Schwarz, Sigismund (Siegmund) (1849-1919), Bankier und Unternehmer

Schwarz — Sigismund (Siegmund), Bankier und Unternehmer. Geb. Hohenems (Vbg.), 30. 5. 1849; gest. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 30. 10. 1919. Sohn von Ernst (s. u.), Bruder von Arnold S. (1853–1935); mos. Ernst (Ernest) S. (geb. Hohenems, 31. 3. 1805; gest. Brixen, Tirol / Bressanone/Brixen, Italien, 24. 6. 1897), mos., Sohn eines Handelsmanns, hatte gem.mit seinen Brüdern Wilhelm (1807–1892), Moritz und Jakob (1815–1894) S. vorwiegend in Tirol weitreichende geschäftl. Aktivitäten gesetzt, bei denen bes. sein reelles kaufmänn. Gebaren und seine soziale Einstellung zum Tragen kamen. U. a. pachteten die Brüder die Brauhäuser in Gossensaß (Colle Isarco/Gossensaß) sowie in Gries bei Bozen, 1849 wurde in Vilpian (Vilpiano/Vilpian) eine eigene Brauerei errichtet, die von Jakob S. geleitet wurde. Ernst S. ließ sich 1848 in Hohenems nieder, wo er das Bank- und Wechselgeschäft „Gebr. Schwarz“, das später auch in Bozen vertreten war, gründete. 1877 zog er als Leiter des dortigen Hauses, das bisher von seinem Bruder Wilhelm geführt worden war, nach Bozen. Er war auch in der jüd. Gmd. sehr engagiert, v. a. bei der Instandhaltung des alten jüd. Friedhofs in Bozen, um den er sich bes. Verdienste erworben hatte. Sein Sohn Sigismund S. blieb – gem. mit seinem Bruder Arnold S. – im Brauereigeschäft tätig und war zugleich Präs. der Sektion Südtirol der alpenländ. Brauereien. In den Räumen seiner Gastwirtschaft „Vilpianer Bierquelle“ am Bozner Bahnhof fanden 1901–07 die ersten Bozner Weinverkostungen statt. 1876 übernahm er – wiederum gem. mit seinem Bruder – das väterl. Bankhaus unter der Fa. „E. Schwarz’ Söhne“, das 1904 in eine Filiale der Oesterr. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe mit Sigismund S. als Dir.Stellv. umgewandelt wurde. Zudem stand er der IKG in Bozen vor. S. trat v. a. als Promotor des Lokalbahnbaus in Südtirol in Erscheinung. So war er 1901–1919 Präs. der Überetscher Bahn AG (Bahneröffnung 1898), ferner Verwaltungsratspräs. (und Finanzier) der 1891 eröffneten, 1936 eingestellten Schmalspurbahn Mori –Arco – Riva, der 1907 erbauten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Virglbahn sowie großzügiger Förderer der Bahn auf den Ritten (Eröffnung 1907), der Lokalbahn Meran – Mals (eröffnet 1906) usw. V. a. dank seines Engagements für die Bahn kann S. zugleich als Pionier des um 1900 aufstrebenden Tirol-Tourismus angesehen werden.

L.: Bozner Ztg., 17. 12. 1898; Bozner Nachrichten, 31. 10., 1. 1. 1919; G. Nones, Storia di una ferrovia. Mori – Arco – Riva, 2. Aufl. 1891; A. Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vbg. (= Die Geschichte der Juden in Tirol und Vbg. 1–2), 1905, S. 491ff. (auch für die übrigen Familienmitgl.); Compass 48, 1915, Bd. 3; J. Dultinger, Auf schmaler Spur durch Südtirol, 1982, S. 29ff.; A. v. Egen u. a., Die Mendelbahn in Kaltern, 1988, S. 56ff.; E. Baumgartner, Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol, 1990, S. 89f.; F. Steinhaus, Ebrei/Juden. Gli ebrei dell’Alto Adige negli anni trenta e quaranta, 1994, S. 8 (auch für Ernst S.); M. Sölva, Die Überetscherbahn Bozen-Kaltern, 1998, S. 33f.; J. Heimfelsen, Von Bozen-Gries auf die Mendel, 3. Aufl., ergänzt von K. F. Wolff, o. J. – Ernst S.: Bozner Ztg., 26., 28. 6. 1897.
(H. Heiss)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 4f.
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