Sterrer, Karl d. Ä. (1844–1918), Bildhauer

Sterrer Karl d. Ä., Bildhauer. Geb. Wels (OÖ), 25. 5. 1844; gest. Wien, 17. 10. 1918; röm.-kath. Sohn von Josef S. d. Ä., Neffe von Franz (beide s. u.), Bruder des Buchdruckers und Lithographen Josef d. J. (geb. Wels, 18. 4. 1839; gest. Linz, OÖ, 22. 12. 1864), Vater des Malers, Radierers und Lithographen Karl S. d. J. (geb. Wien, 4. 12. 1885; gest. ebd., 10. 6. 1972), der ab 1921 Prof., 1937/38 Rektor an der Wr. ABK war. S. lernte 1858–68 bei Scheck (s. d.) in Linz, übersiedelte 1868 nach Wien, wo er sich vorerst bei Johann Schindler (s. d.) – mit dem er in späteren Jahren ein gem. Atelier unterhielt – sowie 1870–76 bei dem Bildhauer Franz Melnitzky weiterbildete; daneben besuchte er als Gasthörer die Wr. ABK. Bes. mit der Gruppe „Die Liebe zum Volke“, einer dynast.-allegor., von Kronprinz Rudolf (s. d.) angekauften Darstellung der Kronprinzessin Stephanie (s. Lónyay von Nagylónya und Vásárosnamény Fürstin) mit ihrer Tochter, erregte S. 1888 in künstler. Kreisen großes Aufsehen. Zu seinen frühesten Werken in einem öff. Monumentalbau gehören eine Stuckdecke sowie Porträtbüsten im Kunsthist. Mus.; seine bedeutendsten Arbeiten lieferte S. für das Parlament und die Neue Hofburg. Nach Vollendung der Ringstraßenbauten blieben die großen Staatsaufträge jedoch aus, und S. mußte u. a. mit Restaurierungsarbeiten sein Auslangen finden. Ab 1886 war er Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und Mitgl. des Albrecht Dürer-Ver. S.s Vater, Josef S. d. Ä. (geb. Wels, 15. 1. 1807; gest. Linz, 19. 9. 1888; röm.-kath.), Sohn eines Tischlermeisters, erlernte die Tischlerei und stud. angebl. an der Wr. ABK, mußte diese Ausbildung jedoch wegen des Ablebens seines Vaters abbrechen. Er übernahm den väterl. Betrieb, den er 1848 verkaufte, und übersiedelte nach Eferding; später fungierte er als Leiter einer Linzer Kunstschule. S.s Onkel Franz S. (geb. Wels, 16. 11. 1818; gest. Écully, Frankreich, 17. 9. 1901; röm.-kath.) besuchte 1831–33 die Elementarschule an der Wr. ABK und stud. anschließend bis 1845 (jeweils nur in den Wintersemestern) Historienzeichnung; mit seinen Werken – v. a. Porträt- und Genrearbeiten – war er auch in zahlreichen Akad.ausst. vertreten. 1845 eröffnete er in Linz ein Atelier, reiste aber bereits 1847 nach Konstantinopel, wo er erfolgreich künstler. tätig war und eine Französin ehel., mit der er i. d. F. nach Frankreich übersiedelte. Sein Sohn Louis S. (1861–1912) trat bes. als Maler religiöser Themen in Erscheinung.

W.: Mariä Himmelfahrt, 1868 (Relief); Büste R. Gf. Belcredi, Giebelrelief „Einigkeit“, Sitzfigur des Tacitus, 1898, Statue des Cicero (alle Parlament, Wien); vier allegor. Portalfiguren (BOKU, Wien); Statue Fränk. Gaugraf, Bauplastik an der Gartenfassade, Entwürfe zur Gartenplastik (alle Neue Hofburg, Wien); Kleinplastiken in Silber und Bronze; etc. – Josef S. d. Ä.: Die alte Traunbrücke in Wels, 1838; Panorama der Stadt Wels, 1851; etc.
L.: Die Presse, 19. 6. (Beilage), Illustriertes Wr. Extrabl., 18. 7., 6. 8. 1886; Österr. Illustrierte Ztg., 2. 4. 1905; WZ, 24. 10. 1918 (A.); Welser Ztg., 24. 10. 1968, 29. 5. 1969; Bénézit; Die Wr. Ringstraße 9/2, s. Reg.; Eisenberg 1; Fuchs, 19. Jh. (für Franz und Josef S. d. Ä.); Kosel 1; Krackowizer; Lhotsky; Thieme–Becker (für die Familie); Wurzbach (für Franz S.); Kunstchronik 14, 1879, S. 299, 21, 1886, S. 692; Die christl. Kunst 15, 1918/19, S. 31 (Beilage); F. Wiesinger – J. Rohrhofer, in: Jb. des städt. Mus. zu Wels 1937, 1938, S. 145f. (Familienartikel); J. Schmidt, Linzer Kunstchronik 1, 1951, s. Reg. (Familienartikel); R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus …, 1951, S. 93, 215; J. Thommes-Spitzer, in: blickpunkte 44, 1994, H. 4, S. 22ff. (m. B.); ABK, AVA, HHStA, WStLA, alle Wien; Stadtpfarre, Wels, OÖ; Mitt. Georg Wacha, Linz, OÖ.
(Ch. Gruber – G. Kalliauer – A. Nierhaus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 240
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