Seyfried, Josef von (1780-1849), Schriftsteller, Journalist und Theatersekretär

Seyfried Josef von, Schriftsteller, Journalist und Theatersekretär. Geb. Wien, 24. 3. 1780; gest. ebd., 28. 6. 1849; röm.- kath. Bruder von Ignaz (s. d.), Vater von Ferdinand v. S. (s. u.). Nach einem Jusstud. an der Univ. Wien folgte S. 1801 dem Angebot Bartholomäus Zitterbarths als Sekr. und Theaterdichter an dessen neuerbautes Theater an der Wien, wo ihm bereits im ersten Jahr mit einer Übers. von Mozarts „Titus“ der Durchbruch gelang. S. machte sich in den folgenden Jahren als Übers. und Bearbeiter unzähliger französ., engl. und italien. Vorlagen, z. Tl. für Opern seines Bruders, aber auch bedeutender zeitgenöss.ausländ. Komponisten, einen Namen, sodaß er 1804 einen Ruf an das dt. Hoftheater in St. Petersburg erhielt, welchem er allerdings nicht folgte. Mit Beginn des Jahres 1807 nur noch als Theaterdichter tätig, war er daneben Red. diverser Z., wie 1811–13 als Nachfolger Castellis (s. d.) der „Thalia“, danach bis 1843 von „Der Sammler“, 1814–43 auch von „Der Wanderer“. Auch aushilfsweise Red. der „Vaterländischen Blätter“ und der „Wiener Zeitung“, war S. u. a. Red. des „Gemeinnützigen und erheiternden Haus-Calenders für das österreichische Kaiserthum“. 1828–36 war S. als Kanzleidir. am Hofoperntheater angestellt; als solcher versuchte er auf Reisen nach Dtld. Künstler und Personal für das Theater zu gewinnen. 1832 übernahm er noch für kurze Zeit die Red. des Wochenbl. „Der Jugendfreund“, bis er schließl. 1843 alle Ämter zurücklegte und i. d. R. trat. Sein Sohn Ferdinand v. S. (geb. Wien, um 1811; gest. ebd., 9. 10. 1865; röm.-kath.), Beamter bei der Ersten österr. Spar-Casse, war ursprüngl. Red. des „Sammler“, bis er 1844 die Nachfolge seines Vaters beim „Wanderer“ antrat, der sich nach 1848 aus einem belletrist. in ein polit. Bl. wandelte, wobei Ferdinand v. S. eine zentralist. Linie vertrat. Obwohl nominell auch für den polit. Tl. verantwortl., betreute er in erster Linie das Theaterfeuilleton und verf. zahllose größere Theaterkritiken sowie Theaternotizen. Seine Erinnerungen legte er in dem Werk „Rückschau in das Theaterleben Wiens seit den letzten fünfzig Jahren“ (1864), nieder, vorwiegend anspruchslose Schilderungen aus dem Theaterleben Wiens und harmlose Anekdoten über Schauspieler, Sänger etc.

W.: s. u. bei Goedeke; Kosch; vgl. auch Estermann, s. Reg. (auch für Ferdinand v. S.).
L.: ADB; Giebisch–Gugitz; Goedeke, s. Reg.bd. (mit W.);Kosch (mit W.); Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, s. Reg.; ders., Opern und Operetten in Wien (= Wr. musikwiss. Beitrr.2), 1955, s. Reg. – Ferdinand v. S.: Der Wanderer, 10., 11. 10. 1865; ADB (s. u. S. Joseph); Kosch; Wurzbach; WStLA, Wien.
(Ch. Fastl – E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 210
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