Štěpánek (Stiepanek), Jan Nep. (1783–1844), Schriftsteller, Theaterdirektor und Regisseur

Štěpánek (Stiepanek) Jan Nep., Schriftsteller, Theaterdirektor und Regisseur. Geb. Chrudim, Böhmen (Tschechien), 19. 5. 1783; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 12. 2. 1844. Sohn eines wohlhabenden Seifenhändlers; Vater von Antonie (Anastasie) Štěpánková (s. u.). Š. besuchte die Schulen in Chrudim, Leitomischl (Litomyšl) und Prag, wo er auch die phil. Jgg. absolv. Ab 1800 soll er Theol. stud. haben, wandte sich jedoch früh dem Theater und der Literatur zu und war bereits ab 1803 in einer Gruppe Prager Schauspieler in Teplitz (Teplice) aktiv, ab 1805/06 auch für das Kleinseitner Theater in Prag als Souffleur tätig. Ab 1812 leitete Š. die tschech. Liebhaberauff. am Landständ. Theater, die zu wohltätigen Zwecken veranstaltet wurden, und trat gelegentl. auch selbst als Schauspieler auf. Ab 1815/16 war er als Kassier und Sekr. beim Landständ. Theater beschäftigt und führte 1824–34 gem. mit Josef W. Kainz (s. d.) und Ferdinand Polawsky die Dion. dieses Theaters, wobei er in erster Linie als ökonom. Leiter sowie als Dir. und Regisseur der tschech.sprachigen Nachmittagsvorstellungen fungierte. Seine Bewerbung um die alleinige Dion. des Theaters (1834) war erfolglos, Š. blieb aber als Kassier, Sekr. und Regisseur tätig. Ab 1836 wirkte er auch als Red. der Ztg. „Pražské noviny“ und des belletrist. Beibl. „Česká včela“, er übers. für Ztg., Kal. etc. Als Bühnenautor, Übers. (ab 1803) und Dramaturg beeinflußte Š. maßgebl. das Unterhaltungsrepertoire des tschech. Prager Theaters im ersten Drittel des 19. Jh. (etwa 150 eigene Werke, Übers. und Bearb.). Neben Lokalschwänken (etwa „Berounské koláče“) und hist. Stücken im Stil der Ritterdramen (z. B. „Břetislav První, český Achilles“, „Korytané v Čechách“) war v. a. seine zweisprachige Komödie „Čech a Němec“ äußerst populär und hielt sich durch Jahrzehnte im Theaterrepertoire. Seine Übers. und Adaptionen französ. und italien. Lustspiele sowie v. a. von Komödien und Zauberspielen der Altwr. Volkskomödie waren bis in die erste Hälfte des 20. Jh. ein fester Bestandteil des tschech. Laientheaters, während seine Übers. von etwa 15 Opernlibretti (u. a. „Der Freischütz“, 1824, „Don Juan“, 1825) die Basis des tschech. Opernrepertoires bildeten. Š. engagierte sich in diversen humanitären Ver. Prags, war Gründungsmitgl. des Kirchenmusikver. in Böhmen, Ehrenmitgl. des Vaterländ. Mus. etc. Auch seine Tochter Antonie (Anastasie) Štěpánková (geb. Prag, 16. 2. 1820; gest. ebd., 2. 12. 1873) ergriff die Theaterlaufbahn; ab 1826 spielte sie Kinderrollen in Prag, ab 1839 wirkte sie in Dtld. als Opernsängerin, später als Gouvernante und Musiklehrerin in Pest (Budapest) und Prag. Ihre Schwester, Johanna Štěpánková (Stiepanek) (geb. Prag, 24. 12. 1827; gest. ebd., 21. 12. 1863), war Vorsteherin eines Mädcheninst.

W. (auch s. u. Wurzbach; Ludvová): Divadlo od J. Nep. Š., 16 Bde., 1820–32; etc. – Nachlaß, Literární archiv PNP, Divadelní oddělení Historického muz. des Národního muz., beide Praha, Tschechien.
L.: Bohemia, 13., Pražské noviny, 15. 2. 1844; DČD 2, s. Reg.; DČL 2, s. Reg. (m. B.); Rieger; Otto; Wurzbach; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1888, bes. S. 132ff.; J. Plavec, F. Škroup, 1941, s. Reg.; J. Vondráček, Dějiny českého divadla 1824–46, 1957, s. Reg.; D. Tureček, Rozporuplná sounáležitost, 2001, s. Reg.; M. Bastl, in: Chrudimský vlastivědný sborník 6, 2001, S. 165ff.; P. Mareš, „Also: nazdar!“. Aspekty textové vícejazyčnosti, 2003, s. Reg; J. Ludvová u. a., Hudební divadlo v českých zemích. Osobnosti 19. století, 2006 (m. W. u. L.); Lex. české literatury 4, red. L. Merhaut, 2008. – Antonie und Johanna Štěpánková: Wurzbach; Archiv hlavního města Prahy, Praha, Tschechien.
(J. Ludvová – V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 211f.
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