltereikonzipisten, Vater des Folgenden und von Heinrich v. S. zu S. (s. u.). Stud. nach Absolv. des Gymn. in Innsbruck und Trient 1851–54 an der Univ. Innsbruck Jus, danach Phil. und legte 1855 die Lehramtsprüfung aus dt. Sprache und Literatur ab. Nach einer Stud.Reise nach Dänemark und Schweden, die nachhaltige Eindrücke bei ihm hinterließ, begann S. eine Lehrtätigkeit am Gymn. in Innsbruck und hielt daneben auch vielbeachtete Vorträge über sprachwiss. und ästhet. Fragen, über Poetik und Dichtkunst im Mus. Ferdinandeum. 1856 ging er für mehrere Monate nach Berlin, wo er u. a. Bekanntschaft mit den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm sowie mit Karl Lachmann schloß, kehrte danach als Lehrer ans Gymn. in Innsbruck zurück, beendete jedoch aus Krankheitsgründen 1860 seine Lehrtätigkeit. 1862 war er für acht Monate verantwortl. Red. der neugegründeten liberalen „Inn-Zeitung“, in der er auch poet. Aufsätze, Theater- und Buchrezensionen veröff. Ab 1869 prov. Schulinsp., wurde er 1875 zur Dienstleistung in den tirol. Landesschulrat berufen, 1883 zum Ministerialkonzipisten extra statum im Unterrichtsmin. ernannt. S. war u. a. auch Mitbegründer und Vorstand des Volksschulver. (1870–76), wurde 1879 wegen seiner Verdienste um das Schulwesen Tirols zum k. Rat ernannt und war durch viele Jahre Mitgl. des Innsbrucker Gmd.Rats (Obmann der Schulsektion). Als Schulmann machte er sich neben der Reorganisation des Volksschulwesens v. a. um die Organisation des Mädchenschulwesens, insbes. um die Errichtung einer weibl. Fortbildungsschule, verdient. S. schloß eine Reihe von literar. Freundschaften im In- und Ausland, etwa mit Björnstjerne Björnson, Georg Herwegh, Berthold Auerbach usw., und verstand sich als bes. Verehrer und Propagator Hermann v. Gilms. Er selbst verf. neben Gelegenheitsdichtungen v. a. Ged. und Lieder, von denen die meisten jedoch zu seinen Lebzeiten nicht veröff. wurden. Er ist ein Meister der idyll. Kleinmalerei, der „romantischen Idylle“ (K. Paulin), dessen im Zyklus „Hedwig“ zusammengefaßte Liebeslieder M. Enzinger in die Nähe Gilms rückte. Sein jüngerer Sohn, Heinrich von S. zu S. (geb. Innsbruck, 17. 4. 1865; gest. ebenda, 16. 12. 1955), 1890 Dr. med. der Univ. Innsbruck, wirkte als Arzt, ab 1884 als Militärarzt, und war im Ersten Weltkrieg Generalstabsarzt an der russ. Front. Seinen Ruhestand (ab 1919) verbrachte er in Innsbruck, sich zur Gänze seiner schriftsteller. Tätigkeit widmend. Diese umfaßte sowohl Prosa, als auch Lyrik und Drama. Als sein Hauptwerk wird die Romantrilogie „Das Land im Gebirge“ bezeichnet, die, auf intensiven Archivstud. basierend, ihn fast ein Vierteljh. beschäftigte und erst Ende der 40er Jahre als Gesamtes veröff. wurde.

W.: Frau Hitt, ein Abend auf dem Achselkopf, 1878; Ged., 1890 (mit biograph. Einleitung); Beitrr. in Periodika; usw. Übers.: E. Tegnér, Axel, 1859.
L. (auch unter Schullern): Innsbrucker Tagbl., 12. 1. 1889, 19. 7. 1900; Innsbrucker Nachrichten, 11. 1. 1919, 30. 1. 1932; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg. (mit Bild); H. v. Schullern zu Schrattenhofen, in: Jb. der k. k. herald. Ges. „Adler“, NF 5/6, 1895, bes. S. 129f.; A. Pichler, Aus Tagebüchern 1849–99 (= ders., Ges. Werke 3), 1905, s.Reg.; H. v. Schullern, in: A. Lanner, Tiroler Ehrenkranz, 1925 (mit Bild); M. Enzinger, Die dt. Tiroler Literatur bis 1900 (= Tiroler Heimatbücher 1), 1929, s. Reg.; K. Paulin, H. v. Schullern und seine Zeit, 1960, S. 3ff. (mit Bild); G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983; Ch. Schwaighofer, Literar. Gruppen in Tirol, phil. Diss. Innsbruck, 1983, s. Reg. (auch für Heinrich v. S.); AVA Wien; UA Innsbruck, Tirol; Mitt. Hermann Kuprian sen. (†), Innsbruck, Tirol. – Heinrich v. S. zu S.: Hall–Renner, Nachlässe; K. Paulin, H. v. Schullern und seine Zeit, 1960 (mit Bildern); G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983; Literatur Lex., hrsg. von W. Killy, 10, (1991); Materialiensmlg. ÖBL.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 330f.
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