Steeb, Christian Frh. von (1848–1921), Offizier, Kartograph und Geodät

Steeb Christian Frh. von, Offizier, Kartograph und Geodät. Geb. Peterwardein, Kroatien (Petrovaradin, Serbien), 11. 5. 1848; gest. Donja Stubica, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen (Štubički Golubovec, Kroatien), 8. 11. 1921; röm.-kath. Sohn von Ida v. S.-Rehm und Johann Bapt., Bruder von Gustav v. S. (beide s. u.). Nach Absolv. seiner Schulausbildung besuchte S. die Genie-Akad. und wurde 1866 als Lt. zum 2. Genie-Rgt. ausgemustert. Im selben Jahr beteiligte er sich an der Instandsetzung der Festung Komorn (Komárno, Komárom) und vervollkommnete seine Ausbildung am Höheren Geniekurs. I. d. F. als Sprengstoffexperte tätig, leitete er 1869–70 beim Bau der Wr. Hochquellenwasserleitung jene Sprengungen, bei welchen erstmals Dynamit von der Genie-Truppe verwendet wurde. 1870 Oblt., leistete S. Dienst im techn. und administrativen Militärkomitee und beim Gen.stab, wo er insbes. für die Mappierung zuständig war. 1873 Hptm., 1882 Mjr., 1885 Obstlt., wurde S. 1887 zum IR 18 versetzt und als Obst. (1888) 1889 mit der Leitung des Landesbeschreibungsbüros des Gen.stabs betraut. 1894 Kmdt. der 53. Inf.brig., 1894 GM und 1898 FML. 1895–1901 leitete er das Militärgeograph. Inst. in Wien, dessen techn. Einrichtungen er adaptierte. Unter seiner Ägide entwickelte sich das Inst. zur Musteranstalt für kartograph. Forschung. 1901 wurde er Kmdt. der 16. Inf.-Truppen-Div., 1905 wurde er Festungs-Kmdt. von Krakau (Kraków) und noch im selben Jahr FZM und Geh. Rat. 1907 i. R. wurde er in den Frh.stand erhoben. S.s Leistungen auf dem Gebiet der Kartographie zeigen sich in wiss. Arbeiten. Aufgrund seiner Initiative entstand die 4. große Landaufnahme Österr. S. gilt aber auch als Gründer der neuen Balkan-Geographie. Zu seinen Verdiensten zählt die Entstehung der ersten 1:75.000 Karte von Montenegro. S. erhielt u. a. 1887 das Militär-Verdienstkreuz und 1901 den Orden der Eisernen Krone II. Kl. 1897–1900 Präs. der Geograph. Ges. in Wien, war er deren Ehrenpräs. sowie Ehrenpräs. der Ung. Geograph. Ges. Sein Bruder Gustav v. S. (geb. Karlsburg, Siebenbürgen / Alba Iulia, Rumänien, 31. 3. 1845; gest. Wien, 1876) kämpfte 1866 bei Custozza (Custoza). 1871 kam er an das Militärgeograph. Inst. in Wien, wo er bei der Mappierung und an der Seite des Astronomen Th. v. Oppolzer (s. d.) bei der europ. Gradmessung entscheidend mitwirkte. Sein Vater, der Off. Johann Bapt. v. S. (geb. Wien, 12. 10. 1802; gest. Mödling, NÖ, 20. 3. 1875; röm.-kath.), war ab 1839 Hptm. im Genie-Dienst. Als Genie-Dir. in Sebenico (Šibenik) leitete er den Bau der Batterie Madonna auf der Insel Lissa (Vis). 1847 Mjr., war er als Genie-Dir. der Festung Peterwardein 1848 für den Ausbau der Verteidigungsanlage verantwortl. 1849 von der Honvedarmee verhaftet und nach Großwardein (Oradea) verschleppt, gelang es ihm noch, die Festungspläne seiner Frau Ida S.-Rehm (geb. Bar-sur-Aube, Frankreich, 10. 4. 1817; gest. Wien, 14. 8. 1897) zu übergeben, die diese Pläne in das Hauptquartier nach Kamenitz (Sremska Kamenica) in Sicherheit bringen konnte. Nach der Befreiung aus der Haft fungierte Johann Bapt. v. S. als Genie-Dir. in Theresienstadt (Terezín) und trat, 1852 Obst., 1856 i. d. R.

W.: Über das Schießen der Inf., in: Streffleur 1, 1907; etc.
L.: NFP, 11. 11. 1921, 17. 1. 1922; NWT, 2. 4. 1897 (für Ida S.-Rehm), 24. 1. 1922; Gatti 1, s. Reg.; Wer ist’s?, 1906, 1908f.; Wurzbach (s. u. Johann v. S.); Mitt. der Geograph. Ges. in Wien 64, 1921, S. 189ff.; KA, WStLA, Materialiensmlg. ÖBL (m. B.), alle Wien. – Johann Bapt. v. S.: NFP, 22. 3. 1875; Gatti 1, s. Reg; Wer ist’s?, 1906 (auch für Ida S.-Rehm, s. u. Christian S.); Wurzbach (auch für Ida S.-Rehm); KA, MA 8, beide Wien.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 130f.
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