Seidl, Ignaz (III.) (1851-1929), Großindustrieller

Seidl Ignaz (III.), Großindustrieller. Geb. Mähr. Schönberg, Mähren (Šumperk, Tschechien), 25. 9. 1851; gest. ebd., 4. 5. 1929. Sohn von Ignaz (II.), Bruder von Max und Karl S. sowie von Eduard S. v. Hohenveldern (alle s. d.), Vater von Ignaz S. (IV.) (s. u.). S. erhielt seine schul. Ausbildung in Olmütz (Olomouc) und Wien, seine kaufmänn. und techn. Kenntnisse ergänzte er durch Praxis in Leipzig und in verschiedenen Spinnereien im Ausland, v. a. in Dtld. und Irland. In den 70er Jahren des 19. Jh. trat er als Gesellschafter in die Fa. I. Seidl & Co. in Mähr. Schönberg ein, war Mitinhaber und Leiter der Spinnerei in Zautke (Sudkov). Auf seine Initiative wurde dort 1882 zur Flachsspinnerei eine Baumwollspinnerei hinzugefügt, die 1884 bereits mehr als 16.000 Spindeln zählte und bis 1929 über 1.000 Arbeiter beschäftigte. KR S. bekleidete auch zahlreiche Funktionen im Wirtschaftsleben, u. a. als Mitgl. der Permanenzkomm. für die Handelswerte im Handelsmin., als Obmann der Ringziegelofen AG, Mähr. Schönberg, Dion.mitgl. und Verwaltungsrat der Keltschaner Zuckerfabrik AG, Keltschan (Kelčany), Präs. bzw. Dion.rat in den Flachsspinnereien in Wiesenberg (Loučná nad Desnou) und Friedland an der Mohra (Břidličná), Präs. der Zuckerfabrik AG in Ottmachau (Otmuchów) sowie Verwaltungsrat, nach dem Krieg Dion.rat der Zuckerraffinerie in Lundenburg (Břeclav). Ab 1885 fungierte er als Mitgl. der Gmd.vertretung in Mähr. Schönberg, 1897–1906 auch des Gmd.rats und hatte den Vorsitz in der Bausektion inne. Er war Mitbegründer (später) Ehrenmitgl. der Schönberger Freiwilligen Feuerwehr und viele Jahre Vorstand bzw. Ehrenvorstand der bürgerl. Schützenges. Sein Sohn, Ignaz S. (IV.) (geb. um 1883; gest. Praha, Tschechoslowakei/Tschechien, 24. 2. 1922), trat nach Auslandsaufenthalten in das Familienunternehmen I. Seidl & Co. ein und wurde darin ebenso wie in der Zuckerfabrik Ed. Seidl & Co. öff. Gesellschafter. Auch er war Verwaltungsrat- und Ausschußmitgl. wirtschaftl. und industrieller Vereinigungen, u. a. der Wiesenberger Flachsspinnerei und der Zuckerfabrik in Ottmachau. Kurze Zeit Gmd.rat von Mähr. Schönberg, war er bis zu seinem Tod Dion.mitgl. der Städt. Sparkasse sowie in verschiedenen dt. Ver. engagiert. Sein Sohn Dr. Dr. h. c. Ignaz Seidl-Hohenveldern (geb. Mähr. Schönberg, 15. 6. 1918; gest. 25. 7. 2001) wirkte, international angesehen, u. a. als o. Prof. für Völkerrecht an der Univ. Wien; 1985 k. M., 1987 w. M. der Österr. Akad. der Wiss. in Wien.

L.: Nordmähr. Grenzbote, 9. 5. 1929; K. Umlauff – F. Tersch, Chronik der Stadt Mähr. Schönberg, 1901, S. 47, 62, 90, 111, 134f., 155; Compass 48ff., 1915ff., Bd. 3, 61, 1928 (Personenbd.); F. Spurný, Moravolen Sudkov, 1973. – Ignaz S. (IV.): Dt. Ztg. Bohemia, 1. 3. 1922; Mitt. Collegium Carolinum, München, Dtld.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 123f.
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