Siegl, Karl von (1842-1900), Radierer, Kupferstecher und Eisenbahntechniker

Siegl Karl von, Radierer, Kupferstecher und Eisenbahntechniker. Geb. Łańcut, Galizien (Polen), 6. 6. 1842; gest. Wien, 12. 4. 1900; röm.-kath. – Sohn von Johann v. S. (s. u.). S. stud. nach der Matura am Wr. Schottengymn., 1858–62 am polytechn. Inst. in Wien und war 1863–81 im Eisenbahnbau tätig, wo er als Ing. u. a. an der Trassierung und Erbauung der Brennerbahn, später als Obering. an der Österr. Nordwestbahn und schließl., einem Ruf Konrad Wilhelm Hellwags folgend, als Sektionsing. am Bauprojekt der St. Gotthardbahn mitarbeitete. 1877–79 stud. er als Hospitant an der Wr. ABK u. a. bei Griepenkerl (s. d.), spezialisierte sich auf Kupferstich und Radierung, nahm 1879 Privatunterricht und stud. 1881–86 bei William Unger an der Wr. Kunstgewerbeschule; i. d. F. war er fast ausschließl. auf dem Gebiet der Reproduktionstechnik tätig. S. schuf u. a. gem. mit Groh (s. d.), Unger, Wilhelm Wörnle Radierungen, Zeichnungen und Holzschnitte für K. v. Lützows (s. d.) „Die Kunstschätze Italiens in geographisch-historischer Übersicht“, 1884, und mit Groh und Niemann (s. d.) zu Benndorfs (s. d.) „Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa“, 1889. S.s Hauptwerk sind seine etwa 270 Zeichnungen für das von Kronprinz Rudolf (s. d.) geförderte sog. Kronprinzenwerk, „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, 24 Bde., 1885–1902, davon ca. 70 für den Bd. „Galizien“, 1898 (Originale in der Porträtsmlg. der Österr. Nationalbibliothek). Ab 1883 war S. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus). S.s Vater, der Militärarzt Johann v. S. (geb. Kock, Polen, 8. 5. 1807; gest. Wien, 28. 11. 1887), 1832 Dr. med., trat im selben Jahr als Oberarzt in die Armee ein und arbeitete als Ass. an der Lehrkanzel für theoret. Chirurgie an der Wr. Josephsakad. 1851 zum Stabsarzt befördert, hatte er i. d. F. leitende Positionen in den Garnisonsspitälern Verona und Wien inne. 1855 Mitgl. des neugeschaffenen Militärsan.komitees, wurde S. 1867 zum Reichskriegsmin. transferiert, wo er u. a. mit der Reform der Feldsan.ausrüstung betraut war und auch bei der Reorganisation des Militärsan.wesens 1870 in beratender Funktion mitwirkte; ab 1869 San.chef beim Gen.kmdo. in Wien, 1875 Gen.stabsarzt, 1876 i. R. 1867 wurde S. für seine Verdienste um das Militärsan.wesen und seinen Einsatz im Kriegsjahr 1866 in den Ritterstand erhoben.

L.: NFP, 14. 4. 1900; Eisenberg 1; Thieme–Becker; Das geistige Dtld. am Ende des 19. Jh. 1, 1898; J. Böck- Gnadenau, in: Mitth. der Ges. für vervielfältigende Kunst, 1902, S. 33f.; R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus …, 1951, S. 86, 147; Länder und Menschen vor der Jh.wende (= Biblos-Schriften 52), Wien 1969, S. 20, 28, 73 (Kat.); I. Kohl – E. Brix, Galizien in Bildern (= documenta ethnographica 2), 1997, S. 96; Archiv der ABK, Archiv der Univ. für angewandte Kunst, Archiv der TU, alle Wien; Mitt. Irene Kohl, Wien. – Johann v. S.: Wr. Med. Presse 17, 1876, S. 1101; WMW 26, 1876, Sp. 260, 37, 1887, Sp. 1609f.; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr.-ung. Militär- und Marineärzte, 1913, S. 195f.; Wr. genealog. Taschenbuch 8, 1937, S. 160f.; AVA, KA, beide Wien.
(D. Angetter – Ch. Gruber – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 241f.
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