Stáhly, Ignácz (1787–1849), Arzt und Chirurg

Stáhly Ignácz, Arzt und Chirurg. Geb. Pest (Budapest, Ungarn), 31. 7. 1787; gest. ebd., 29. 4. 1849. Vater von György S. (s. u.). Nach Absolv. seiner Schulausbildung stud. S. Med. an der Univ. Pest, wo sich rasch seine bes. chirurg. Begabung und Geschicklichkeit zeigte; 1802 Mag. ophthalm., 1804 Dr. chir., Mag. obstet. 1806 Adjunkt am chirurg. Lehrstuhl, wurde er 1807 stellv., 1809 o. Prof. der Anatomie an der Univ. Pest und gleichzeitig Leibarzt der Erzhgn. Maria Dorothea (s. d.). 1826/27 war er Lehrbeauftragter der Chirurgie und wurde 1833 o. Prof. dieses Fachs. 1840 zum Protomedicus und Leiter der gesundheitl. Abt. des Statthalterrats ernannt, war S. ab 1843/44 auch Dir. der med. Fak. Nach der Märzrevolution 1848 und der Bildung einer ung. Regierung, legte er freiwillig beide Funktionen zurück. I. d. F. organisierte S. eine Verwaltungsordnung des nunmehr selbständigen ung. Gesundheitswesens. Zwei Monate später wurde er zum Leiter der im Rahmen des Min. für Landwirtschaft und Handelswesen ins Leben gerufenen Gesundheits-Abt. ernannt und spielte beim Aufbau der Gesundheitsverwaltung sowie bei der Formierung der Landesbehörden für die einzelnen Arbeitskreise eine bedeutende Rolle. Im Sommer 1848 stellte die militärpolit. Lage des Landes neue Forderungen, insbes. die Gründung eines selbständigen Militärgesundheitswesens betreffend. S. wurde auf Vorschlag von L. Kossuth v. Udvard und Kossut (s. d.) im Oktober 1848 als Feldoberarzt mit der Organisation des Arztkorps der Honvéd bzw. der Aufstellung der Gesundheitsabt. im Min. beauftragt. S. förderte die Organisation der Feldlazarette sowie des militär. Kurses an der Univ. Pest und legte den Arbeits- und Aufgabenbereich der Feldärzte und ihrer Untergebenen fest. Wichtige Maßnahmen verordnete er zur Infrastruktur der Militärlazarette und zur Ausbildung des Hilfspersonals, wofür die Verpfleger-Schulung v. a. für diejenigen Studenten der Chirurgie, die sich zum Militärdienst verpflichteten, ins Leben gerufen wurde. S. wurde 1834 zum kgl.-ung. Rat und 1839 und zum Mitgl. der Ung. Akad. der Wiss. ernannt. Sein Sohn György S. (geb. Pest, 26. 2. 1809; gest. ebd., 11. 4. 1846) stud. nach Absolv. seiner Schulausbildung Med. an der Univ. Pest; 1832 Dr. med. Zunächst im anatom. Inst. und später in der chirurg. Klinik tätig, wurde er 1841 Oberarzt im Kom. Fejér; 1855 ao. Prof. Publizist. tätig, erschienen seine Fachschriften in dt. und ung. Sprache, einige kleinere Mitt. im „Orvosi Tár“. Bemerkenswert sind seine Untersuchungen zur Epilepsie, mit der er sich schon in seiner Diss. befaßt hatte.

W.: György S.: De epilepsia, med. Diss. Budapest, 1832; Medica et epilepsia, 1832; Beschreibung einer Nachtwandlerin, 1835, ung. 1839; etc.
L.: M. Életr. Lex. (m. B.); Pallas (s. u. Szemészet); Szinnyei (auch für György S.); Wurzbach (s. u. Georg S.); A. C. P. Callisen, Med. Schriftsteller-Lex. 18, 1834, 32, 1844; F. Toldy, in: Magyar Acad. Értesítő, 1851, S. 171ff.; Az orvostudományi kar tőrténete 1770–1935, ed. T. Győry (= A Királyi magyar pázmány péter-tudományegyetem tőrténete 3), 1936, s. Reg. (auch für György S.); G. Zétény, A magyar szabadságharc honvédorvosai, 1948, passim, bes. S. 2088; A. Szallasi, in: Orvosi Hetilap 115, 1974, S. 1778ff.; ders., ebd. 129, 1988, S. 508ff.; K. Kapronczay, ebd. 149, 1999, S. 2003f.
(K. Kapronczay)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 82
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