Stuwer, Anton d. Ä. (1804–1858), Kunstfeuerwerker

Stuwer Anton d. Ä., Kunstfeuerwerker. Geb. Wien, 1804; gest. ebd., 7. 1. 1858. Enkel von Johann Georg S., eigentl. Stubenrauch (geb. Oberliezheim, Bayern/D, 2. 8. 1732; Taufdatum; gest. Leopoldstadt, NÖ/ Wien, 4. 1. 1802), Sohn von Kaspar (Kasper) S. (geb. Landau, Frankreich / Landau in der Pfalz, D; gest. Leopoldstadt, NÖ, 10. 1. 1819), Vater von Anton S. d. J. (s. u.). – Johann Georg S. hatte 1773 sein erstes Feuerwerk in Wien veranstaltet und bald darauf einen eigenen Platz im Wr. Prater erhalten, auf dem i. d. F. auch seine Nachkommen Feuerwerke abbrannten. Einen seiner größten Erfolge erzielte er mit der pyrotechn. Darstellung von „Werthers Leiden“. 1784 gelang dem privilegierten Kunst- und Lustfeuerwerker mit einer eigenen Konstruktion zudem der erste bemannte Ballonaufstieg in Wien, an dem auch sein Sohn Kaspar (Kasper) S. beteiligt war. Dieser übernahm 1799 das Unternehmen. Nach Kaspars Tod leitete zunächst Franz Müller, Prof. der Zeichenkunst an der Ing.-Akad. in Wien, die Feuerwerkerei. Um 1825 übernahm S., der seine pyrotechn. Kenntnisse in Graz erworben hatte, das Geschäft und gab 1826 sein erstes großes Feuerwerk. Wie seine Vorfahren wählte er für die aus mehreren Fronten und einer Hauptdekoration bestehenden Feuerwerke mytholog., bibl., hist., literar. u. a. Motive (Orpheus und Eurydike, Ausbruch des Vesuvs, Ideenflug durch das Gebiet der Pyrotechnik, Das Mädchen aus der Feenwelt, Die letzten Tage Doctor Faust’s etc.). Unter Einsatz von selbstentwickelten Fallschirmraketen, sog. röm. Lichtern, Tourbillons, Brillantfeuern etc. brachte S. diverse Figuren, Blumen, Gebäude, Schriftzüge, aber auch z. B. „feurige Wünsche“ und „feurigen Champagner“ zur Darstellung. Zudem veranstaltete er Wasserfeuerwerke (Seeschlacht, Walfischfang u. a.). Jährl. fanden vier Hauptfeuerwerke statt, die außerordentl. beliebt waren und Tausende Zuschauer anzogen. Daneben handelte S. mit Feuerwerkskörpern aus eigener Produktion. Sein Sohn Anton S. d. J. (geb. Wien, 2. 9. 1830; gest. ebd., 15. 7. 1905; Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof; altkath.) übernahm 1858 das Unternehmen, nachdem er sich längere Zeit in der Türkei und in Ägypten aufgehalten und dort mit Feuerwerken großen Erfolg gehabt hatte. Im Zuge der Vorarbeiten für die Wr. Weltausst. 1873 verlor Hof-Kunstfeuerwerker Anton S. d. J. seinen Feuerwerksplatz. Er soll eine Stelle bei der Art. in St. Petersburg angeboten bekommen haben und gab 1876 sein Abschiedsfeuerwerk auf der „Schützeninsel“. Sein Laboratorium, in dem er noch später pyrotechn. Artikel erzeugte, übernahm um 1900 sein Schwiegersohn Hermann Weissenbach.

L. (meist Familienartikel): NFP (A.), NWT, 17. 7. 1905 (für Anton S. d. J.); AZ, 14. 2. 1947; Czeike; Wurzbach; F. R., Die S.ische Luftmaschine, 1785 (für Johann Georg und Kaspar S.); E. Luban, in: Alt-Wien 1, 1891–92, S. 118ff.; H. Pemmer – N. Lackner, Der Prater, neu bearb. G. Düriegl – L. Sackmauer, 2. Aufl. 1974, s. Reg.; H. Kronberger, Das österr. Ballonbuch, 1987, S. 24ff. (für Johann Georg und Kaspar S.); A. Reininghaus, in: Die schöne Kunst der Verschwendung, ed. G. Kohler, 1988, S. 143ff.; MA 8 (für Anton S. d. J.), Wienbibl. im Rathaus, beide Wien; Mitt. Helmut Herreiner, Bissingen, D.
(E. Offenthaler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 17f.
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