Seeger, Ludwig; Ps. Seeger an der Lutz (1831-1893), Schriftsteller und Mediziner

Seeger Ludwig, Ps. Seeger an der Lutz, Schriftsteller und Mediziner. Geb. Thüringen (Vbg.), 30. 1. 1831; gest. Wien, 8. 1. 1893. Aus alter Vbg. Familie, Sohn des Landarztes – und selbst Arztsohnes – Dominik, Vater von Ludwig Eduard S. (s. u.). Nach Besuch der Volksschule in Ludesch und des Gymn. in Feldkirch absolv. S. 1849 an der Univ. München die phil. Jgg. und stud. an den Univ. Würzburg (1850–51) – hier widmete er sich bereits dem Turnsport – und Wien (1851–56) Med. 1857 Dr. med., 1858 Dr. chir., wirkte er vorerst an der Seite seines Vaters ab 1856 als Arzt in Ludesch, übersiedelte jedoch nach dessen Tod nach Wien, wo er sich einen erweiterten Wirkungskreis als Heilgymnastiker erwartete. Dieser Übersiedlung war bereits die Stud. „Das Zimmerturnen mit Kugelstab, Hantel und Wurfnadel“, 1863, 2. Aufl. 1882, vorausgegangen, die ihm Anerkennung einbrachte; ähnl. Publ., wie „Anleitung und Behelfe zur richtigen und gesunden Schreibhaltung“, 1876, oder „Diätetische und ärztliche Zimmer-Gymnastik für beide Geschlechter und jedes Alter“, 2. Aufl. 1878, folgten. S. wirkte in Wien einerseits als Elektrotherapeut und Leiter der Station für elektr. Behandlung am Krankenhaus Wieden, anderseits hatte er auch seine eigene, von ihm gegründete Anstalt für orthopäd. Gymnastik in Wien 1, wie er überhaupt zu den Pionieren dieser Bewegung zu zählen ist. Zu seiner Klientel zählten höchste Kreise der Geburts- und Geldaristokratie. S., ein früher Förderer F. M. Felders (s. d.), begann schon früh selbst mit dichter. Versuchen, umsomehr, als er während seiner Aufenthalte in der Heimat zu einem poet. gesinnten literar.-gesellschaftl. Kreis zählte und dort begeisterte Zuhörer fand. 1886 veröff. er seinen (einzigen) Ged.Bd. unter dem Vbg. Sprichwort „Nit lugg lo’!“ (Neuaufl. 1986). Darin zeigt sich der Dichter als Sammler und Eigenschöpfer des Kurzged., meistens vierzeilig, mit jeweils heiter-satir. Inhalt. S. war eine markante Persönlichkeit, als Arzt wie als Dichter. In der Vbg. Literaturgeschichte gehört er neben K. Hagen (s. d.), Franz Josef Vonbun u. a. in die erste Reihe der frühen Mundartdichter und -sammler, die sich um die Pflege und den Erhalt des alemann. Idioms im Land vor dem Arlberg bemühten. S.s Sohn, Ludwig Eduard S. (geb. Ludesch, Vbg., 16. 4. 1862; gest. Feldkirch, Vbg., 28. 2. 1927), stud. gleichfalls an den Univ. Würzburg (1881–82) und Wien (ab 1882) Med., 1888 Dr. med. Er wirkte fünf Jahre lang in verschiedenen Abt. des Krankenhauses Wieden und übernahm nach dem Tod seines Vaters die Leitung von dessen orthopäd. Anstalt. 1907 zog er sich nach Feldkirch zurück.

L.: Die Presse, 9., N. Fr. Pr., 10. 1. 1893; Brümmer; Eisenberg, 1893, Bd. 1 und 2; Giebisch–Gugitz; Kosch, 3. Aufl.; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg.; E. Winder, in: 41. Programm des k. k. Staatsgymn. in Innsbruck, 1890, S. 1ff.; Mitth. des Wr. Med. Doctoren-Collegiums 19, 1893, S. 8; Wr. klin. WS 6, 1893, Nr. 5, S. 95; A. Lamprecht, in: Landes-Mus.-Ver. für Vbg., 46. Jahres-Ber., 1909, S. 117ff. (mit Bild; auch für Ludwig Eduard S.); Muettersproch. Mundartdichtung des 19. Jh. aus Vbg., bearb. von W. Lingenhöle und E. Wirthensohn, 1992, S. 189ff. (mit Bild, Ged.Proben und L.); W. Zirker, „Allein der Patient starb, vor er geheilt war.“ Ärzte und Wundärzte in Vbg. von 1814–1914 (= Alemannia Studens, Sonderbd. 3), 1998, s. Reg.; UA Wien; Mitt. Werner Matt, Dornbirn, Vbg.
(E. Lebensaft – W. Lingenhöle – J. Seidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 99f.
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