Seligmann, Berthold (1852-1925), Journalist, Buchdrucker und Zeitungsunternehmer

Seligmann Berthold, Journalist, Buchdrucker und Zeitungsunternehmer. Geb. Lichtenstadt, Böhmen (Hroznětín, Tschechien), 23. 9. 1852; gest. Karlovy Vary, Tschechoslowakei (Tschechien), 6. 4. 1925; mos. Sohn des Lichtenstädter Handelsmanns David S. (gest. Karlsbad, Böhmen /Karlovy Vary, Tschechien, 19. 11. 1883; mos.), Bruder von Julius S. (s. u.), Vater von Walter Serner (s. d.). S. betrieb ursprüngl. in Karlsbad „Seligmanns israelitische Restauration am Marktplatz“ (um 1880), war bis 1886 Red. der „Karlsbader Nachrichten“ und gründete 1887 gem. mit seinem Bruder Julius S. (geb. Karlsbad [?], 13. 7. 1856; gest. Karlovy Vary, 2. 8. 1921; mos.), die bis 1923 existierende WS „Karlsbader Zeitung“, für die er als verantwortl. Red. und Hrsg. in Erscheinung trat. Auch Walter Serner, dessen literar. Präferenzen ansonsten bei seinem Vater kein Verständnis fanden, sondern zu heftigen Kontroversen führten, lieferte 1909–12 zahlreiche Beitrr. über Theater und Bildende Kunst, für dieses Bl. Ab 1890 gaben die Brüder S. für die internationale Badeklientel jeweils während der Saison – Mai bis September – das wohl einzige engl.sprachige Periodikum in der Österr.-ung. Monarchie, die Z. „The Karlsbad Herald. Foreigner’s Journal and Anglo-American Register“, heraus, für die Julius, der neben vielen anderen Ländern auch die USA bereist hatte und über ausgez. Sprachkenntnisse verfügte, verantwortl. zeichnete, sowie ab 1912 das – gleichfalls nur Mai bis September – tägl. erscheinende „Karlsbader Morgenblatt“. Julius S. verf. daneben ansprechende Reiseskizzen und Feuilletons für die „Karlsbader Zeitung“, die auch gesammelt in Buchform erschienen. Im Jänner 1904 eröffneten Berthold und Julius S. eine eigene Buchdruckerei, in der u. a. ihre eigenen Publ. veröff. wurden und die zuletzt von S.s jüngstem Sohn, Lothar S. (geb. 18. 2. 1905; gest. 19. 11. 1928), übernommen und weitergeführt wurde. Beide Brüder spielten auch eine nicht unwesentl. Rolle in der Vereinigung der Karlsbader Buchdrucker. Der Aufstieg der Familie S. vom Wanderhändler David S., der – wie seine Schicksalsgenossen – noch zu Beginn der 50er Jahre aus Karlsbad ausgewiesen wurde, zu etablierten Ztg.- und Druckereiunternehmern spiegelt über das familiäre Umfeld hinaus auch den Integrationsprozeß der ursprüngl. nur zur Saison zugelassenen jüd. Händler und Kaufleute in der Kurstadt wider.

W.: Im Fluge durch Spanien, 1896; etc. – Julius S.: Ein Ausflug nach Amerika, 1900; Rundreisebilder, 1906; Das Kaiserdenkmal in Karlsbad, 1911; etc.
L. (auch für Julius S.): Karlsbader Morgenbl., 3., Karlsbader Ztg., 7. 8. 1921 (für Julius S.); Kosch; Kosel 2; I. Ziegler, Dokumente zur Geschichte der Juden in Karlsbad (1791–1869), 1913, bes. S. 108 (für David S.); (A. Berger), 25 Jahre Gremium der graph. Gewerbe mit dem Sitze in Eger, 1928, S. 46f. (mit Bild von Berthold und von Julius S.); W. Serner, Der Abreiser. Materialien zu Leben und Werk (= ders., Das Gesamte Werk 8), (1984), s. Reg.; A. Puff-Trojan, Wien/Berlin/Dada. Reisen mit Dr. Serner, (1993), S. 13f.; Mitt. Jana Brabencová, Praha, Tschechien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 153
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